Jenseits Der Unschuld
ihr uneheliches Kind wussten.
Der Aufzug hielt. Der Herr ließ den Damen den Vortritt. Der Liftboy wandte sich an Sofie. »Welche Etage, Miss?«
Sofie streifte ihn mit einem unsteten Blick. »Fünfte, bitte.« Ihre Wangen glühten. Woher wusste er, dass sie nicht verheiratet war?
Sie fuhren schweigend nach oben, und dann sprach die elegante Dame sie an. »Was für ein entzückendes Baby.
Ein Mädchen?«
Sofie nickte und sah kurz auf. Die Dame lächelte freundlich.
»Für wen arbeiten Sie, wenn ich fragen darf?« fuhr die Fremde fort. »Vielleicht kenne ich die Mutter des reizenden Kindes.«
Die Frau hielt Sofie für Edanas Kindermädchen. Kein Wunder bei ihrem ärmlichen Aussehen. Seit ihrem Aufenthalt in Paris hatte sie sich keine neue Garderobe gegönnt. Sofie war sehr verlegen, tröstete sich aber mit dem Gedanken, dass es weniger demütigend sei, für ein Kindermädchen gehalten zu werden, als die uneheliche Mutter zu sein. »Ehm ... das glaube ich kaum«, antwortete sie verlegen.
Der Aufzug kam mit einem Ruck zum Stehen, und das Ehepaar stieg aus. Als die Türen sich wieder schlossen, drückte Sofie die Kleine zitternd an sich.
Im fünften Stock eilte sie den Flur zur Suite entlang. Vor der Tür wechselte sie das Baby auf den anderen Arm, um die Tür aufzuschließen. Rachelle hatte sich den Nachmittag freigenommen, um einen Schaufensterbummel zu machen, und würde erst später zurückkommen. Sofie betrat das Foyer und schlug die Tür hinter sich zu.
Im Salon brannte Licht, dabei wusste Sofie genau, dass sie alle Lichter gelöscht hatte, als sie gegangen war.
Rachelle schien vorzeitig zurückgekehrt sein. »Rachelle?« rief sie und blieb auf der Schwelle zum Salon stehen.
Eine Männergestalt erhob sich von einem der Sofas und nickte ihr zu.
Sofie erschrak. »Edward! Was machst du hier? Wie bist du hereingekommen?«
Er blickte ihr und Edana ungerührt entgegen. »Durch die Tür.«
Sofie straffte die Schultern. »Hast du einen Schlüssel?«
»Es ist meine Suite, hast du das vergessen?«
Zorn kochte in ihr hoch - und Angst. »Du kannst doch nicht einfach so hereinschneien!«
»Nein? Edana ist meine Tochter. Ich wollte sie sehen, bevor ich heute abend ausgehe.«
Sofie durchfuhr ein Stich. Zweifellos verbrachte er den Abend in Gesellschaft irgendeiner zweifelhaften Dame, mit der er auch die Nacht verbringen würde. »Du kannst hier nicht einfach unangemeldet auftauchen, wenn dir danach ist«, entgegnete sie aufbrausend.
»Du erschreckst das Baby. Gleich fängt es zu weinen an.«
Sofie wiegte Edana beruhigend. »Sie ist hungrig. Es ist besser, du kommst morgen wieder.« Dann rauschte sie an ihm vorbei, verschwand im Schlafzimmer und verriegelte die Tür. Sie legte den Mantel ab, öffnete zitternd ihr Mieder und begann Edana zu stillen. Während des Stillens horchte sie angespannt, ob die Tür zum Korridor ins Schloss fiel. Sie hörte nichts. Also wartete er im Salon.
Worauf wartete er?
Gedanken an ihren leidenschaftlichen Liebesakt am Morgen schossen ihr durch den Kopf. Das war erst acht Stunden her, ihr aber erschien es wie Tage oder Wochen.
Sofie überlegte verzweifelt, was sie tun sollte. Die augenblickliche Situation war unerträglich.
Edana war eingeschlafen. Sofie wechselte ihre Windeln und legte sie in die Wiege; sie erwog, im Schlafzimmer zu bleiben, bis Rachelle nach Hause kam, verwarf den Gedanken jedoch. Mit energischen Schritten ging sie zur Tür.
Die Situation musste bereinigt werden.
Edward wandte sich ihr zu, als sie den Salon betrat, und wies zum Sofa. »Bitte, setz dich, Sofie.«
Sofie rührte sich nicht. »Was willst du von mir?« Ihre Stimme klang unnatürlich spitz. Sie verschränkte die Hände.
Edwards Stimme war ruhig und sachlich, als er antwortete. »Ich bin nicht gekommen, um dich zu verführen, falls du dir deshalb Sorgen machst. «
»Ich mache mir um viele Dinge Sorgen. «
Sein Blick wanderte über ihre Figur. »Ich habe nicht die Absicht, mich wegen heute Morgen zu entschuldigen.«
»Das habe ich auch nicht erwartet.«
»Wir müssen reden.«
»ja«, bestätigte Sofie knapp. »Wir müssen reden. «
»Bitte, setz dich.«
Sofie ließ sich auf der Kante des Sofas nieder, mit durchgedrücktem Rücken und geschlossenen Knien, die Finger im Schoss verschränkt. Gottlob konnte Edward ihren rasenden Herzschlag und die feuchten Hände nicht bemerken.
Auch Edward setzte sich, jedoch nicht auf das zweite Sofa, er zog sich vielmehr einen gepolsterten Hocker heran;
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