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Jenseits der Zeit

Jenseits der Zeit

Titel: Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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vor den Agozlid auf den Tisch. Dann zog er aus einer Hosentasche sechs Fünf-Stellar-Stücke heraus und packte sie dazu.
    »Ich brauche Ihren Namen für die Akten«, sagte der Auktionator, nachdem er das Geld gezählt und mit einem Soliskop untersucht hatte.
    »Barr Herndon.«
    »Heimatwelt?«
    Herndon zögerte einen Augenblick. »Borlaam.«
    Der Agozlid sah auf. »Mir scheinen Sie kein Borlaamese zu sein. Reinrassig?«
    »Ist das wichtig für Sie? Ich bin es. Ich stamme aus dem Flußland von Zonnigog, und mein Geld ist gut.«
    Umständlich kritzelte der Agozlid den Namen in seine Unterlagen. Dann schaute er anmaßend auf und sagte: »Nun gut, Barr Herndon von Zonnigog. Ihnen gehört jetzt ein Proteus. Es wird Sie freuen zu erfahren, daß er bereits geschult und domestiziert ist.«
    »Das freut mich sehr«, sagte Herndon flach.
    Der Agozlid händigte Herndon eine leuchtende Plakette aus Kupfer mit einer neunstelligen Zahl darauf aus. »Das ist die Registriernummer«, sagte er. »Falls Sie Ihren Sklaven verlieren, kommen Sie damit nach Borlaam Central und man wird ihn für Sie suchen.« Aus einer Tasche nahm er einen kleinen Projektor heraus und schob ihn über den Tisch. »Und das ist Ihr Resonator. Er ist auf ein Metallnetz eingestellt, das auf submolekularer Ebene dem Proteus eingepflanzt wurde. Man kann die Einstellung nicht mehr verändern. Wenn Ihr Sklave sich nicht so verhält, wie Sie es wünschen, drücken Sie nur auf den Resonator. Er ist für das korrekte Benehmen von Sklaven unentbehrlich.«
    Herndon nahm den Resonator an sich. »Der Proteus kennt vermutlich schon ohne den Resonator genügend Schmerzen, aber ich nehme ihn.«
    Der Auktionator griff sich den Proteus, holte ihn vom Podest herunter und legte ihn vor Herndon hin. »Das wäre es dann, Freund. Er gehört Ihnen.«
    Der Marktplatz hatte sich fast ganz geleert; auf dem anderen Ende standen einige Leute bei einer Edelsteinversteigerung herum. Als Herndon sich umsah, erkannte er, daß er über den Kopfsteinpflasterplatz freie Bahn bis zum Kai dahinter hatte.
     
    Er entfernte sich ein paar Schritte von der Bude des Auktionators. Der Agozlid bereitete bereits seine nächste Auktion vor, und Herndon konnte für Sekunden hinter einem Vorhang verängstigte nackte Mädchen von Villidon sehen, die für den Verkauf vorbereitet wurden.
    Sein Blick ging hinaus zur See. Dreißig Meter entfernt befand sich der Kai, eingefaßt in eine flache Steinmauer, und dahinter erstreckte sich in grellem Grün der Schimmernde Ozean. Für einen kurzen Augenblick schweifte sein Blick über den schier unendlichen Ozean bis hinüber zum Kontinent Zonnigog, wo er geboren war. Dann sah er wieder zu dem verängstigten kleinen Proteus, der bereits seine nächste Form zur Hälfte fertig hatte.
    Neunhundertfünfunddreißig Stellars für diesen Proteus. Herndon verfluchte sich im stillen. Das war weit mehr, als er sich leisten konnte, so einfach an einem Morgen fortzuwerfen – besonders an seinem ersten Tag auf Borlaam nach seiner langen Reise über die äußeren Planeten.
    Aber er hatte nicht anders gekonnt – nachdem er einmal in die Sache verwickelt worden war, konnte er nicht auf halbem Wege wieder zurück. Nie wieder werde ich das tun, sagte er zu sich, während er an das verbrannte und geplünderte Dorf auf Zonnigog dachte, das von den brutalen Vasallen des Seigneur Krellig heimgesucht worden war.
    »Geh hinüber zum Wasser«, befahl er dem Proteus.
    Ein nur halb geformter Mund sagte: »H-Herr?«
    »Du verstehst mich, nicht wahr? Dann geh auf das Wasser zu und dreh dich nicht um.«
    Er wartete. Der Proteus bildete Füße und ging dann mit unsicheren Schritten über die abgenutzten Pflastersteine. Neunhundertfünfunddreißig Stellars, dachte er bitter.
    Dann zog er seinen Strahler.
    Der Proteus lief weiter über den Marktplatz und auf das offene Meer zu. Jemand schrie: »He, das Ding fällt ins Wasser! Halten wir es auf!«
    »Er gehört mir«, rief Herndon eisig. »Laßt ihn in Ruhe, wenn euch euer Leben lieb ist!«
    Er bekam einige verwirrte Blicke zu spüren, aber niemand rührte sich. Der Proteus hatte fast den Rand des Kais erreicht und blieb jetzt unentschlossen stehen. Nicht einmal die niedrigsten Lebensformen würden ihren kommenden Tod begrüßen, wenn er auch noch so sehr eine Erlösung von unerträglichen Schmerzen bedeutete.
    »Klettere auf die Mauer«, rief Herndon ihm zu.
    Der Proteus gehorchte blind. Herndons Finger schloß sich um den Auslöser seines Strahlers.

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