Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
nicht tun. Jetzt müssen Sie das Urteil abwarten.«
Jonathan nickte. »Es war sehr nett von Ihnen, dass Sie zur Verhandlung gekommen sind. Arbeiten Sie denn heute nicht?«
»Heute ist mein freier Tag. Meine nächste Schicht beginnt morgen um elf.«
»Dann lassen Sie uns heute Abend doch essen gehen.« Er war ihr dankbar für ihre Unterstützung, und er wollte sich irgendwie erkenntlich zeigen.
Carol-Ann lächelte erfreut. »Na schön, danke. Möchten Sievielleicht Michaela kennenlernen? Ich wohne nur ein paar Straßen von hier.«
»Ja, sehr gern«, antwortete Jonathan.
Erin war in der Stadt, um einzukaufen, denn sie plante ein besonderes Essen für den Abend. Sie wusste, dieser Tag würde schwer für Jonathan, und so wollte sie ihn überraschen. Vor einem der beiden Supermärkte der Stadt blieb sie wie angewurzelt stehen. Auf der anderen Straßenseite, in einem Café, saß Jonathan mit einer jungen Frau zusammen. Als sie aufstanden und das Café gemeinsam verließen, beobachtete Erin die beiden. Bekannt kam die Frau ihr nicht vor, aber das war nicht erstaunlich, denn Erin kannte niemanden in Alice Springs. Also wer war sie, und warum war Jonathan mit ihr zusammen?
Erin kaufte ein und ging nach Hause zu ihrem Onkel und Marlee, wenig später kam auch Jonathan zurück.
»Und, wie lief es im Gericht für Sie?«, erkundigte sich Cornelius, nachdem er Marlee in ihr Zimmer geschickt hatte. Sie spielte mit einem neuen Spielzeug, das Erin ihr mitgebracht hatte, einem Kreisel.
»Es war ziemlich hart, aber ich glaube, ich habe mich ganz gut gehalten. Ich habe ausgesagt, was wirklich passiert ist. Allerdings ist es schwer zu sagen, wie es ausgehen wird.«
»Wenn Sie Ihr Bestes gegeben haben, Jonathan, dann ist das alles, was Sie tun konnten«, sagte Cornelius. »Entspannen Sie sich ein wenig! Ich gehe jetzt spazieren. Das würde Ihnen sicher auch guttun.« Er verließ das Haus.
»Mein Onkel möchte uns gern glauben machen, dass er spazieren geht, um in Form zu bleiben, in Wirklichkeit geht er in die Stadt, um ein kühles Bier zu trinken«, sagte Erin und begann mit den Vorbereitungen für das Abendessen.
Jonathan lächelte. Dann merkte er, was Erin tat. »Ich werde zum Abendessen nicht hier sein, Erin, also bitte bereiten Sie nicht zu viel vor.«
Erin warf ihm einen überraschten Blick zu, schaffte es jedoch, ihre Enttäuschung zu verbergen. »Ach«, sagte sie. »Gehen Sie aus?«
»Ja«, antwortete Jonathan. »Ich schau mal nach Marlee.«
Erin fragte sich, wohin er gehen mochte und mit wem. Mit der Frau, mit der sie ihn in der Stadt gesehen hatte? Ob sie ihn einfach fragen konnte? Als Jonathan wieder in die Küche kam, wartete Erin auf den richtigen Moment, um ein Gespräch über seine Pläne für den Abend beginnen zu können, ohne indiskret zu wirken.
»Tut mir leid, Erin. Ich hätte vorher fragen sollen, ob es Ihnen etwas ausmacht, heute Abend auf Marlee aufzupassen«, kam Jonathan ihr zuvor. »Hätte ja sein können, dass Sie schon etwas vorhaben.«
»Habe ich im Moment nicht«, sagte Erin. »Aber falls sich noch etwas ergibt, wird Onkel Cornelius sich um Marlee kümmern.« Sie schwieg eine Weile. »Gehen Sie zum Essen mit jemandem aus?«
»Ja«, antwortete Jonathan. »Mit jemandem, den ich aus Coober Pedy kenne.«
»Ach …« Erins Gedanken rasten. »Kenne ich denjenigen?« Sie wollte nicht direkt fragen, ob es sich um die Frau handelte, mit der sie ihn in der Stadt gesehen hatte.
Jonathan erinnerte sich auf einmal daran, wie Erin sich peinlich berührt abgewandt hatte, als sie ihn mit »Clementine« getroffen hatte.
»Nein, ich glaube nicht«, sagte er ausweichend. »Ich werde dann mal ein Bad nehmen.«
Will behagte die Vorstellung, dass Erin womöglich Jonathan nach seiner Zeugenaussage tröstete, gar nicht, und so machte er sich gleich nach der Verhandlung auf den Weg zu ihr.
»Will!«, rief Erin erstaunt aus, als sie die Tür öffnete. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich Sie heute noch sehe.«
»Ich habe gehofft, Sie gehen heute Abend mit mir essen«, sagteer. »Vielleicht ein abendliches Picknick auf dem Aussichtshügel? Die Sicht auf den Nachthimmel soll spektakulär sein.«
Er hatte einen jungen Constable nach dem romantischsten Ort in Alice Springs gefragt, und er hatte ihm den Aussichtshügel vorgeschlagen. Will plante, einen Picknickkorb mit kaltem Hühnchen, Brötchen und Pasteten, einer Flasche Wein und Kerzen mitzunehmen. Wenn er Erin so überrumpelte, würde sie in ihm, so hoffte er,
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