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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Ablehnung – und er trug immer noch nur seine Hosen. Ihr Blick war wie festgezurrt auf seinen nackten Oberkörper, und sie wunderte sich wieder, dass Männer tatsächlich wie Kunstwerke gebaut waren. Sie hatte immer geglaubt, die Statuen wären übertrieben. Die Männer, die sie kannte, hatte sie immer nur angezogen gesehen. Doch auch angezogen sahen die zumeist nicht so beeindruckend aus.
    Ihr wurde klar, dass sie ihn anstarrte. Sie stand immer noch neben der Wand, an der sie aufgeschlagen war, und sah den Mann an, den sie so wütend gemacht hatte. Besser wäre es, sich zu verstecken. Weglaufen wäre eine gute Idee. Oder irgendetwas machen, was ihr Tun erklären würde. Irgendetwas, wozu man nicht reden können musste.
    „Du dreistes, vorwitziges, impertinentes …“ Ihm fehlten die Worte. „Zu viel Neugier bringt einen um. Hat dir das niemand beigebracht?“
    Sie sah ihn mit großen Augen an. Er würde sie doch nicht umbringen? Sie gab einen kleinen Klagelaut von sich, konnte nicht sagen, dass es ihr leid tat. So richtig leid tat es ihr auch nicht. Er hätte nicht damit anfangen sollen. Nicht mit diesem Frauenzimmer und schon gar nicht in ihrem Revier. Doch jetzt war er natürlich wütend. Riesig und stark und mächtig und wütend. Ein Berg von einem Mann beugte sich über sie.
    Lauf, versteck dich, sagte ihr Instinkt, doch sie kroch nur näher an die Wand und kauerte sich auf den Boden vor Angst. Du kannst nicht gegen ihn an. Er konnte ihr den Hals mit zwei Fingern brechen und sie in den Müll werfen. Dort endeten tote Katzen, und ihm war sie nur eine Katze.
    „Mau!“
    Er war so schnell, dass sie ihn kaum kommen sah. Fast wirkte es, als glitte er auf seinem Zorn einher. Sie schrie auf. Einen Augenblick später hing sie hilflos in seinem Griff. Am Nacken hielt er sie, und sie konnte sich nicht bewegen.
    „Weißt du, was du gemacht hast?“
    Sie wusste es. Sie hatte verhindert, dass ein Mann sich mit einer Dirne abgab. Sie hatte ihn gerade sehr viel Geld gekostet und vielleicht sogar ein wenig männlichen Status. Er hatte sich zum Narren gemacht. Außerdem hatte sie jemanden verletzt, doch das war nebensächlich und tat ihr auch kein bisschen leid.
    Sie hatte seine Leidenschaft unterbrochen und ihn seiner Befriedigung beraubt.
    Er schüttelte sie, und ihre Gliedmaßen flogen durcheinander. Er hatte sie vollständig in seiner Macht, und ihr Leben hing an einem seidenen Faden. Zudem war es eine unbequeme Stellung und völlig würdelos.
    „Wer hat schon je von einer eifersüchtigen Katze gehört, du dummes Tier!“
    Er hob sie hoch, auf Augenhöhe, und sie blickte direkt in sein ärgerliches Gesicht. Sie konnte es nicht verhindern. Noch eine Träne lief ihr aus dem Auge und über das Fell. „Bitte bring mich nicht um. Bitte nicht. Ich mach’s nicht wieder. Bitte tu mir nichts, Thorolf. Du bist fast für mich gestorben. Du hast für mich ein Monster bekämpft. Du hast dich für mich geopfert, und jetzt willst du mich umbringen? Das ergibt keinen Sinn. Überhaupt keinen Sinn.“
    Er drehte sich abrupt um und setzte sich auf das ungemachte, zerwühlte Bett, während er sie immer noch in der Hand hielt. Es war eine starke Hand, sehnig und muskulös und überhaupt nicht klein. Seine Faust war größer als ihr Kopf.
    Dann setzte er sie ab, auf sein Knie, hielt sie mit einer Hand fest, als sie zu entkommen versuchte.
    „Oh nein, du kommst mir nicht aus. Ich muss überlegen, was ich mit dir mache. Das war die peinlichste Szene meines ganzen Lebens, und ich habe schon einige erlebt. Glaubst du wirklich, ich brauche eine gottverdammte Katze, damit sie auf meine Tugend aufpasst?“
    Er tat ihr weh, und sie jammerte.
    Er ließ sie los, und sie sprang von seinem Knie und verschwand unter seinem Bett.
    „Jetzt versteckst du dich. Du blödes Vieh, und der blöde Thorolf unterhält sich mit einer blöden Katze. Ich sollte mir den Kopf untersuchen lassen. Vermutlich würden sich die Phrenologen darum raufen, darüber eine wissenschaftliche Abhandlung zu schreiben – nachdem sie meinen Schädel saubergekratzt hätten. Dementia cattis. Oder dementia felidae?“
    Sie war ganz nach hinten geflüchtet und sprungbereit. Noch hatte er sie nicht getötet. Es wäre ihm eine Leichtes gewesen. Doch er hatte es nicht getan.
    Sie hörte, wie er sich auf dem Bett ausstreckte.
    „Seltsamerweise kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass du mich verstehst. Nichts als Aberglaube vermutlich. Jedenfalls, nur für den Fall, dass du

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