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Jenseits der Zeit

Jenseits der Zeit

Titel: Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Floquet und Vellers sein, die vom Berg zurückkehren.«
    »Sie haben es nicht geschafft«, sagte Thornhill und wußte dabei nicht, ob er Erleichterung oder tiefe Enttäuschung verspüren sollte. Jetzt hörte er Stimmen – und zwei Gestalten kamen durch den sich verstärkenden Nebel auf sie zu. Eine kleine, drahtige und eine große, breite. Thornhill sah ihnen erwartungsvoll entgegen.
     
4.
     
    Trotz der gedämpften Beleuchtung und dem dicken Nebel hatte Thornhill keine Schwierigkeiten, den Gesichtsausdruck La Floquets zu erkennen und zu deuten. Es war kein schöner Anblick. Der kleine Mann war zugleich auf sich und auf Thornhill wütend, nackter Haß stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Nun?« fragte Thornhill wie beiläufig. »Nichts zu machen?«
    »Wir waren fast zweitausend Meter hoch, bevor sich der verdammte Nebel um uns schloß. Es war fast so, als habe der Wächter ihn absichtlich heruntergeschickt. Wir mußten umkehren.«
    »Gab es denn irgendein Anzeichen für einen Paß, der aus dem Tal herausführt?«
    La Floquet zuckte die Schultern. »Wer weiß? Wir haben uns kaum noch gegenseitig gesehen. Aber ich werde ihn finden. Morgen, wenn beide Sonnen am Himmel stehen, gehe ich erneut los – ich werde einen Weg hinaus finden!«
    »Sie Teufel«, ertönte McKays Stimme. »Geben Sie denn niemals auf?«
    »Nicht, solange ich noch auf zwei Beinen stehen kann!« schrie La Floquet erregt. Aber irgendwie hatte seine Zuversicht einen falschen Unterton. Thornhill fragte sich bereits, was sich wirklich auf dem Bergpfad abgespielt hatte.
    Seine Unwissenheit dauerte nicht lange. La Floquet stiefelte beleidigt davon, tat so, als habe man seinen Stolz ungerechtfertigt verletzt. Vellers blieb allein zurück, schüttelte schließlich den Kopf.
    »Dieser Lügner!«
    »Wieso das?« fragte Thornhill, nur halb überrascht.
    »Auf dem Berg war kein Nebel«, stieß Vellers bitter hervor. »Wir kamen erst auf dem Rückweg in den Nebel, und er hat ihn einfach als Ausrede vorgeschoben. Der kleine Ochsenfrosch macht viel Lärm, aber es ist nichts dahinter.«
    Ernst sagte Thornhill: »Erzählen Sie, was sich dort oben ereignet hat. Wenn nicht wegen des Nebels, warum sind Sie dann umgekehrt?«
    »Wir waren kaum achthundert Meter hoch«, fuhr Vellers fort. »Er ging voran. Plötzlich aber fiel er zurück und wurde ganz blaß im Gesicht. Er sagte, er könne nicht weitergehen.«
    »Warum? Hatte er vor der Höhe Angst?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Vellers. »Eher denke ich, daß er Angst hatte, ganz hinaufzugehen und zu sehen, was sich dort befindet. Vielleicht weiß er, daß es keinen Ausweg gibt. Vielleicht hat er zu viel Angst, sich das einzugestehen. Ich weiß es nicht. Aber er hat mich überredet, ihm wieder nach unten zu folgen.«
    Plötzlich schnaufte Vellers laut, und Thornhill sah, daß La Floquet unbemerkt hinter ihm aufgetaucht war und den großen Mann in die Seite gestoßen hatte. Vellers drehte sich um.
    »Narr!« schrie La Floquet. »Was soll dieses Märchen, Vellers?«
    »Märchen? Nehmen Sie Ihre Hände von mir, La Floquet. Sie wissen sehr wohl, daß Sie es waren, der dort oben schlappgemacht hat. Reden Sie sich jetzt nicht heraus.«
    In La Floquets Mundwinkeln zuckte es, seine Augen versprühten Blitze – er starrte Vellers an, als sei er eine aus einem Käfig entflohene Bestie. Plötzlich zuckte La Floquets Faust vor, Vellers stolperte rückwärts und schrie vor Schmerzen auf. Wütend schlug er zurück, verfehlte den wendigen kleinen Mann, der ihm geschickt auswich und einen zweiten Schlag ans Kinn von Vellers landete. Dann sprang er wieder zurück, während Vellers verzweifelt versuchte, einen entscheidenden Schlag anzubringen. La Floquet kämpfte wie ein in die Enge getriebener Fuchs.
    Thornhill lief unruhig hin und her, vermied es angestrengt, Vellers’ massiven Fäusten in den Weg zu kommen, als der Riese immer noch versuchte, La Floquet zu erwischen. Plötzlich war der Aldebaraner heran, und da griff auch Thornhill zu. Er packte einen Arm von Vellers, erwischte auch den zweiten, während der Fremde La Floquet auf die gleiche Art außer Gefecht setzte.
    »Genug!« sagte Thornhill scharf. »Es ist unwichtig, wer von Ihnen beiden lügt. Miteinander zu kämpfen, ist doch Dummheit – das haben Sie mir heute früh selbst noch erzählt, La Floquet.«
    Vellers gab nach, beobachtete aber La Floquet weiter aufmerksam. Der Kleine lächelte. »Die Ehre muß verteidigt werden, Thornhill: Vellers hat Lügen über mich

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