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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Aborigine-Verwandten gebracht hatte.
    »Sie haben ziemlich was durchgemacht«, sagte Herbert. »Es ist ganz sicher am besten, Sie halten sich bedeckt, wenn ein Mann wie Bojan Ratko nach Ihnen und Marlee sucht.«
    »Haben Sie Pläne für die Zukunft?«, fragte Carol-Ann.
    »Aus verschiedenen Gründen kann ich nicht wieder in der Mine arbeiten. Marlee mit nach England zu nehmen ist das Einzige, was mir bleibt. Aber erst einmal muss ich ihr einen Pass besorgen.«
    »Ich kenne jemanden in der Stadt, der diesen Prozess etwas beschleunigen könnte«, sagte Herbert.
    »Das wäre ja wunderbar«, erwiderte Jonathan dankbar.
    »Ich rede noch heute mit ihm«, versprach Herbert. »In der Zwischenzeit können Sie bei uns bleiben. Wir haben Platz genug. Und Ihr Auto können Sie in die Garage stellen, da sieht es keiner.«
    »Das ist ein sehr großzügiges Angebot«, sagte Jonathan anerkennend.
    »Sie sehen erschöpft aus, Jonathan«, bemerkte Carol-Ann. »Ich muss ein paar Stunden arbeiten, also wieso legen Sie sich nicht einfach eine Weile schlafen?«
    »Ich bin müde und Marlee sicher auch, obwohl sie viel Spaß mit Michaela zu haben scheint.«
    Die beiden waren immer noch draußen. Michaela war ein sehr liebes Mädchen, also wusste Jonathan, dass Marlee in guter Gesellschaft war. Die Kleine spielen zu sehen war für ihn die Bestätigung, dass es gut gewesen war, sie vom Clan fortzubringen.
    »Haben Sie Erin und Cornelius in der Stadt gesehen?«, fragte Jonathan.
    »Ja, immer mal wieder.«
    »Ich glaube, die beiden haben sich in der Todd Tavern ein Zimmer genommen«, sagte Jonathan. »Ich weiß, Erin wird sich Sorgen machen, vor allem um Marlee.«
    »Soll ich ihr sagen, dass Sie inzwischen wieder hier und in Sicherheit sind?«, bot Carol-Ann an. »Ich könnte gleich jetzt vor der Arbeit in die Todd Tavern gehen.«
    »Das wäre wirklich großartig«, erwiderte Jonathan. »Wenn alles nach Plan läuft, fliegen wir vielleicht in ein paar Tagen zusammen mit Erin nach England.«
    Carol-Ann ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken. Sie wusste, sie würde Jonathan sehr vermissen.
    Erin war völlig perplex, als Carol-Ann an die Tür ihres Zimmers oben in der Todd Tavern klopfte. »Miss Watson …«
    »Hallo«, sagte Carol-Ann. »Ich weiß, ich bin die Letzte, die Sie hier zu sehen erwarten.«
    »Ja, allerdings«, gab Erin zu. »Weshalb sind Sie gekommen?« Sie hatte nicht unhöflich klingen wollen, aber sie war einfach zu erstaunt.
    »Ich habe eine Nachricht von Jonathan«, sagte Carol-Ann.
    Erin riss die Augen auf. »Von Jonathan!« Sie begriff nicht, wie das möglich sein konnte. »Er ist doch … er ist doch … gar nicht in der Stadt …«
    »Er ist im Moment bei meiner Familie«, entgegnete Carol-Ann. »Er und Marlee waren die ganze Nacht zu Fuß unterwegs, um in die Stadt zurückzukommen. Ganz früh heute Morgen sind sie angekommen.«
    »Wieso sind sie denn wieder hier?«, fragte Erin.
    »Das soll Jonathan Ihnen lieber selbst erklären. Im Moment schlafen er und die Kleine, aber Sie dürfen die beiden später gern besuchen. Hier ist die Adresse.« Sie reichte Erin ein Stück Papier, auf das sie die Adresse geschrieben hatte. »Ich muss jetzt zur Arbeit. Bis dann.«
    Cornelius hatte ihr Gespräch mit angehört, sich aber nicht einmischen wollen. »Was ist da wohl passiert?«, fragte er nun Erin.
    »Ich weiß nicht. Offenbar wohnen Jonathan und Marlee bei Miss Watson.«
    »Wieso?«, wollte Cornelius wissen.
    »Ich weiß nicht, das finde ich jedoch noch heraus.«

36
    Erin fand es qualvoll, bis zum frühen Nachmittag zu warten, ehe sie an Carol-Ann Watsons Tür klopfen konnte, aber sie wollte Jonathan und Marlee die Möglichkeit geben, in Ruhe auszuschlafen. In der Zwischenzeit zermarterte sie sich das Hirn mit Spekulationen über den Grund dafür, dass die beiden wieder in der Stadt waren. Je länger sie darüber nachdachte, desto eifersüchtiger wurde sie auf die Freundschaft zwischen Carol-Ann und Jonathan. Sie wusste, dass das falsch war und beschämend noch dazu, aber sie konnte nicht anders.
    In einem sehr hübschen Sommerkleid öffnete Carol-Ann Erin die Tür. Mit dem langen, seidigen Haar, das ihr auf die zart gebräunten Schultern fiel, sah sie aus wie ein Teenager. Sie lächelte unbeschwert und bat Erin und Cornelius ins Haus. Erin hatte Carol-Ann in Coober Pedy nicht gekannt, doch Jonathan hatte sie als traurigen Menschen beschrieben, der nicht dorthin gehörte. Ganz offensichtlich existierte diese junge Frau nicht

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