Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
die Frauen mit der besonderen Einsicht in die Ganzheitlichkeit des Lebens, Frauen, die Ians Logenbrüder geflissentlich als nichtexistent verbuchten.
Ungefährlich.
Der Vampir hegte tiefes Misstrauen gegen alles, das so vollkommen ungefährlich dastand. Er betrachtete das Gebäude argwöhnisch, zwang seinen schwarzäugigen Blick beharrlich auf das, was nicht angesehen werden wollte. Seine Finger zuckten leicht, ganz als wollten auch sie ertasten, was so besonders an dem Haus war, dass man es für nötig befunden hatte, es derart zu tarnen. Er fühlte das Wirken seiner Art. Charly hatte recht gehabt. Na Daoine-maithe waren hierin verwickelt, und er war nicht dazu eingeladen. Es ging ihn nichts an. Die Kinder des Lichts und der Dunkelheit gaben nicht viel auf höfliches Miteinander. Sie gingen durchs Dasein und folgten dabei einzig und allein ihren höchsteigenen Zielen. Also sollte er dies ignorieren und sich auf das beschränken, was ihn etwas anging. Normalerweise würde er das auch tun. Es gab menschliche Beute zu jagen, Blut zu trinken und Triebe auszuleben. In Paris zum Beispiel war es im Frühling immer besonders schön, und Pariser Mädchen schmeckten vorzüglich.
Doch wenn er nichts tat, würde Charly etwas tun, und ihr würde etwas zustoßen. Sie würde kämpfen und untergehen. Er wusste nicht, wer hinter alldem steckte und wozu, doch der Bann, der das Haus umgab, war mit größter Sorgfalt und Kunstfertigkeit gewoben. Er fragte sich, ob die Drude etwas damit zu tun hatte. Möglich war das. Es gab zu wenige Sí, als dass man sich besonders häufig begegnete. Wenn die Spinne in der Stadt weilte, dann hatte sie vermutlich einen Grund dafür, und vielleicht war sie nicht allein.
Charly hatte von zwei Frauen gesprochen, doch ihre Wahrnehmung war eingeschränkt. Vielleicht waren es ja gar nicht diese Frauen gewesen, sondern etwas, das sie nicht gesehen hatte, das im Schatten lauerte und von dort seine Fäden spann. Charly hatte nur die Macht gespürt, die arme Charly, die in seinen Armen ohnmächtig geworden war. Dabei war er so sanft gewesen.
Hübsch war sie nie gewesen, jedenfalls nicht auf sehr auffällige Weise. Sie gehörte nicht zu den ausnehmend schönen Frauen, in die er sich gemeinhin verliebte. Dennoch mochte er sie sehr, und ihre Freundschaft bedeutete ihm etwas, selbst wenn er sich selbst gegenüber zugab, dass es ihm nicht gegeben war, sie gänzlich leidenschaftslos und platonisch zu betrachten. Wenn er eine Frau mochte, dann wollte er sie auch.
Es war ein Beweis seiner Zuneigung, dass er sie nicht verführte. Sie sehnte sich allzu deutlich nach Zuwendung. Es wäre so einfach. Doch sie würde mit der Schuld nicht leben können, und so würde er auf sie verzichten. Zumindest im Moment.
Verdammt sollte er sein, dieser Kerl. Sie liebte Asko viel zu sehr, und Arpad war nie der Meinung gewesen, dass der engstirnige Erbsenzähler eine Frau verdiente, deren Wesen so großzügig war wie das Charlys. Er hätte es damals verhindern können. Stattdessen hatte er dem Mann geholfen, die Frau zu verstehen und so für sich zu gewinnen. Keine seiner weiseren Entscheidungen.
Er glitt an den Schatten entlang, verwob sich mit ihnen. Näher. Das Haus war wahrhaftig uneinladend. Er fühlte sich wie ein Magnet, der versuchte, einem gleichpoligen Magneten näherzukommen. Etwas hielt ihn auf Distanz. Ein schweres Jagdrevier. Hier hätte er unter anderen Umständen nie versucht, seine Opfer, seine Liebenden zu finden, die Menschen, von deren Blut und Leidenschaft er sich nährte.
Er leckte sich die Lippen, als könnte er noch Charlys und Sophies Leben darauf spüren. Sophie war noch ängstlicher gewesen als Charly. Zunehmendes Alter machte Frauen unsicher. Sein Verlangen hatte sie ein wenig peinlich berührt, sie hatte Angst vor ihrer eigenen Courage, war nicht mehr an die körperlichen Zuwendungen von Männern gewöhnt. Als respektable Witwe musste sie ohne solche Freuden auskommen. Doch sie war immer eine wunderbare Frau gewesen und war es noch.
Er ignorierte das Gartentor, hatte Bedenken, die Scharniere könnten quietschen. Eine schnelle Bewegung, ein Sprung, ein lautloses Sich-Auffangen. Schon stand er auf dem Rasen auf der anderen Seite des Zaunes. Einen Augenblick später verschmolz er mit dem Schatten des Hauses. Das große Gebäude änderte seine Ausstrahlung. Er konnte nun deutlich eine Barriere fühlen. Jemand hatte eine Art mentalen Burggraben gezogen. Die Zugbrücke war eindeutig hochgezogen.
Doch all
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