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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Vasall oder mein Oberlord? Bei allen Göttern, ist er mein Gemahl? Lauf, Luc, lauf!«

34
    Nachdem er sich passend geschminkt hatte, sicherte Kylar Vergeltung auf seinem Rücken und hüllte sich in lose Lumpen, die so sehr stanken und so verdreckt waren, dass es ihm widerstrebte, sie zu tragen. Dann schulterte er einen Sack mit den Kleidern eines Edelmanns. Er versah die Fallen der Tür wieder mit Giften, die krank machen, aber nicht töten würden, und hockte sich auf die Leiter. Es war jetzt früher Morgen, und er musste sein sicheres Haus blind verlassen. Er wartete eine Viertelstunde und stimmte sich auf die Geräusche der Straße ein.
    Er hörte das laute Klappern der Hufe eines Pferdes auf seiner Pflasterplatte. Das war es. Er wartete noch eine Sekunde länger, während er den Ka’kari über seine Kleidung zog und unsichtbar wurde. Dann stemmte er die Pflasterplatte hoch, als der Pferdewagen genau über ihm war, kroch hinaus, drehte sich auf dem Bauch um, legte den Stein wieder an seinen Platz und warf Straßenschmutz darüber. Die hintere Achse des Wagens verfing sich kurz an Vergeltung. Der Fahrer fluchte und drehte sich um, sah jedoch nichts.
    Unsichtbar stand Kylar auf und machte sich auf den Weg in eine Gasse. Er ließ die Schatten los und untersuchte seine Lumpen, um zu sehen, welchen Schaden der Ka’kari ihnen diesmal zugefügt hatte. Es war nicht schlimm, bis auf einige neue Löcher auf dem Rücken, durch die man möglicherweise Vergeltung sehen
konnte. Er drehte den Sack so, dass er auf seinem Rücken zu liegen kam, heuchelte ein Humpeln und machte sich auf den Weg zum Reihernest. Es lag an der Kreuzung des Sidlinwegs und der Vandenstraße und war daher eins der wenigen Gasthäuser in der Stadt, wo er in Lumpen eintreten und in Seide wieder fortgehen konnte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Er war noch keine zwei Häuserblocks weit gekommen, als er den Hinterhalt sah. Gilderatten versteckten sich inmitten des Mülls, der die Gasse versperrte. Die meisten von ihnen hielten Steine in Händen, aber er bemerkte auch ein oder zwei mit khalidorischen Schwertern, zweifellos Relikte der Nocta Hemata. Es war noch Zeit, sich abzuwenden, aber Kylar tat es aus einem einzigen Grund nicht: Er sah Blau. Er hatte vergessen, das Geld zu verstecken, das er ihr versprochen hatte. Sie mochte sogar ihre Seite des Handels eingehalten und ihre Mannschaft verlegt haben, obwohl er es bezweifelte.
    Das größte Kind der Gilde war das erste, das sich erhob. Der Junge war klein für seine sechzehn Jahre und hager wie sie alle, obwohl er nicht den geblähten Bauch der Unterernährung hatte, den einige der Kleinen zeigten. Er hielt ein khalidorisches Schwert in der Hand, und sein Blick huschte auf der Suche nach Unterstützung von einem der Kinder zum anderen. »Gebt uns Eure Münzen und diese Tasche, und Ihr könnt gehen«, verlangte er. Er leckte sich die Lippen.
    Kylar schaute in die Runde. Es waren siebzehn, alle erfüllt von Todesangst, vor allem die Kleinen. Blau musterte ihn argwöhnisch. Er grinste sie an. »Ich vergaß, dir dies zu geben«, sagte er und fischte aus einer Tasche eine Goldmünze. Es war weit mehr, als er versprochen hatte, aber diese Kinder konnten es gebrauchen. Er warf ihr die Münze zu.
    Einer der Großen deutete die Bewegung falsch und zielte mit seinem Stein auf Kylars Kopf. Kylar wich aus, und das Wurfgeschoss
traf beinahe einen anderen Großen auf der anderen Seite an der Schläfe. Dieser Große warf seinen Stein, und im nächsten Moment explodierte der Kreis vor fliegenden Steinen und blitzenden Schwertern.
    Mit einem Aufwallen seiner Magie sprang Kylar drei Meter hoch in die Luft, drehte sich, zog Vergeltung und bedeckte es mit dem Ka’kari. Als er landete, fuhr er im Kreis herum, zwei Aktionen - Silberbärfälle und Garrans Zephyr -, und er hatte die Klingen von drei Schwertern direkt oberhalb der Griffe abgeschlagen. Von Vergeltung ließ der Ka’kari einen Puls von Magie frei, der über Kylars Haut schoss.
    Was war das?
    ~Beeindruckend. Schau.~
    Die Gilde war erstarrt, und selbst jene unter den Großen, die plötzlich zerbrochene Schwerter in Händen hielten, starrten Kylar an, nicht ihre Schwerter. Er betrachtete sich selbst und sah, dass er irgendwie seine Robe verloren hatte und dass seine Haut leuchtete, als würde sie von innen erhellt, als berste er vor kaum bezähmter Macht. Ich habe dir nicht gesagt, dass du das tun sollst.
    ~Du wolltest sie aufhalten, ohne sie zu töten, nicht

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