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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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leise.
    Kapitel 29
    Edward fuhr mit dem Daimler aggressiver als sonst die Fifth Avenue entlang. Wieder einmal ärgerte er sich über Sofie., die ohne ihn zur Eröffnung ihrer Ausstellung gegangen war. Er hatte die Absicht gehabt, sie zu begleiten. Es war seine Pflicht als ihr Verlobter, bei diesem großen Ereignis an ihrer Seite zu sein. Im übrigen war es sein Wunsch, sie zu begleiten, um ihr den Rücken zu stärken und ihren Triumph mit ihr zu feiern.
    Es war erstaunlich, dass sie nach so kurzer Zeit von der berühmtesten Galerie New Yorks ausgestellt wurde. Es schien ihm wie gestern, als er Sofie kennenlernte, das zierliche, verschüchterte Mädchen, das sich vor dem Leben ängstigte und sich hinter ihrer Behinderung und ihrer Malerei versteckte. Wie ein Schmetterling sich aus seinem Kokon schält, war Sofie in weniger als zwei Jahren zu einer höchst ungewöhnlichen Frau herangewachsen. Eine ungewöhnliche Frau, die bald seine Gemahlin sein würde.
    Und die darüber sehr unglücklich war.
    Jedes Mal wenn Edward die Suite betrat, fiel ihm ihre Bedrücktheit, ihre Traurigkeit auf.
    Doch sein Entschluss stand fest, sie nicht nur zu heiraten und Edana seinen Namen zu geben, er hatte sich auch geschworen, Sofie glücklich zu machen. Eines Tages würde sie froh sein, ihn geheiratet zu haben. Morgen würden sie einander im Büro des Friedensrichters Heller im Rathaus der Stadt New York das Jawort geben. Und Edward würde Sofie beweisen, dass die Ehe mit ihm keine Katastrophe war und dass sie mehr als nur ein paar schöne Momente mit ihm erleben würde.
    Edward verlangsamte die Fahrt. Über dem Eingang der Galerie wehte die französische Trikolore neben dem Sternenbanner. Zu beiden Seiten der Fifth Avenue standen in langen Reihen Karossen und Equipagen, darunter auch vereinzelte Automobile. Kutscher in hellen Breeches und livrierte Diener unterhielten sich in Gruppen auf dem Gehsteig. Edward musste bis zur nächsten Seitenstraße fahren, um den Daimler abzustellen. Sofies erste Ausstellung in New York fand offenbar großes Interesse. Als sie Jacques Durand-Ruel ihre Arbeiten zum ersten Mal in ihrem Studio zeigte, war sie sehr ängstlich gewesen. Heute würde sie vor Aufregung wohl nicht wissen, wo ihr der Kopf stand.
    Kurz bevor Edward die Galerie erreichte, verließ ein elegant gekleidetes Paar das Gebäude. Als die beiden an Edward vorübergingen, hörte er die Dame empört sagen: »Schockierend! Absolut schockierend! Wie kann sie diesen Mann so freizügig porträtieren ... ? Ich jedenfalls sehe mir die Machwerke dieser sogenannten Künstlerin nie wieder an!«
    Edward war froh, gekommen zu sein. Sofie brauchte ihn. Er konnte nur hoffen, dass nicht alle Besucher so reagieren würden wie diese prüde Matrone.
    Edward betrat die Galerie und begab sich nach hinten zum Ausstellungsraum wo die Besucher sich drängten. Er hielt Ausschau nach Sofie, ohne sie zu entdecken. Die geladenen Gäste unterhielten sieh gedämpft murmelnd. Er blieb abwartend stehen. Vor ihm standen eine Dame im grauen Kostüm und ein elegant gekleideter Herr in ein lebhaftes Gespräch vertieft, ohne zu bemerken, dass sie ihm den Zutritt zur Ausstellung versperrten. Edward wollte sich bereits an dem Paar vorbeidrängen, als er die Dame aufgeregt sagen hörte: »Harry, wir müssen es kaufen! Wie gut, dass Jacques es uns gezeigt hat! Wir müssen es kaufen, und wenn wir es nur ins Schlafzimmer hängen! Wir dürfen nicht zulassen, dass dieses einmalige Kunstwerk das Land verlässt! «
    »Louisine«, entgegnete der Herr, »wir haben bereits diesen wunderbaren und nicht minder schockierenden Courbet im Schlafzimmer hängen. «
    »Bitte«, flehte die Dame und klammerte sich an seinen Arm. »Wir müssen dieses Bild haben, selbst wenn wir nicht wagen können, es öffentlich im Haus aufzuhängen!
    «
    »Ich denke darüber nach«, versprach Harry.
    Das Paar begab sich wieder in den Ausstellungsraum.
    Edward sah ihnen nach und fragte sich, von welchem Bild die Dame so angetan sein mochte. Da Frauen meist ihren Willen durchsetzten, würde Sofie vermutlich wenigstens eines ihrer Bilder an diesem Tag verkaufen.
    Edward betrat nun ebenfalls die Ausstellung und ließ den Blick über die ersten Exponate schweifen - auf zwei Bildern war er dargestellt.
    Sein Herz machte einen Satz. Er schnappte nach Luft.
    Er erkannte das Delmonico, ehe er näher trat und die kleine Messingplakette neben dem in lebhaften Farben gehaltenen Ölgemälde las. Das Bild trug den Titel

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