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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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er dadurch in Sicherheit ist, mag eine Auslegungssache sein.“
    Graf Arpad verneigte sich und erwiderte das Lächeln.
    „Spiel keine Definitionsrätsel mit mir, Mächtiger ... Mächtige. Du weißt doch, dass sie mich langweilen. Als wir uns das letzte Mal trafen, hast du mich oberflächlich geheißen.“
    „Ich weiß. Dein Ausblick auf das Leben ist rein praxisbezogen. Geradeaus und körperlich orientiert. Zielorientiert. Aber ‚Hat es Blut? ‘ oder ‚Kann es mich befriedigen? ‘ sind nicht die wichtigsten Fragen im Universum.“
    „Du unterschätzt mich. Wenn ich das so sagen darf.“
    „Du unterschätzt mich, und das solltest du nicht. Ich erinnere mich genau an dich. Es ist nur tausend Jahre her, da hast du deine Flügel hingegeben, um besser fühlen zu können. Hat es sich gelohnt? Der Wind, die Lüfte, der Himmel und deine Freiheit – alles für einen intensiveren Orgasmus?“
    Er lachte.
    „Du unterschätzt mich immer noch. Obgleich ich länger andauerndem Genuss der fleischlichen Art nicht abgeneigt bin, war das nicht meine Hauptmotivation. Es gibt mehr als ein Gefühl, das man lernen kann …“
    „… von deinem Essen“, unterbrach sie ihn und lachte amüsiert. „Der Junge spielt mit seinem Essen. Böser Bube. In diesen Zeiten würden Menschen das für sehr schlechte Manieren halten.“
    „Willst du mich menschliche Manieren lehren, Mächtige? Ich zweifle nicht daran, dass du sie alle kennst, da deine gegenwärtige Rolle ihre Kenntnis offenbar voraussetzt. Doch sind sie dir wichtig? Was zum … Kuckuck … tust du hier? Solltest du nicht irgendwo in den Wolken des Nirgendwo herumtollen und dich mit deiner Sippe streiten?“
    „Du bist anmaßend, Torlyn Farfola Na Daoine-maithe. Ein bisschen mehr Ehrerbietung würde dir wohlanstehen.“
    Er zuckte zusammen. Sie kannte seinen Namen. Er kannte ihren nicht.
    „Ich glaube nicht an Hierarchien.“
    „Glaubst du denn an meine Überlegenheit?“
    „Natürlich. Nur, was soll ’ s? Wenn wir uns einmal alle tausend Jahre begegnen, sollten wir doch so zivilisiert sein können, das ohne Streit, Krieg und Blutvergießen vonstatten gehen zu lassen.“
    „Das klingt fast überzeugend – sofern man nicht weiß, dass du bei Streit, Krieg und Blutvergießen unweigerlich auf der Verliererseite wärst. Unvermeidlich. Eine Fledermaus ohne Flügel ist nur eine Maus. Mäuse sind Ungeziefer. Du hättest nicht hierher kommen sollen. Es kann dir nicht entgangen sein, dass du in diesem Haus nicht willkommen warst. Ich werde deine Einmischung nicht zulassen.“
    „Ich will mich gar nicht einmischen. Ich will nicht einmal wissen, was du hier treibst, mit wem oder warum. Ich will nur Asko zurück.“
    „Schmeckt er denn so gut?“
    „Er schmeckt ziemlich gut. Das kann ich sagen. Jung, eifrig und so leicht zu erzürnen. Doch du unterschätzt mich schon wieder. Er steht nicht auf meiner Speisekarte.“
    „Auch du unterschätzt mich schon wieder.“ Sie trat näher, und die Welt um ihn wurde zu ihrem Revier. Ihm wirbelte die Wirklichkeit davon. Er sollte sehen, dass er davonkam. Es war höchste Zeit. Es kam ihm vor, als habe man ihm alle Sinne mit dem Messer kupiert. Er war nur ein verstümmelter Rest. Er hörte den Herzschlag der Schläfer in diesem Haus nicht mehr. Er spürte die Nacht nicht mehr. Er fühlte die Welt ringsumher nicht mehr in all der Detailgenauigkeit, in der sie sich ihm sonst darbot. Selbst der Boden unter seinen Füßen gehörte ihr und beraubte ihn auch noch des letzten haptischen Gefühls. Die Welt schmeckte wie Asche, hatte kein Aroma, keinen Duft, keine Struktur, keine Wahrnehmung. Taub und stumm und schwach war er.
    „Du solltest gehen“, sagte sie, „und vergessen.“
    „Ich weiß“, erwiderte er und zuckte die Achseln. „Doch ich möchte nicht ohne ihn gehen.“
    Sie bewegte sich plötzlich auf ihn zu, und er nahm sich eisern zusammen, nicht zu zucken. Mächtig oder nicht mächtig, er war eine Kreatur der Nacht, und er würde sich nicht unterwerfen. Sie ging an ihm vorbei und setzte sich in einer eleganten, ökonomischen Bewegung auf dem Bett nieder. Sie musterte ihn mit ihren schönen Augen und begann dann zu lachen.
    „Du hast es versprochen? Ihr? Seiner Ehefrau? Sie kann doch wohl kaum dein Ideal sein? Warst du nicht immer mehr an recht auffallenden Schönheiten interessiert?“
    „Hast du ihr Herz und ihren Verstand gesehen?“
    Sie nickte.
    „Natürlich. Ein hübscher Verstand und ein sehr hübsches Herz – für eine

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