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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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Körperteil der männlichen Anatomie des Nackten gezeigt.
    In der rechten unteren Ecke des Bildes wurde der Anschnitt eines zerwühlten Bettes sichtbar. Der Raum war in helles Sonnenlicht getaucht. Blautöne herrschten vor, der Hintergrund war verschwommen gehalten. Für Edwards Gestalt hatte sie warme, erdige Farben gewählt. Auf dem zerwühlten Bett lag eine rote Decke. Edwards Gesicht mit nahezu klassischer Detailgenauigkeit ausgeführt, dominierte die Leinwand und zog den Betrachter in hypnotischen Bann.
    Seinen leuchtenden Augen war eindeutig zu entnehmen, woran der nackte Mann dachte. Sofie hatte beinahe vergessen, wie gut die Arbeit war.
    Jacques war hinter sie getreten. »Ihre beste Arbeit. Verblüffend kraftvoll. Damit werden Sie Karriere machen, Sofie.«

    Sofie wandte sich zu dem Galeristen um. »Wir können es nicht ausstellen.«
    »Wir müssen!«
    Sofies Herzschlag beschleunigte sich. »Ich habe das Bild ohne Mr. Delanzas Zustimmung gemalt, und ich habe natürlich auch nicht sein Einverständnis, es zu zeigen.«
    Jacques bekam sehr runde Augen. »Er hat Ihnen dafür nicht Modell gestanden?«
    »Nein. Für das erste Ölbild stand er mir Modell und für Delmonico's.«
    »ja, ich erinnere mich an Junger Mann am Strand. Übrigens, Madame Cassatt war so freundlich, uns Delmonico's als Leihgabe zu überlassen. «
    »Wunderbar«, sagte Sofie. »Aber Jacques, wir können diesen Akt nicht zeigen.«
    »Sofie, wieso fragen Sie Ihren Verlobten nicht einfach? Er hat sicher nichts dagegen, das Bild zu zeigen.«
    Sofie wollte Jacques nicht erklären, dass sie und Edward nur das Nötigste miteinander redeten. Halb New York wusste, dass sie mit ihrem Baby in Edwards Hotelsuite wohnte und dass sie unterdessen mit ihm verlobt war.
    Benjamin Ralston hatte dem Paar bei einem zweiten Besuch seine besten Wünsche zur Verlobung überbracht. Der Ärmste hatte abgezehrt und nervös ausgesehen, da Lisa noch immer kein Lebenszeichen von sich gegeben hatte.
    Auch Suzanne wollte sie ein weiteres Mal besuchen, doch Sofie hatte sie nicht empfangen. Für Sofie hatte Suzanne an dem Tag, als sie versucht hatte, ihr Edana wegzunehmen, aufgehört, ihre Mutter zu sein.
    »Können Sie ihn nicht fragen?« bat Jacques lächelnd. »Cherie, es ist so romantisch, la boh2me und Monsieur Delanza, der Diamantenkönig! Die Kritiker sind jetzt schon begeistert von Ihrer Geschichte - und sie werden dieses Bild lieben. Bitte fragen Sie Monsieur, ob er Einwände hat, den Akt zu zeigen. Aber wie könnte er? Er hat Ihnen früher Modell gestanden und kennt sich damit aus. Und er ist ein kluger Mann. Er wird wissen, welchen Coup Sie mit diesem Bild landen.«
    Sofie hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als Edward um Erlaubnis zu bitten, seinen Akt ausstellen zu dürfen.
    Sie wollte ohnehin vermeiden, dass er die Ausstellung besuchte. Wenn er wusste, dass ein Akt von ihm in der Galerie hing, würde er mit Sicherheit erscheinen. Er sollte nicht sehen, wie oft er sie zum Malen inspiriert hatte.
    Daraus würde er nur falsche - oder richtige - Schlüsse ziehen.
    »Ich kann ihn nicht darum bitten«, sagte Sofie schließlich. »Und fragen Sie mich bitte nicht nach den Gründen.«
    »Sie müssen diesen Akt zeigen, Sofie.« Jacques wollte nicht lockerlassen. »Dieses Bild wird Sie berühmt machen, cherie! Akte sind generell etwas Besonderes. Aber dieser hier! C'est vraiment intime! Ein Akt des Geliebten - Sie sind schließlich eine Frau. Oh, lä, lä! Es gibt keine bessere Reklame! Und die brauchen Sie dringend, mein Kind.«
    Sofie ließ sich nicht beirren. »Nein, es tut mir leid. Bitte, Jacques, lassen Sie das Bild wieder abnehmen.«
    Jacques musste sich wohl oder übel ihrem Wunsch fügen. Sofie betrachtete den Akt noch einmal. Es war ein herrliches Bild, erstaunlich kraftvoll, freizügig und beinahe so schamlos intim, als würde dem Betrachter ein Blick ins Schlafzimmer des Dargestellten gestattet. Zweifellos Sofies beste Arbeit. Ihre Pariser Freunde hätten nicht aufgehört, sie zu bedrängen, das Bild zu zeigen. Doch ihr Entschluss stand fest. »Also bis morgen«, verabschiedete sie sich von Jacques.
    Jacques nickte verstimmt. »Kann ich das Bild wenigstens privat zeigen?«
    »ja«, willigte Sofie ein. »Aber wirklich nur ernsthaft Interessierten, Jacques.«
    Jacques lächelte. »Na, Gott sei Dank. Besser als gar nichts. Noch etwas, cherie. Hat das Bild einen Titel?«
    Sofie blickte in Edwards strahlend blaue Augen. »Jenseits der Unschuld«, antwortete sie

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