Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
errötete beim Anblick ihrer kleinen weißen Brüste. Irgendwo in ihr lauerte die Überzeugung, dass sie dies hier nicht tun sollte, nichts davon. Dass es verboten war. Ihr Vater würde es nie gestatten. Ihre Stiefmutter würde es verhindern. Ihre Gouvernante würde es gar nicht erst zulassen.
Sie trat wieder vor, ihr Blick schweifte unstet von hier nach da, hin zu seiner Männlichkeit, dann wieder fort. Sie wollte sie nicht sehen, dabei war sie alles für sie. Sie würde seinen Wein trinken und sein Verlangen stillen. Doch sie sollte solche Gedanken nicht denken. Sie sollte nicht einmal wissen, wie man sie dachte.
Sie hatte Angst, doch ihre Liebe hielt ihr das Herz zusammen. Sie hielt sich daran fest, fand sie jedoch schwer zu fassen und beinahe schlüpfrig.
Noch ein Schritt. Die Zehen ihres linken Fußes berührten sein Knie. Seine Haut war mondblass und kühl. Nun betrachtete sie eingehend seinen schönen Körper, er war elegant, muskulös und doch schlank. Er würde sie aufsuchen, und sie würde ihn willkommen heißen. Sein langes weißes Haar spielte im Wind, seine Augen schienen ihren Anblick förmlich aufzusaugen.
„Nimm meinen Wein, meine Jungfrau“, sagte er, hielt noch immer den Kelch, der unterdessen schwarz geworden war. Der Wein roch würzig und viel zu süß, nach Honig und Zimt. Sie nahm den Becher mit beiden Händen, akzeptierte ihn und hielt ihn, spürte, wie er vor Leben pulsierte, warm, beinahe heiß. Das ließ sie einen Moment lang innehalten. Das konnte doch nicht richtig sein!
Das Relief eingravierter Lebewesen bewegte sich in ihren Händen.
„Du darfst dich nicht fürchten“, sagte der Grauäugige und lächelte. „Du willst doch mutig sein. Ich brauche deinen Mut. Sei mutig für mich.“
Sie fragte sich, wie Wein aus einem Becher schmecken würde, der auf irritierende Weise lebte. Sie mochte das Ding nicht ansehen. Als sie den Kelch hob, strich etwas daran entlang, als wolle es in ihren Mund vordringen.
Sie hielt inne, ihre Hände zuckten zurück.
„Warum muss ich das trinken?“, fragte sie und fand mit einem Mal, dass sie die Präliminarien gerne übersprungen hätte zugunsten dessen, wonach ihr Körper sich sehnte. Ihrer und auch seiner.
Oder vielleicht wollte sie ihm den Becher auch lieber zurückgeben und nichts von alldem wahrhaben. Sie hätte gar nicht kommen sollen. Sie wusste nicht einmal, warum sie hierhergekommen war, und ihr fiel auf, dass sie auch nicht wusste, wie sie hierhergekommen war. Warum war es nur so gänzlich unmöglich, darüber auch nur nachzudenken, dass sie besser gehen sollte? Sie wollte ihn nicht verlassen. Ihr Herz schlug in seinem Rhythmus. Sie liebte ihn. Liebe. Das war also Liebe.
Er kniete immer noch vor ihr, und sie trat noch einen Schritt nach vorn, stellte ihre Füße zu beiden Seiten seiner Knie. Sie wollte mutig sein, da hatte er recht. Sie würde auf die Herausforderung eingehen. Seine Hände, die nun nicht mehr den Becher hielten, strichen langsam über ihre Fußknöchel nach innen und dann am Innenbein hinauf. Ganz langsam. Unendlich langsam. Sie bebte vor Erwartung, dass er sein Ziel erreichen möge, doch bislang streichelte er nur ihre Kniekehlen. Als seine Finger langsam die Reise nach oben fortsetzten, beantwortete er ihre Frage, die sie vor scheinbar sehr langer Zeit gestellt hatte.
„Du musst es trinken, weil ich es wünsche.“
Seine Hände näherten sich dem Ziel, und sie seufzte beinahe erschreckt bei der Aussicht, dass seine sanften Hände bald das Zentrum ihres Innersten und Geheimsten erreicht haben würden. Das durfte nicht geschehen. Ihre Füße blieben wie festgewachsen stehen, doch beinahe wäre sie davongestoben. Dies war falsch. Dies überschritt alle Grenzen, lief allem zuwider, was man ihr je beigebracht hatte. Während sie noch versuchte, ihre wirbelnden Gedanken zu fassen, hielten seine Hände endlich an und begannen einen langsamen Tanz auf allzu empfindsamem Fleisch. Sie seufzte, zitterte.
Sie musste fliehen. Sie musste fort. Jetzt. Sie sehnte sich nach ihm. Gleich hier. Sie liebte ihn so sehr. Ihre Füße bewegten sich nicht. Hielt er sie fest? War er es, der ihre Flucht verhinderte? Oder war sie es selbst? Seine Liebkosungen verwirbelten ihre Gedanken.
„Trink den Wein, Kleines!“
Wieder hob sie den Kelch. Er war in ihren Händen lebendig geworden, schlängelte sich gegen ihre Haut wie ein Vipernnest.
„Trink den Wein, Kleines“, sagte er, und Expertenfinger kamen immer näher an den Ort, an den sie
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