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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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schlimmste Alptraum: zu fallen. Aber in dieser Gedan-kenwelt stand die Schwerkraft Kopf. Das Gesicht seines Vaters entfernte sich nicht, als er losgelassen wurde, sondern wurde immer größer und größer, während er hinein fiel.
    Jetzt gab es keine Worte mehr, um die Gedanken zu reduzie-ren: nur noch Gedanken selbst, und diese im Überfluß. Zuviel zu verstehen. Howie mußte sich anstrengen, um nicht unterzu-gehen.
    Nicht dagegen kämpfen, hörte er die Anweisung seines Vaters. Versuch gar nicht erst zu schwimmen. Laß dich gehen.
    Versinke in mich. Sei in mir.
    Ich werde nicht mehr ich selbst sein, erwiderte er. Wenn ich ertrinke, bin ich nicht mehr ich. Ich bin du. Ich will nicht du sein.
    Geh das Risiko ein. Es gibt keine andere Möglichkeit.
    Ich will nicht! Ich kann nicht! Ich brauche... Kontrolle.
    Er fing an, sich gegen das Element zu wehren, das ihn umgab. Dennoch brachen Vorstellungen und Bilder durch seinen Verstand. Gedanken strömten in seinen Verstand im Verstand, die er derzeit noch nicht begreifen konnte.
    - Zwischen dieser Welt, Kosm genannt - auch der Ton genannt, auch Heiter Incendo genannt - zwischen dieser Welt und dem Metakosm, auch Alibi genannt, auch Exordium und Ort der Einsamkeit genannt, liegt ein Meer, das Essenz heißt -
    Das Bild eines Meeres tauchte in Howies Kopf auf, und inmitten dieses Durcheinanders fand er ein Bild, das er kannte.
    Dort war er geschwommen, während des kurzen gemeinsamen 264
    Traums mit Jo-Beth. Sie waren von einer sanften Strömung getragen worden, ihre Haare ineinander verflochten, die Körper aneinander streifend. Das Wiedererkennen besänftigte seine Angst. Er hörte sich Fletchers Anweisungen eingehender an. -
    und in diesem Meer liegt eine Insel - Er sah sie, wenn auch nur aus der Ferne.
    - Sie heiße Ephemeris -
    Ein schönes Wort, und ein schönes Fleckchen. Die Spitze war von Wolken verhüllt, aber auf den niederen Hängen schien Licht. Kein Sonnenlicht; das Licht des Geistes.
    Dort will ich sein, dachte Howie. Dort will ich mit Jo-Beth sein.
    Vergiß sie.
    Sag mir, was dort ist. Was ist auf Ephemeris?
    Die Große und Geheime Show, antworteten die Gedanken seines Vaters, die wir dreimal sehen. Bei der Geburt, beim Sterben und in der einen Nacht, wenn wir neben der Liebe unseres Lebens schlafen.
    Jo-Beth.
    Ich habe dir gesagt, vergiß sie.
    Ich war mit Jo-Beth dort. Wir schwammen gemeinsam
    nebeneinander.
    Nein.
    Doch. Das bedeutet, sie ist die Liebe meines Lebens. Das hast du selbst gesagt.
    Ich habe dir gesagt, du sollst sie vergessen.
    Es stimmt! Mein Gott! Es stimmt!
    Was der Jaff gezeugt hat, ist so befleckt, daß man es nicht lieben kann. So verderbt.
    Sie ist das schönste Wesen, das ich je gesehen habe.
    Sie hat dich abgewiesen, erinnerte Fletcher ihn.
    Dann erobere ich sie zurück.
    Ihr Bild war deutlich in seinem Kopf; deutlicher als die Insel oder das Meer der Träume, in dem sie schwebte. Er griff nach 265
    dieser Erinnerung und zog sich daran aus der Umklammerung des Verstandes seines Vaters.
    Die Übelkeit war wieder da, und dann das Licht, das durch das Blattwerk über seinem Kopf sprenkelte.
    Er schlug die Augen auf. Fletcher hielt ihn nicht mehr, falls er das überhaupt je getan hatte. Howie lag auf dem Rücken im Gras. Sein Arm war vom Ellbogen bis zum Handgelenk taub, aber die Hand fühlte sich an, als wäre sie doppelt so groß wie normal. Die Schmerzen darin waren der erste Beweis dafür, daß er nicht träumte. Der zweite, daß er gerade aus einem Traum aufgewacht war. Der Mann mit dem Pferdeschwanz war echt; daran bestand kein Zweifel. Das bedeutete, die Nachricht, die er überbracht hatte, konnte wahr sein. Dies war sein Vater, ob im Guten oder Bösen. Er hob den Kopf vom Gras, als Fletcher sprach:
    »Du begreifst nicht, wie verzweifelt unsere Situation ist«, sagte er. »Der Jaff wird die Essenz überfallen, wenn ich ihn nicht aufhalte.«
    »Das will ich nicht wissen«, sagte Howie.
    »Du hast eine Verantwortung«, verkündete Fletcher. »Ich hätte dich nicht gezeugt, wenn ich nicht der Meinung gewesen wäre, daß du mir helfen kannst.«
    »Ach, wie rührend«, sagte Howie. »Jetzt habe ich wirklich das Gefühl, daß ich gebraucht werde.«
    Er wollte aufstehen, vermied dabei aber, seine verletzte Hand anzusehen. »Du hättest mir die Insel nicht zeigen sollen, Fletcher...«, sagte er. »Jetzt weiß ich, daß es zwischen mir und Jo-Beth ernst ist. Sie ist nicht befleckt. Und sie ist nicht meine Schwester. Das bedeutet, ich kann sie

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