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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ersetzt, aber Bojan hätte nicht hindurchklettern können – er war zu korpulent. Rasch machten sie sich auf den Weg zu Jonathans Wagen.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Marlee.
    Der Oldsmobile stand versteckt in einem alten Schuppen, in dem früher einmal ein Boot untergebracht gewesen war. Der Schuppen gehörte zu einem leer stehenden Haus. Er war nicht allzu weit von dem Haus entfernt, in dem sie mit Erin und Cornelius gewohnt hatten.
    Jonathan hatte noch nicht allzu intensiv darüber nachgedacht, wohin sie gehen sollten. Er hatte seine ganzen Sachen im Wagen. Bevor sie zu dem Clan aufgebrochen waren, hatte er alles, was er besaß, dorthin gebracht. Der Motor des Wagens sprang problemlos an, und sie fuhren los. Ohne dass er sich dessen bewusst war, lenkte Jonathan den Oldsmobile zu Carol-Anns Haus.
    An diesem Morgen begann Carol-Anns Schicht erst um zehn Uhr. Als sie auf ein Klopfen hin die Tür öffnete, war deutlich zu sehen, dass sie entsetzt, gleichzeitig jedoch hocherfreut war.
    »Jonathan!«, rief sie. »Marlee!«
    Jonathan fühlte sich in seiner Aufmachung sehr unwohl. »Guten Morgen, Carol-Ann«, sagte er. »Tut mir leid, dass ich Ihnen so früh ins Haus falle, aber … ich wusste nicht, wo wir sonst hinsollten.«
    »Kommen Sie herein«, bat sie, sicher, dass irgendetwas passiert war.
    »Es tut mir leid, dass wir so schmutzig sind, die vorletzte Nacht haben wir im Regen verbracht«, erklärte Jonathan.
    »Im Regen? Wieso?«, wollte Carol-Ann wissen und führte sie in die Küche. Ihre Eltern waren noch nicht aufgestanden. Sie hatte Michaela gerade Frühstück gemacht. »Möchtest du mir guten Morgen sagen, Marlee?«, fragte sie und beugte sich lächelnd zu der Kleinen hinunter. »Weißt du noch, wer ich bin?«
    Marlee nickte. »Guten Morgen«, sagte sie schüchtern. Sie mochte die Dame, die immer so freundlich zu ihr gewesen war.
    »Das ist mein kleines Mädchen. Michaela«, sagte Carol-Ann und zog den Stuhl am Küchentisch neben ihrer Tochter vor. »Du setzt dich hierhin, und ich gebe dir etwas zu essen und zu trinken.«
    Carol-Ann sah, wie erschöpft Marlee war. Auch Jonathan wirkte sehr müde. Freundlich lächelnd nickte er Michaela zu.
    In Carol-Anns sauberer Küche fühlte Jonathan sich noch unbehaglicher. »Wir waren ein paar Tage bei Marlees Aborigine-Verwandten«, sagte er. »Vorletzte Nacht hatten wir einen heftigen Regen.«
    »Bei dem Unwetter waren Sie im Freien?«, fragte Carol-Ann ungläubig.
    Jonathan nickte. »Die ganze Nacht. Wir können nicht zu dem Haus zurück, in dem wir bis vor Kurzem gewohnt haben, weil …« Er brach ab, weil er Carol-Ann vor Marlee nicht erzählen wollte, was geschehen war.
    »Ich mache Ihnen etwas zu essen«, sagte Carol-Ann. »Später wird noch genug Zeit für Erklärungen sein. Möchten Sie beide sich etwas waschen?«
    »Ich hätte furchtbar gern eine Dusche«, sagte Jonathan. »So schmutzig habe ich mich noch nie gefühlt, nicht mal, als ich noch in der Mine arbeitete.«
    »Na dann, bitte«, sagte Carol-Ann und deutete auf das Badezimmer. »Während Sie sich frisch machen, gebe ich Marlee etwas zu essen, danach kann sie sich dann waschen.«
    Nachdem sie sich gewaschen und saubere Kleidung angezogen hatten, fühlten Jonathan und Marlee sich bedeutend besser. Carol-Ann briet für Jonathan Eier und Speck und machte einen ganzen Berg Toast. Marlee hatte schon ein Ei und drei Scheiben Toast gegessen. Jetzt zeigte Michaela ihr ihre Puppen.
    »Ich habe noch nie im Leben genüsslicher gefrühstückt«, sagte Jonathan. »Eier und Speck schlagen Echsen- und halb gegartes Kängurufleisch um Längen.«
    Jonathan trank gerade seine zweite Tasse Kaffee, als Carol-Anns Eltern in die Küche kamen.
    »Dachte ich doch, dass ich Stimmen gehört hätte«, sagte Carol-Anns Vater. »Hallo, Jonathan.«
    Jonathan war Herbert und Silvia Watson vorgestellt worden, als Carol-Ann ihn mit zu sich nach Hause genommen hatte, um Michaela kennenzulernen. Er hatte einen guten Eindruck auf die Watsons gemacht. Als Carol-Ann ihren Eltern später erzählte, wie es dazu gekommen war, dass er der gesetzliche Vormund eines kleinen Mädchens geworden war, waren sie umso beeindruckter.
    Jonathan hielt Herbert und Silvia Watson für reizende Menschen. Als Michaela Marlee zum Spielen mit nach draußen nahm, erzählte Jonathan Carol-Ann und ihren Eltern, was in den letzten Tagen passiert war. Sie hörten, was Bojan getan hatte, und waren entsetzt. Natürlich verstanden sie, weshalb er Marlee zu ihren

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