Jenseits Der Unschuld
durchreisenden britischen Offizier erkannt worden. Lord Carrington. Ein dummer, sinnloser Zufall. Tragische Schicksalsfügung. Er wurde erkannt und war gezwungen, die Flucht zu ergreifen und Frau und Kind zurückzulassen. Mit entsetzensgeweiteten Augen starrte Jake seine Frau an.
Suzanne lachte. »Ich war es! Ich! Ich habe dich angezeigt! Ich!«
Jake spürte, wie er den Boden unter den Füßen verlor. Er konnte kaum atmen. Er konnte nicht glauben, was sie da sagte. »Warum? Gütiger Himmel, warum? «
Ihr Blick war wirr. »Ich habe dich gehasst wegen dieser Tänzerin.«
Jake war wie benommen, hörte kaum, was sie sagte. Eine Tänzerin? Hatte es eine andere Frau gegeben? Er konnte sich nicht erinnern. Er war Suzanne so viele Jahre treu gewesen, während sie ihn mit ungezählten Männern betrogen hatte. Und dann erinnerte er sich schwach, dass er Trost bei einer anderen Frau gesucht hatte. Gütiger Himmel! Jake schloss die Augen. Ihm graute vor Suzanne.
»Du Narr!« höhnte Suzanne. »Ich war es! Ich habe dich damals verraten ... und ich tue es wieder! ja, ich tue es wieder, wenn du nicht zu mir zurückkommst, Jake!«
Jake sah sie an. Dann machte er kehrt und rannte zur Tür hinaus. Wieder einmal ergriff er die Flucht.
»Sofie, ma cherie!« Jacques strahlte und eilte auf sie zu. »Sehen Sie sich nur die vielen Leute an! Die Ausstellung ist bereits ein Riesenerfolg!«
»Meinen Sie?«
»Und ob!« versicherte er aufgeregt und zog sie an sich. »Alle sind begeistert von Ihren Werken. Und einige meiner besten Kunden haben bereits Kaufabsichten geäußert. Stellen Sie sich vor, Louisine Havemeyer ist von jenseits der Unschuld völlig hingerissen. Sie sagte mir, wenn ich es anderweitig verkaufe, setzt sie nie wieder einen Fuß in meine Galerie.«
Sofie stockte der Atem. Louisine Havemeyer und ihr Gatte waren die einflussreichsten Sammler in New York, wenn nicht der ganzen Welt. Wenn die Havemeyers eines ihrer Bilder erwarben, würden auch andere Sammler sich für Sofie O'Neil interessieren.
»Sie muss nur noch ihren Ehemann überzeugen. Die beiden befürchten, das Werk nicht in ihrem Salon aufhängen zu können. Komm, Sofie. Die Presse will mit Ihnen sprechen, und einige Besucher wollen Sie kennenlernen! «
Wie betäubt folgte Sofie dem Galeristen, der sie hinter sich herzog.
»Zuerst lernen Sie einige meiner besten Kunden kennen«, flüsterte Jacques ihr zu. Und schon wurde sie einem deutschen Baron vorgestellt, der in New York residierte.
»Ich bin entzückt von Ihrer Kunst«, lächelte der Baron und hob ihre Hand zum Kuss.
»Und ich bin begeistert von den Bildern, in denen Sie diesen hinreißenden jungen Mann porträtieren«, versicherte eine hübsche junge Frau strahlend.
»Ihre lebhafte Farbgebung ist immer wieder überraschend«, stimmte ein anderer Herr in den Lobgesang mit ein.
»Ich habe das Pastell Herr im Cafe gekauft. «
»Vielen Dank«, flüsterte Sofie, von so viel Lob ganz verlegen.
»Miss O'Neil?«
Sofie wandte sich um.
Ein schlanker junger Mann streckte ihr die Hand entgegen. »Ich bin Rob Green von Harper's Bazaar. Können Sie mir einen Termin für ein Interview geben? Ich mache eine Titelgeschichte über Sie.« Er lächelte gewinnend.
Sofie nickte stumm. Eine Titelgeschichte in Harper's Bazaar? Es war alles wie im Märchen. Sofie fühlte sich wie Aschenputtel im Königsschloss. Und dann sah sie plötzlich Edward, der auf sie zusteuerte. Die Menschenmenge teilte sich wie das Rote Meer für Moses und das Volk Israel. Sofie vergaß den Reporter, vergaß ihre drei Bewunderer, vergaß Jacques. Die Realität holte sie ein. Sie war nicht Aschenputtel im Königsschloss - Edward war nicht der Märchenprinz, der sie in seine starken, liebenden Arme schloss.
Edward blieb vor ihr stehen, nahm besitzergreifend ihren Arm und sah sie so liebevoll an, dass ihr die Sinne zu schwinden drohten. Und dann lächelte er, nicht nur sein Mund, auch seine Augen lächelten. »Hallo, Liebling«, sagte er. »Verzeih meine Verspätung.«
Sofie war immer noch benommen, als Edward sie ein paar Stunden später über die mit rotem Teppich belegten Stufen zum Savoy hinauf und durch die Halle zum Lift führte.
Ihre Benommenheit war jedoch nicht auf den Erfolg der Ausstellung zurückzuführen. Den ganzen Nachmittag hatte er sie mit liebevoller Wärme angesehen, als sei er wahrhaftig der bewundernde, stolze Verlobte. Wo war sein funkelnder Zorn? Wo seine Feindseligkeit?
Schlimmer noch, wie konnte sie sich seiner
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