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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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wenigstens etwas davon haben und nicht etwa andere“, entgegnete Thorolf ebenfalls mit einem Grinsen und nahm einen tiefen Schluck. „Wunderbar. Es geht doch nichts über süßen, starken Kaffee, um seine entkräfteten Lebensgeister wieder auf Vordermann zu bringen. Die Magie der Kaffeebohne.“
    Er setzte sich seinem Freund gegenüber hin – denn in der Tat hatte er den jungen Schotten als Freund akzeptiert – und gab sich Mühe, nicht allzu wild auf dem Stuhl herumzuwackeln. Die Wohnung war möbliert und die gestellten Möbel bestenfalls aus zweiter Hand. Die Stühle waren schwächer, als sie aussahen. Thorolf war schlank, doch er war überdurchschnittlich groß und bei Weitem athletischer, als man das von ihm erwartet hätte. Er war schwerer, als er aussah.
    „Ich bin sicher, du wirst feststellen, dass der Effekt von Kaffee chemischen und nicht magischen Eigenschaften zuzuschreiben ist.“
    „Wie auch immer. Jedenfalls ist er ein wahres Lebensblut für mich.“
    Ians Braue hob sich, und der Student grinste denn Künstler amüsiert an.
    „Sehr passend ausgedrückt, mein lieber Treynstern. Abstammungsgerecht.“
    Thorolf sah ihn verwirrt an und versuchte den tieferen Sinn darin zu ergründen, was Kaffee mit Österreich zu tun haben könnte. Das stille Grinsen des anderen verstand er nicht.
    „Also“, fuhr er fort, als ihm keine Erklärung für die Ausführungen des Schotten eingängig wurde. „Heute keine Vorlesung? Ich wusste gar nicht, dass Freimaurer Studenten ausbilden.“
    „Ich bin kein Freimaurer.“
    „Nicht? Wenn du einer wärst, würdest du es mir sagen?“
    „Wohl nicht. Aber ich bin keiner.“
    „Du hast aber gesagt, dass du in einer Loge studierst. Macht dich das nicht zum Freimaurer?“
    „Nicht unbedingt.“
    Sie tranken beide noch Kaffee. Der Blick neugieriger, funkelnder Augen traf auf den kühler, abgeklärter.
    „Du hast es gern geheimnisvoll, nicht, McMullen?“, kommentierte Thorolf die Zurückhaltung des anderen trocken.
    „Du doch auch, Treynstern, du auch.“
    Thorolf lehnte sich in seinem Stuhl zurück, der daraufhin gefährlich knarrte.
    „Bei mir gibt es gar nichts Geheimnisvolles. Alles völlig klar, offen und ungeheimnisvoll. Nun, vielleicht würde ich von einigen Affären des Herzens lieber nicht allzu offen sprechen. Schließlich versucht man, Gentleman zu sein. Aber ansonsten? Tut mir leid. Keine Geheimnisse.“
    Wieder hob sich aus unerfindlichen Gründen Ians Braue. Er zuckte die Achseln.
    „Wenn du meinst …“
    „Meine ich. Ich bin hierher gezogen, um Malerei zu studieren und mein Leben etwas aufregender zu gestalten. Bislang war es eher öde.“
    „Öde?“
    „Na ja. Sofern man einige … du weißt schon … nicht zählt.“
    „Affären des Herzens?“
    „Genau.“
    „Du bist ein Herzensbrecher? Haben es dir die Damen angetan?“
    Thorolf grinste reuig. Das war wohl so.
    „Ich nehme an, man könnte sagen, ich habe eine gewisse Schwäche für das schöne Geschlecht.“
    „Schwäche? Ich hätte eher gedacht, es wäre eine deiner Stärken.“
    „Danke.“
    McMullen kicherte.
    „Ich beneide dich. Ich nehme an, die hübschen Mädchen stehen an deiner Türschwelle Schlange und lassen Taschentücher fallen wie Schneeflocken im Winter.“
    „Es ist jetzt auch deine Türschwelle. Geteilte Türschwelle, sozusagen.“
    „Ja. Verschwendung.“ Ian seufzte.
    „Wieso, magst du keine … ah …“ Thorolf hatte die Frage schon halb gestellt, als ihm seine Erziehung Einhalt gebot.
    „Oh doch. Es ist nur so, ich will nicht … wir sollen nicht … es stört meine Konzentration.“
    Thorolf blickte ihn an.
    „Na und? Was ist dabei? Ein bisschen Störung – wie du es nennst – kann doch nicht so schlecht sein. Studenten, die dem Erwerb höherer Bildung frönen, sind dafür bekannt, dass sie Störungen der physischen Art zu schätzen wissen. Ich weiß das. Ich war mal einer. Es geht nichts über eine nette, kleine … Störung.“
    McMullen lächelte wehmütig, sagte aber nichts.
    „Ich nehme an“, fuhr Thorolf nach kurzem Schweigen fort, „wir sind jetzt wieder bei deinem Geheimnis angelangt. Jedenfalls tust du mir leid, was die Mädchen angeht.“
    „Ach, schon in Ordnung. Man muss eben Prioritäten setzen.“
    „Aber der Zölibat ist doch wirklich zu … allzu … wenn du mir das zu sagen gestattest.“
    „Ich habe keinesfalls geschworen, den Rest meines Lebens zölibatär zu leben. Es geht nur einfach darum, meinen Geist wachsam und aufnahmebereit zu

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