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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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das Licht nicht auf sie fiel; nur Silhouetten vor einem Himmel, an dem keine Sterne zu sehen waren. Weder Jo-Beth noch
    Tommy-Ray befanden sich darunter. Überhaupt befand sich in der ganzen Meute keine einzige Gestalt, die nur annähernd Ähnlichkeit mit einem Menschen hatte.
    Howie wollte sich gerade von dem Anblick abwenden, als er Tommy-Rays Stimme hinter sich hörte.
    »Ich wette, du hast so was noch nie gesehen, Katz«, sagte er.
    »Das weißt du ganz genau«, sagte er, und seine Antwort fiel nur deshalb so höflich aus, weil er das Messer spürte, das ihm gegen den Rücken gedrückt wurde.
    »Dreh dich doch ganz langsam um«, sagte Tommy-Ray.
    »Der Jaff möchte gerne ein Wörtchen mit dir reden.«
    »Mehr als eines«, sagte eine zweite Stimme.
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    Sie war leise - kaum lauter als der Wind in den Bäumen -, aber jede einzelne Silbe war deutlich, musikalisch betont.
    »Mein Sohn hier ist der Meinung, wir sollten Sie töten, Katz.
    Er sagt, er kann seine Schwester an Ihnen riechen. Weiß Gott, ich bin nicht sicher, ob Brüder überhaupt wissen sollten, wie ihre Schwestern riechen, aber ich schätze, ich bin wohl altmodisch. Das Jahrhundert ist zu weit fortgeschritten, sich Gedanken wegen Inzest zu machen. Sie werden dazu
    zweifellos auch Ihre Meinung haben.«
    Howie drehte sich um und konnte den Jaff ein paar Meter hinter Tommy-Ray stehen sehen. Nach allem, was Fletcher über den Mann gesagt hatte, hatte er einen Kriegsherrn erwartet. Aber der Feind seines Vaters hatte nichts
    Eindrucksvolles an sich. Er hatte das Äußere eines Patriarchen, der schon etwas heruntergekommen ist. Ein ungepflegter Bart wuchs über kräftigen, ausdrucksstarken Zügen; der Ausdruck von jemandem, dem es kaum gelingt, eine große Müdigkeit zu verbergen. Eines der Terata hing an seiner Brust; ein drahtiges, hautiges Ding, das wesentlich beunruhigender war als der Jaff selbst.
    »Was haben Sie gesagt, Katz?«
    »Ich habe gar nichts gesagt.«
    »Wie schmerzlich unnatürlich Tommy-Rays Leidenschaft
    für seine Schwester ist. Oder sind Sie der Meinung, daß wir alle unnatürlich sind? Sie. Ich. Die da. Ich glaube, in Salem hätten wir alle unser Ende auf dem Scheiterhaufen gefunden.
    Wie dem auch sei... er ist sehr erpicht darauf, Ihnen etwas Bö-
    ses anzutun. Spricht dauernd von Kastration.«
    Auf dieses Stichwort hin ließ Tommy-Ray das Messer von Howies Bauch zu dessen Unterleib sinken.
    »Erzähl ihm«, sagte der Jaff, »wie sehr es dir gefallen würde, ihn in Stücke zu schneiden.«
    Tommy-Ray grinste. »Laß es mich einfach machen«, sagte er.
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    »Sehen Sie?« sagte der Jaff. »Es erfordert mein gesamtes vä-
    terliches Geschick, ihn zurückzuhalten. Ich will Ihnen sagen, was ich jetzt machen werde, Katz. Ich werde Ihnen einen Vorsprung verschaffen. Ich werde Sie freilassen und feststellen, ob Fletchers Erbgut so gut ist wie meines. Du hast deinen Vater nicht vor dem Nuncio gekannt. Wollen mal hoffen, daß er ein guter Läufer war, was?« Tommy-Rays Grinsen wurde zum
    Lachen; das Messer deutete auf die Wölbung in Howies Jeans.
    »Und um Sie gut zu unterhalten...«
    Daraufhin packte Tommy-Ray Howie, wirbelte ihn herum, riß das T-Shirt seines Gefangenen aus den Jeans und schlitzte es vom Saum bis zum Hals auf, so daß Howies Rücken entblößt war. Es folgte ein Augenblick des Zögerns, während die Nachtluft seine Haut abkühlte. Dann berührte etwas seinen Rücken. Tommy-Rays abgeleckte und feuchte Finger, rechts und links von Howies Wirbelsäule abgespreizt, deren Verlauf sie entlangtasteten. Howie erschauerte und krümmte den Rücken, um der Berührung auszuweichen. Während er das tat, wurden die Berührungen immer zahlreicher, bis es so viele waren, daß es sich unmöglich um Finger handeln konnte; ein Dutzend oder mehr auf jeder Seite, die die Muskeln so fest packten, daß die Haut aufplatzte.
    Howie sah über die Schulter und erblickte gerade noch ein weißes, bleistiftdünnes Glied mit vielen Gelenken und Stacheln, das sich in sein Fleisch bohrte. Er schrie auf und wand sich; sein Ekel war stärker als die Angst vor Tommy-Rays Messer. Der Jaff beobachtete ihn. Seine Arme waren leer.
    Das Ding, das er gehalten hatte, war jetzt auf Howies Rücken.
    Er spürte seinen kalten Unterleib auf den Schulterblättern; sein Maulrüssel saugte an Howies Nackenwölbung.
    »Holt es von mir runter!« schrie er den Jaff an. » Verdammt, nehmen Sie es weg!«
    Tommy-Ray applaudierte, als er Howie sah, der sich wie ein Hund mit Floh im

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