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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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verloren. Sein weißes Haar glänzte in der Morgensonne. Sein Blick ging in die Ferne.
    „Bist du denn sicher, dass ich etwas verberge?“, fragte er nach einer Weile.
    „Treibe keine Spielchen mit mir. Ich warne dich!“
    „Ich liebe Spielchen mit dir. Spielchen mit dir stehen immer ganz oben auf meiner Agenda. Du nennst mich gierig. Es ist meine gierige Liebe, die sich wünscht, mit dir zu spielen. Ich bin dein – sofern du das willst. Ich betrüge dich nicht. Die Zeit reift heran. Du wirst deine Pläne durchführen. Erfolgreich. Und ich werde derjenige sein, der dir hilft, diesen Erfolg zu ernten. Weil es das ist, was du wünschst. Nein, ich habe das Mädchen nicht in meiner Wohnung, und es ist nicht Sklavin meiner Lüste, was ich, das gebe ich ehrlich zu, durchaus schade finde, denn es ist ein süßes, kleines Ding, so jung und voller brennendem Zweifel und blühender Unsicherheit. Ihre Gefühle gehen in die eine Richtung, ihre Gedanken in die andere, und sie wartet nur darauf, dass eine starke Hand kommt, und sie aus der Verwirrung führt. So vielversprechend. Die Flamme ihres unfertigen Wollens könnte meine Begierde lange Zeit am Lodern erhalten. Doch es ist die Beschaffenheit ihres Seins, die mich inspiriert. Sie ist jung und wertvoll, und sie würde sich in meinen Armen sicher fühlen. Das allein ist schon ein spannendes Konzept für jemanden wie mich. So gänzlich neu. Aber ich weiß nicht, wo sie ist. In einem Traum habe ich sie gesucht und beinahe gefunden, doch sie ist mir entwischt. Ich weiß nicht einmal, wie.“
    Er trat vom Fenster zurück. Einen Augenblick später verschmolz er mit dem Hintergrund, als die Tür sich öffnete und Professor Lybratte eintrat.
    „Ah, da bist du.“ Er schloss die Tür hinter sich. Müde sah er aus. „Ich habe dich gesucht. Keiner der Dienstboten wusste, wo du bist.“
    Er sah sich verunsichert um, als erwarte er etwas Seltsames, doch da war nichts, was ihn hätte beunruhigen können. Er setzte sich neben seiner Frau nieder und hob ihre Hand an seine Lippen.
    „Meine schöne Ehefrau. Wie ist mein Leben doch erblüht, seit du es betreten hast. Ich kann dir gar nicht oft genug sagen, wie du mir das Dasein vergoldest.“
    „Wie schön du das sagst, Franz“, entgegnete seine Frau. „Ich habe niemals bereut, deinen Antrag angenommen zu haben. Du bist ein so einzigartiger Mann. So weit allen anderen überlegen. Ich liebe dich.“
    Er hielt immer noch ihre Hand.
    „Meinst du nicht, meine Liebe, dass wir unsere eheliche Gemeinschaft bald mit einem Kind krönen könnten? Ich wollte immer ein Kind haben. Eine Tochter, das wäre sicher nett. Ich kann mir beinahe vorstellen, wie es sein müsste, eine Tochter zu haben.“
    „Ich bin mir sicher, dass es dir leichtfällt, dir so etwas vorzustellen, mein Lieber, und gewiss wärest du ein ausgezeichneter Vater. Ich bin sicher, dein Wunsch wird sich erfüllen.“
    Lucilla lächelte ihren Gatten zärtlich an und küsste ihn auf die Stirn. Er nahm sie in die Arme.
    „Meine Einzige! Ich habe nicht gelebt, eh ‘ es dich gab. Manchmal kann ich mich kaum noch erinnern, wie das Leben früher war. Es ist, als habe ich mein ganzes Leben nur auf dich gewartet.“
    „Du bist zu großzügig. Dein früheres Leben war gut und erfolgreich. Die Stellung, die du heute einnimmst, hättest du nicht, wenn du nicht ein guter Wissenschaftler, ein großer Denker und ein Genie wärst.“
    „Nun bist du zu großzügig. Die Soireen sind, was sie sind, durch deine Anmut und Intelligenz. Man nimmt sie in den höchsten Kreisen wahr! Man munkelt, dass meine Beiträge zur Welt der Wissenschaft und Kunst dem Gemeinwesen förderlich sind. Vielleicht werde ich sogar geadelt? Wäre das nicht eine glanzvolle Auszeichnung für den Sohn eines ehemals napoleonischen Neureichen? Wärst du gerne Frau von Lybratte? Schade, dass wir keinen Sohn haben, dem wir den Titel weitergeben können.“
    „Das kommt noch. Habe nur ein wenig Geduld, mein Lieber. Für alles gibt es den richtigen Augenblick. Bald. Sehr bald. Ganz sicher.“
    „Bald wäre gut. Ich bin nicht mehr jung.“
    „Im Herzen bist du jung, und wenn ich an die gestrige Nacht denke, ist das Herz nicht das einzige Organ, das an dir jung geblieben ist.“
    Er lachte zufrieden und schloss seine Augen in einem intimen Augenblick von Glücksgefühl.
    „Also wirklich!“ Er küsste sie sanft. „Oh, ich habe ganz vergessen, es dir zu sagen. Von Orven kommt heute. Ich dachte, es wäre an der Zeit, ihm meine

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