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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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geworden war.
    „Lass mich das tun“, wiederholte sie, und er keuchte. Sie wusste sehr genau, was sie tat, und seine Gedanken wirbelten vor Leidenschaft und Freude. Scheu war sie weiß Gott nicht. Sie war gut. Wie eine betende Heilige kniete sie vor ihm, ihre Hände fromm gefaltet und regungslos, nur ihre Lippen beschäftigt, neckend, versprechend. Mit keinem anderen Teil ihres Körpers berührte sie ihn. Die Spannung von zu erwartendem Vergnügen baute sich auf, wurde fast unerträglich. Sie sah hoch zu ihm, zeigte ihm die Zähne und öffnete ihren Mund.
    Fast überhörte er, wie sich die Tür mit einem seltsamen Geräusch öffnete, als schlüge jemand auf die Klinke. Ein fauchendes, ingwerfarbenes Etwas schoss durch den Raum, und einen Augenblick später fiel Lena um, landete auf dem Rücken und versuchte, sich gegen wütende Krallen zur Wehr zu setzen. Blut lief aus Kratzern über die weiße Haut.
    Lena schrie vor Schreck.
    Thorolf schrie vor Enttäuschung.
    Die Katze schrie, als sie mit Schwung gegen die Wand flog. Hatte er sie geworfen? War sie es gewesen? Er konnte sich nicht entsinnen.
    Tohuwabohu. Die Katze lag an der Wand und gab einen schwachen Jammerlaut von sich. Lena rappelte sich unelegant hoch und stieß laute Verwünschungen und Unfreundlichkeiten aus. Seine Leidenschaft war von einem Augenblick auf den nächsten erloschen, und zurück blieb wütende, frustrierte Leere.
    Eine Flut von Beleidigungen ergoss sich über ihn, und er brauchte einen Augenblick, um die Worte zu begreifen. Sie wollte, dass er die Katze tötete. Das kleine Wesen neben der Wand versuchte gerade aufzustehen, wirkte unsicher und benommen. Die Topasaugen zuckten vor Unverständnis. Fast schien der Blick vollständige Verzweiflung auszudrücken.
    Eine Bewegung direkt vor ihm. Lena hatte sich gebückt und die eiserne Kohlenschaufel von neben dem Ofen an sich gebracht. Sie schwang sie gegen die Katze, und Thorolf fing ihr Handgelenk und entwaffnete sie, ehe sie das Tier treffen konnte.
    „Nein!“, befahl er und musste sich sogleich noch mehr Unfreundlichkeiten an den Kopf werfen lassen. Vielleicht hätte er sie nicht aufhalten sollen. Er war nicht minder wütend. Aber es war seine Katze, und somit seine Entscheidung. Nicht ihre. Keine Dirne würde seine Katze umbringen.
    „Nein!“, wiederholte er.
    „Sieh mich an! Sieh mich einfach an!“, zischte die Frau. „Das Vieh hat mich quer über den Ausschnitt gekratzt und mich in den Arm gebissen! Gefährlich ist das Tier. Wahrscheinlich tollwütig. Du musst es erschlagen!“
    „Nein“, sagte er wieder, während sein Blick zwischen dem Kätzchen und der blutenden Frau hin- und herging. „Warte. Ich mache die Wunden sauber. Das ist alles nicht schlimm. Dir ist fast gar nichts passiert.“
    Er würde sie gut entlohnen müssen. Fürstlich, und noch dazu musste er sie bezahlen, ohne sie genossen zu haben.
    Doch er hatte auch keine Lust mehr darauf.
    Er knöpfte sich die Hose zu und holte ein paar frische Taschentücher, etwas Wasser, etwas Schnaps und wies die Frau an, sich aufs Bett zu setzen. Sie zitterte leicht, und er war sich nicht sicher, ob das Zorn, Ärger oder Schock war.
    Die Wunden waren nicht tief, aber an empfindlicher Stelle. Vermutlich tat es höllisch weh. Katzenkratzer taten immer weh. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er Glück gehabt hatte. Lena hätte vor lauter Schreck auch zubeißen können.
    Verdammtes Glück.
    Der letzte Rest Leidenschaft, den er noch gefühlt hatte, verließ ihn bei dem Gedanken, durch einen plötzlichen Biss entmannt zu werden. Schmerzhaft und verdammt peinlich.
    Sie stürzte den Schnaps in großen Schlucken hinunter und hustete nicht einmal. Starker Alkohol war ihr wohl nicht fremd, doch das hatte er auch nicht angenommen. Er behandelte die Kratzer vorsichtig, verspürte die seltsame Anwandlung, sie zu küssen, um sie zu heilen. Doch er tat es nicht. Noch mehr Emotionen wollte er nicht auslösen.
    Er linste zur Wand, wo die Katze bebend stand. Sie hatte sich keinen Fingerbreit von der Stelle gerührt, wo sie hingefallen war, und er fühlte den plötzlichen Drang, hinüberzugehen und auch sie zu trösten. Er tat es nicht, war sich sicher, dass das nur einen weiteren Sturm von Entrüstung bei der nackten Frau ausgelöst hätte. Außerdem war es eine blöde Idee. Eine Katze trösten!
    „Wissen Sie“, sagte er der Frau. „Ich denke, es soll wohl nicht sein mit uns, Lena. Es tut mir leid. Sehr leid.“
    Sie sah ihn verdrießlich an. Sie hatte

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