Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
verdrängte ihre Gewissensbisse, die ihr vorhielten, ihre Mutter grausam zu behandeln. Suzanne hatte sich mehr als grausam verhalten, als sie ihre eigene Enkelin in unbeschreiblicher Gefühlskälte von sich gestoßen hatte.
    Dennoch hatte Sofie Mühe, die Fassung zu bewahren. Sie hätte damit rechnen müssen, dass Suzanne hier auftauchen würde. Sofie fragte sich, ob sie ihrer Arbeit immer noch kein Verständnis entgegenbrachte. Die Meinung ihrer Mutter hatte keine Bedeutung mehr für sie, ermahnte sie sich streng.
    »Sofie, cherie, es wird ein Riesenerfolg«, raunte Jacques ihr aufgeregt ins Ohr, der sich von hinten genähert hatte.
    Sofie drehte sich um und lächelte matt. »Ich weiß nicht. Ich glaube, einige der Damen sind zutiefst schockiert über meinen Lebenswandel und die Tatsache, dass ich den Vater meines Kindes so oft porträtiert habe. Sie sind nur gekommen, um zu gaffen und sich hinterher das Maul über mich zu zerreißen.«
    »Na und? Presse und Kritiker lieben Ihre romantische Geschichte! C'est la grande Passion, n'est-ce pas? «
    Sofie wandte den Blick. Die große Leidenschaft? Jacques Worte machten sie traurig und verbittert.
    Dann spürte sie, wie jemand sie anstarrte. Sofie erschrak, als sie dem durchdringenden Blick des Mannes begegnete, der sie schon während Lisas Verlobungsfest angestarrt hatte. Ein beunruhigendes Gefühl beschlich sie.
    Sie griff nach Jacques' Arm. »Jacques, wer ist der Mann dort drüben? Kennen Sie ihn?«
    Jacques folgte ihrem Blick. Als der Fremde bemerkte, dass er Sofies Aufmerksamkeit erregt hatte, wandte er sich ab und tauchte in der Menge unter. »Ach ja. Er hat zwei Ihrer Bilder gekauft, kurz nachdem Sie letztes Jahr nach Paris abgereist sind. «
    Sofies Unruhe wuchs. »Wer ist er? Ich muss seinen Namen wissen! « »Cherie. Er wollte als Käufer anonym bleiben, ich kann nicht ... « »Ich muss es wissen! « »Sein Name ist Jake Ryan.«
    »Jake!«
    Jake verharrte und wandte sich sehr langsam um.
    Suzanne hielt ihn am Ärmel fest. Ihre Augen funkelten. Sie standen am Eingang der Ausstellung, immer noch von Menschen umringt. »Wie kannst du es wagen hierherzukommen?!«
    Er hatte sie seit jenem Nachmittag, an dem sie sich so entfesselt geliebt hatten, nicht mehr gesehen. Das lag beinahe zwei Wochen zurück. Doch Jake wusste sehr wohl, dass Suzanne mehrmals versucht hatte, ihn zu sehen.
    Er aber hatte Anweisung gegeben, sie nicht vorzulassen unter dem Vorwand, er sei nicht zu Hause. Nun stand sie vor ihm, eine schöne Frau mit wildem, gehetztem Blick. Doch er empfand nichts für sie. Er begriff sein heftiges Verlangen nach ihr nicht mehr. »Ich wollte Sofies großen Tag nicht versäumen.«
    »Und morgen wird wohl auch ein großer Tag für sie sein, wenn sie den elenden Schurken heiratet, der sie entehrt und ihr ein Kind gemacht hat, wie?« fauchte Suzanne.
    »Ich glaube, das wird ein noch größerer Tag für sie sein«, antwortete Jake aufrichtig. »Delanza ist bis über beide Ohren in sie verliebt. Er wird sie glücklich machen.«
    Suzanne erbleichte. »Sag mir bloß nicht, auch er ist dein Freund!«
    Jake nickte.

    »Du bist wahnsinnig!« Ihre Augen schwammen in Tränen. »Du hast diesem ekelhaften Kammerdiener Anweisung gegeben, mich nicht vorzulassen, stimmt's?«
    »Suzanne - was willst du?«
    »Du kannst dich nicht von mir abwenden ... du kannst es nicht tun! Jake, ich denke Tag und Nacht an dich ... an uns!«
    »Es gibt kein >uns< «, wehrte er ab. »Es ist vorbei, Suzanne. Ein für allemal.«
    »Nein!«
    Er wandte ihr den Rücken zu.
    Suzanne riss ihn so heftig herum, dass er ins Taumeln geriet. Jake sah sie traurig an. »Suzanne?«
    »Manchmal hasse ich dich mehr, als dass ich dich liebe.«
    Er schwieg.
    »Ich will dich zurück, Jake.«
    »Nein.«
    Sie fauchte wie eine Wildkatze. Ihr gehetzter Blick wurde tückisch. » Ich habe es einmal getan ... ich tue es wieder!«
    Seine Nackenhaare kribbelten. Er spannte jeden Muskel an. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst. «
    Sie lachte triumphierend. »Du weißt es nicht? Du hast es nie herausgefunden?«
    »Was hab' ich nie herausgefunden?«
    »Es gab keinen hohen britischen Offizier!«
    Jake starrte sie an. Eine grauenvolle Ahnung stieg in ihm hoch. »Was sagst du ja?«
    »Vor fünfzehn Jahren. Es gab keinen hohen britischen Offizier auf der Durchreise!«
    Seine Gedanken rasten. Vor fünfzehn Jahren. Der Winter 1887. Der kälteste Winter seit Menschengedenken. In dem Jahr war er auf einer Wohltätigkeitsgala von einem

Weitere Kostenlose Bücher