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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Freund, ich rede von Kunst und nicht von Laster.“
    „Ich könnte mir vorstellen, dass unser Vermieter zu ungebildet ist, um da einen Unterschied zu sehen. Wie du es so treffend formuliert hast, das Zeitalter der Vernunft hat bei unterschiedlichen Leuten unterschiedliche Wirkung gezeigt.“
    „Was Möhlner angeht, so hat das Zeitalter der Vernunft um ihn eigens einen Umweg gemacht.“
    Ian lachte.
    „Dann musst du bitte auch an Fräulein Obermeier denken, Thorolf.“
    „Du meinst, sie wäre entrüstet?“
    „Ich meine, sie wäre eventuell eifersüchtig. Ich habe gesehen, wie intensiv sie dich gemustert hat. Ihr Aussehen mag unterdurchschnittlich sein, ihr Interesse ist es keinesfalls.“
    „Ich beabsichtige nicht, Leinwand zu verschwenden, um die angestaubte Physis von Fräulein Obermeier in ihrer ganzen Nacktheit darzustellen.“
    „Das ist verständlich.“
    „Das ist eine rein ästhetische Entscheidung.“
    „Wenn du es sagst.“
    „Du wirst das doch nicht anzweifeln?“
    „Zweifel ist die Grundlage tieferen Verständnisses, mein künstlerischer Freund.“
    „Sagt mein Freund Ian, der Experte, was Spukgestalten angeht. Aber ich habe dich unterbrochen. Du warst dabei, mir all die Fey-Wesen zu beschreiben, die du je getroffen hast.“
    „Nun, da war noch die aufregend schöne, vollbusige, venusgleiche, blauäugige Blonde, die verführerisch auf einem schimmernden Wolkenbett ausgebreitet lag, um ihren vollkommenen Körper dem Nächstbesten …“
    Thorolf hatte aufgehört zu zeichnen und starrte seinen Freund an.
    „Wenn du mich auf den Arm nehmen willst – so einfältig bin ich nicht.“
    Der Experte für Fey-Erscheinungen lachte, was ihn mit einem Mal sehr jung aussehen ließ.
    „Ich wollte dir noch etwas Hübsches zu zeichnen geben.“
    „Tja. Schade, sie hat mich nicht inspiriert.“ Thorolf zeichnete noch ein paar Striche und legte dann seinen Bleistift auf den Tisch. „Willst du mal sehen?“
    Ian nahm den Block und blickte darauf. Sein Kinn sackte ab.
    „Gute Güte!“, rief er.
    „Gefällt es dir nicht?“, erkundigte sich Thorolf.
    „Ob es mir gefällt? Großer Gott, Treynstern, du bist ein Genie. Genauso haben sie ausgesehen. Genau so, bis zum letzten Detail.“
    „Das ist nur eine Skizze.“
    „Das ist mehr als eine Skizze. Das ist eine gottverdammte Vision. Bitte entschuldige meine farbige Ausdrucksweise.“
    Thorolf sah den anderen skeptisch an. Er schien so von der Skizze begeistert zu sein, dass Thorolf nicht sicher war, ob er nicht gerade wieder auf den Arm genommen wurde. Dennoch war auch etwas erschreckend Ernsthaftes an der Reaktion seines Freundes. Er studierte die Zeichnung so peinlich genau, dass es schon fast beunruhigend war.
    „Du machst dich schon wieder über mich lustig, McMullen“, gab er fast hoffnungsvoll zurück.
    „Absolut nicht. Ich verneige mich vor deinem Talent, und ich meine damit nicht nur dein künstlerisches Talent.“
    Sie starrten einander an.
    Schließlich stand McMullen auf.
    „Ich muss los, sonst komme ich noch zu spät. Bitte tu mir den Gefallen und wirf die Zeichnung nicht weg. Bitte. Vielleicht kann ich sie dir ja abkaufen?“
    „Sei nicht albern. Das ist nur eine Skizze. Die ist unveräußerlich.“
    „Dann mach doch ein Gemälde daraus!“
    „Ich würde viel lieber …“
    „… nackte Mädels malen.“
    „Wer nicht?“ Thorolf grinste. „Irgendwann will ich aber mehr über deine Fey erfahren, wenn es dir nichts ausmacht. Gestern habe ich auch schon einen Herrn getroffen, der angedeutet hat, an ihre Existenz zu glauben. Ein Herr von Orven.“
    „Oh, du hast den Herrn Leutnant getroffen? Kaum jemand verabscheut die Sí wie er.“
    „Du kennst ihn? Er schien an sie zu glauben.“
    „Man muss an sie glauben, sonst kann man sie nicht verabscheuen, Thorolf.“
    Thorolf nahm seine Zeichnung wieder auf und studierte sie genau.
    „Da hast du vermutlich recht. Hingegen ist es einfach, sie zu mögen, wenn man nicht an sie glaubt.“

Kapitel 11
    Sie traf ihn im Dunkeln. Seine grauen Augen blitzten, als er sie anblickte. Er nahm sie bei der Hand und führte sie durch die sternenbeschienene Mondnacht. Eine Burgruine aus silberweißem Stein glänzte in einem verborgenen Tal, wartete auf sie. Er führte sie durch die dachlosen, offenen Gemächer, und sie spürte moosweiches Gras unter den nackten Füßen.
    Es erstaunte Catrin, dass sie ohne Schuhe und Strümpfe losgegangen war, und sie konnte die Standpauken sowohl ihrer Stiefmutter als auch

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