Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
Burnum?«, fragte Jonathan.
»Weißer Mann sagen sechs Meilen, Schwarze sagen zwei Stunden Fußmarsch.«
»Tillie sagt, da gebe es Trinkwasser, ein Wasserloch, ja?«
Das Gelände um den Berg herum war flach, nichts als roter Staub, gelegentlich durchbrochen von niedrigen Mulga-Sträuchern. Eine raue Landschaft.
»Wasserlöcher am Berg«, sagte Burnum.
Es war entsetzlich heiß. Jonathan hätte nichts lieber gemacht, als schwimmen zu gehen und sich zu erfrischen. Er hielt den Wagen ganz in der Nähe des Berges an.
»Sollen wir ein Lager aufschlagen und dann nach Angehörigen der Anangu suchen?«, fragte Jonathan.
Burnum stieg aus und schaute reglos in die Ferne. Er schien auf etwas zu horchen oder in Trance zu sein. Jonathan und Marlee schwiegen voller Respekt und sahen ihm zu. Nach einer Weile machte Burnum sich schweigend auf den Weg zum Berg. Jonathan und Marlee folgten ihm. Ob er wusste, wo die Anangu ihr Lager hatten?
Jonathan legte die Hand auf den rauen Fels und betrachtete ihn ehrfürchtig. Bernie hatte ihm erzählt, dass er unter der Erde noch einmal so groß war. Wo die Sonne, die schon recht tief stand, auf den Sandstein traf, schien der Berg einen rötlichen Erdton zu haben, die Teile des Berges, die im Schatten lagen, hatten eine ganz andere Farbe. Jonathan schaute hoch und fühlte beinahe körperlich eine spirituelle Gegenwart. Er sah zu Marlee. Zu gern hätte er gewusst, ob sie spürte, dass ihre Vorfahren aus der Gegend stammten, aber das schien nicht der Fall zu sein. Jonathan wusste nicht, ob er enttäuscht oder erleichtert sein sollte.
Einige Bäume wuchsen am Fuß des Berges, und bald entdeckte Jonathan einen Tümpel. Es war kein großer Tümpel, aber er sah zu einladend aus. Jonathan schaute hoch und sah Spalten im Felsgestein, aus denen Regenwasser heruntergesickert sein musste. Marlee war ganz aufgeregt, als sie das Wasserbecken entdeckte. Als sie ihre Zehen hineintauchen wollte, hielt Burnum sie zurück. Er sagte etwas in der Sprache der Aborigines, und seine Augen weiteten sich wie vor Angst. Dann schüttelte er den Kopf.
»Ist dies ein Ort von besonderer Bedeutung für die Aborigines?«, fragte Jonathan.
Burnum nickte. »Ort hier heilig«, sagte er.
»Und wir dürfen in diesem Wasserbecken nicht schwimmen?«, fragte Jonathan enttäuscht.
»Hier nicht.«
Burnum gab ihnen mit Zeichen zu verstehen, dass sie ihm folgen sollten. Er führte Jonathan und Marlee weiter um den Bergherum. Sie kamen an kleinen Höhlen vorbei, und Burnum deutete auf Aborigine-Zeichnungen, die in die Felswand gekratzt waren. Zu sehen waren Eidechsen, Feuer, die Sonne, Menschen, Speere und nulla nulla , Keulen, die als Waffe benutzt wurden. Burnum versuchte, die Bedeutung der Zeichnungen zu erklären, aber Jonathan fand es schwierig, ihn zu verstehen. Jonathan beeindruckte, mit wie viel Ehrfurcht der Aborigine den Überzeugungen des anderen Stammes begegnete. Er hatte erklärt, er selbst gehöre zu einem Stamm, dessen Gebiet sich bis zum Lake Eyre erstrecke.
Schließlich gelangten sie zu einem weiteren Tümpel. Er war größer und tiefer. Am Vormittag, wenn die sengende Sonne im Osten stand, spendeten Bäume mit ausladenden Ästen Schatten. Nun, am späten Nachmittag, stand die Sonne am westlichen Himmel, der Tümpel und die nähere Umgebung lagen vollständig im Schatten des Berges. Burnum hatte zwei Flaschen Bier mitgenommen. Am seichten Ende des Tümpels stellte er sie in das kühle Wasser.
»Ihr hier trinken Wasser und schwimmen«, sagte er zu Jonathan und Marlee.
»Das ist ja ein wunderbarer Platz für ein Lager«, rief Jonathan aufgeregt. Bei Tillie hatte er ein paar tiefgefrorene Würstchen gekauft, die sie in einer Pfanne über dem Feuer braten könnten. »Aber jetzt will Marlee sicher erst einmal ins Wasser.« Sie saß bereits am Rand des Tümpels, platschte mit den Füßen aufs Wasser und lachte verzückt.
Während Burnum Feuerholz sammelte, gingen Jonathan und Marlee ins Wasser. Der Tümpel war nicht sehr tief, die Kleine konnte also darin stehen. Doch da sie nicht schwimmen konnte, behielt Jonathan sie sorgsam im Auge. Als Burnum ein Feuer in Gang gebracht hatte, kletterte Jonathan aus dem Wasser, und der Aborigine ging zu Marlee hinein. Vögel zwitscherten in den Bäumen, wohl darauf wartend, aus dem Tümpel trinken zu können, und Kängurus kamen ganz dicht heran. Als Jonathan die Würstchen über dem Feuer briet, entdeckte er ein paar Dingos. Sicher rochen sie das Fleisch.
Als sie gegessen
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