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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufgelesen hatte. Es hätte sie nicht gewundert, wenn der Liftboy oder der Portier an der Rezeption mit dem Finger auf sie gezeigt hätten.
    Nun kam Edward zu den beiden Frauen herüber. Wie elegant er aussah in seinem perfekt sitzenden Frack! »Leider ist keine Suite mehr frei«, verkündete er.
    »Uns genügt ein einfaches Zimmer«, beeilte Sofie sich zu versichern.
    »Unsinn! Ihr könnt meine Suite haben. Ich habe mir bereits ein anderes Zimmer genommen.«
    »Aber Edward ... «
    »Keine Widerrede!« Zum ersten Mal an diesem Abend verzogen sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln, und in seine Augen trat ein warmer Glanz.
    Plötzlich glich er wieder dem Mann, in den sie sich vor zwei Jahren unsterblich verliebt hatte.
    Sofie senkte den Blick und machte sich an Edanas Decke zu schaffen. Die, vier bestiegen den Aufzug und gingen kurz darauf den Flur im fünften Stock entlang. Edward schloss die Tür zu seiner Suite auf und bat die Damen einzutreten. »Es gibt zwei Schlafzimmer. Das kleinere benutze ich als Büro. Morgen lasse ich meine Sachen holen.
    Sofie, hier vorne ist dein Schlafzimmer.«
    Beinahe andächtig schaute Sofie sich um. Sie stand in einem kreisrunden Vorraum, der in Trompe-I'ceil-Manier bemalt war und den Eindruck erweckte, man befinde sich in einem mit exotischen Pflanzen überwucherten Wintergarten. Ein offener Torbogen gab den Blick in den Salon frei. Blaue Orientteppiche lagen auf dem Marmorboden. Vor einem hohen Kamin standen zwei Chintzsofas, ein mit rotem Damast bezogener Sessel und eine rotweiß gestreifte Bergere. Rechts davon stand ein bis zur Decke reichender Mahagonischrank mit durchbrochener Glasfront. Die Fenster zum Central Park waren mit roten Damastdraperien verhängt. An den Wänden hingen Gemälde und Kupferstiche alter französischer und englischer Meister.
    Zur Linken öffnete sich ein Erker, in dem ein ovaler, glänzend polierter Mahagonitisch mit sechs Stühlen stand.
    Ebenfalls zur Linken gab eine offene Tür Einblick in das zweite, von Edward als Büro benutzte Schlafzimmer. Die grüne Lederplatte eines zierlichen Schreibtischs war mit ungeordneten Stapeln Papieren bedeckt.
    Edward führte sie durch den Salon. Sofie versuchte, die Wärme seiner Hand an ihrem Ellbogen nicht zu beachten, und als sein Schenkel den ihren durch die raschelnde Atlasseide ihres Abendkleids streifte, tat sie, als bemerke sie es nicht.
    An der Schwelle zum großen Schlafzimmer ließ er ihren Arm los. Sein Schlafzimmer. Sofie blickte auf ein riesiges Baldachinbett. Hier hatte er letzte Nacht und die Nächte davor geschlafen. Der schwere, gelbe Seidenüberwurf war zurückgeschlagen, und dar-unter wurde elfenbeinweiße Satinbettwäsche sichtbar. Hatte er in diesem Bett mit anderen Frauen geschlafen? schoss es Sofie durch den Kopf.
    Edward war ins Zimmer getreten. Es war peinlich genug, dass er ihr seine Suite überließ, sein Schlafzimmer, sein Bett. Er dürfte jetzt nicht so selbstverständlich dieses Zimmer betreten. Sofie blickte sich zaghaft nach einem Platz um, wo sie Edana schlafen legen konnte.
    »Ich habe eine Wiege für das Baby bestellt. Der Boy wird sie gleich heraufbringen«, sagte Edward nun, als lese er ihre Gedanken.
    Sofie trat ans Bett und legte Edana behutsam ab, richtete sich auf und str ich zerstreut über die Seidendecke. »Ich finde, du solltest gehen, ehe die Wiege gebracht wird«, murmelte sie scheu. Über die Folgen, die Edwards Einladung in seine Suite nach sich ziehen würde, wollte sie morgen nachdenken.
    Sie war zu müde. Morgen würde sie ihre Gedanken ordnen - und ihre Gefühle.
    »Wie du meinst.« Edward nickte und trat neben sie. Sofie erschrak, doch er beugte sich über Edana und hauchte einen flüchtigen Kuss auf ihre Stirn. Dann trafen sich ihre Blicke.
    »Gute Nacht.« Edward verneigte sich höflich, machte kehrt und verließ das Zimmer. Sofie sah ihm nach, wie er den Salon durchquerte und im Vorraum verschwand. Sie hörte, wie die Tür zum Korridor geöffnet und zugezogen wurde. Dann sank sie mit einem tiefen Seufzer aufs Bett.
    »Was soll ich nur tun?« fragte sie sich ratlos.
    Nach dem frühmorgendlichen Stillen hatte Rachelle wie üblich Edana zu sich genommen, und Sofie war wieder tief und traumlos eingeschlafen. Nun erwachte sie und blinzelte in die Sonnenstrahlen, die durch die Fenster strömten.
    Benommen dachte sie, die Vorhänge müssten doch zugezogen gewesen sein, als sie zu Bett ging.
    Und dann dämmerte ihr, wo sie war. Nicht in der schäbigen Pension am

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