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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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mehr. Jonathan empfand die Verwandlung als wahrhaft bewundernswert, und Erin verstand, wieso. Wieder regte sich eine Spur Eifersucht, gleich gefolgt von Reue.
    »Jonathan ist hinten auf der Veranda«, sagte Carol-Ann und ging ihnen über makellos saubere Linoleumböden voraus.
    Erin schaute sich um und bewunderte den ordentlich geführten Haushalt. Und wieder schämte sie sich dafür, dass sie Carol-Ann so verurteilt hatte. Durch eine Glastür gingen sie auf die schattige Veranda. Jonathan saß in einem weißen Korbstuhl, umgeben von einer Ansammlung von Topfpflanzen – Farnen, Orchideen und Palmen. Blumenampeln mit bunten Fuchsien hingen an den Holzbalken.
    Jonathan trank Tee. Er hatte ein paar Stunden geschlafen, wieMarlee auch, und so ging es ihnen bedeutend besser als am Morgen. Er beobachtete Michaela und Marlee, die im Garten lebhaft über ein halb fertiges Kinderhaus diskutierten, das Herbert für seine Enkelin baute. Für ein Spielhaus war es beeindruckend. Es stand unter einem großen Feigenbaum und hatte sogar ein Obergeschoss, das bis an die unteren Zweige des Baumes reichte. Jonathan verstand nicht, worüber die beiden Mädchen redeten, aber sie schienen eine hitzige Debatte über die künftige Nutzung des kleinen Cottages zu führen, und das brachte ein Lächeln auf seine Lippen.
    »Jonathan! Warum sind Sie schon zurück?«, fragte Erin, als sie auf die Veranda hinaustrat. Sie konnte einfach nicht länger warten, sie musste es jetzt wissen. »Haben Sie Marlees Familie nicht gefunden?«
    Jonathan freute sich, sie und natürlich auch Cornelius wiederzusehen, und strahlte bis über beide Ohren. Es kam ihm vor, als wären Wochen seit ihrer letzten Begegnung vergangen. »Doch, wir haben eine Nacht bei ihnen verbracht …«
    Ehe Jonathan mit der Erklärung fortfahren konnte, kam Marlee mit ihrem Teddy auf Erin und Cornelius zugerannt und kreischte vor Begeisterung. Sie warf die Arme um Erin und Cornelius und drückte sie fest. Die beiden freuten sich genauso sehr, die Kleine zu sehen, denn sie hatten sie schrecklich vermisst. Marlee erzählte voller Stolz, dass Michaela ihre neue Freundin sei, und zeigte ihnen einige der Spielsachen. Zum ersten Mal sahen sie, wie glücklich Marlee mit einem anderen Kind zusammen war, und das freute sie.
    Michaela war sehr offen. Sie plauderte mit den Gästen, als würde sie sie schon ihr Leben lang kennen. Erin und Cornelius fanden wie Jonathan, dass Michaela ein hinreißendes kleines Mädchen war. Sie merkten, dass sie für ihr Alter sehr klug war und dass sie einen positiven Einfluss auf Marlee hatte. Jetzt liefen die Mädchen zur Schaukel und stießen sich abwechselnd an.
    Während Carol-Ann in die Küche ging und für Erin und Cornelius Tee aufbrühte, setzten die beiden sich zu Jonathan.
    »Nun erzählen Sie, Jonathan. Was ist passiert? Warum sind Sie wieder da?«, fragte Erin.
    »Ich habe schon wieder einen Fehler gemacht. Ich hätte Marlee nicht zu ihrer Familie zurückbringen dürfen«, erklärte Jonathan voller Bedauern.
    »Wieso sagen Sie das?«
    »Ich verstehe jetzt, weshalb sie vor dem Clan weggelaufen ist.«
    »War ihre Familie nicht nett zu ihr?«, fragte Cornelius besorgt.
    »Sie war nicht unfreundlich. Aber die Aborigines haben eine ganz eigene Art zu leben. Alles ist so anders. Und wenn Marlee auch Halb-Aborigine ist, hat sie das so doch nie kennengelernt. Sie hat in einem Zelt gewohnt, aber da hatte sie wenigstens Schutz vor dem Regen, und sie besaß ein Feldbett sowie Decken, mit denen sie sich warm halten konnte. Manchmal hat sie einheimische Wildtiere gegessen, die waren jedoch ordentlich zubereitet, weil Andro das Fleisch nicht anders hätte essen mögen. Sie bekam fast jeden Tag Gemüse, auch wenn das Gemüse meist aus der Dose kam, und Milch hatte sie auch.«
    »Was haben Sie denn gegessen, solange Sie bei dem Clan waren?«, fragte Erin voller Neugier.
    »Mir gaben sie ein Stück Kängurufleisch, das war so roh, dass das Blut noch herauslief.«
    Erin rümpfte angeekelt die Nase.
    »Den Geruch werde ich im Leben nie mehr vergessen. Marlees Stück war verbrannt. Die haben das komplette Tier ins Feuer geworfen. Und sie haben es vorher weder gehäutet noch ausgenommen.« Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Allein schon der Gedanke an dieses Essen ließ Übelkeit in ihm aufsteigen.
    Erin drehte sich der Magen um.
    »Vorgestern Nacht hat es gegossen«, erzählte Jonathan.
    Erin und Cornelius waren wach geworden, als der Regen angefangen hatte, auf das

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