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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Lauren Bradley tatsächlich wie einen geistig Zurückgebliebenen behandelte, und das machte sie fuchsteufelswild, doch sie stimmte ihrem Bruder zu. »Wir müssenunsere Bemühungen intensivieren. Weihnachten mit dieser Frau ertrage ich nicht.«
    »Dass wir sie so schnell loswerden, Erin, bezweifle ich. Weihnachten ist doch schon in ein paar Tagen.« Tatsächlich stand das Weihnachtsfest vor der Tür, und ihr war kein bisschen nach Feiern zumute.
    Gareth war gebührend beeindruckt, als Erin ihm aufgeregt die Aborigine-Kunstwerke zeigte, die sie als Frachtgut in Australien aufgegeben hatte und die sie am Morgen vom Flughafen hatte abholen lassen. Sie fand es wunderbar, einen Funken seiner früheren Begeisterung fürs Geschäft zu sehen.
    »Es gibt begabte Künstler in Alice Springs, die von einem fürchterlichen Menschen dort ausgebeutet werden«, erzählte Erin ihrem Vater. Lauren wich ihnen nicht von der Seite, aber Erin beachtete sie gar nicht. »Die Künstler sitzen vor seiner Galerie und malen für ihn. Er zahlt ihnen nur sehr wenig für ihre Werke und verkauft die Bilder dann mit einem dicken Gewinn, und dabei macht er die ganze Zeit hinter dem Rücken der Leute herabwürdigende Bemerkungen über sie. Er ist voller Vorurteile. Seine Haltung hat mich so erbost, dass ich einige Künstlerinnen bat, mir ihre Bilder direkt zu verkaufen. Wir haben das Geschäft in dem Haus, das Onkel Cornelius und ich dort gemietet hatten, abgewickelt.«
    »Aber Gareth, das gilt doch ganz bestimmt als unethisch«, mischte sich Lauren ein.
    Gareth schaute erst Lauren, dann seine Tochter an. Einen Kommentar schien er nicht abgeben zu wollen.
    »Na ja, so ist es doch wohl, oder etwa nicht?«, beharrte Lauren. »Was, wenn einer der Kunden den Künstler träfe, dessen Werke du an deinen Wänden hängen hast, ihn zu sich nach Hause einladen und dann direkt von ihm kaufen würde? Er brächte dich um deinen Gewinn. Glücklich würde dich das doch wohl nicht machen, was?«
    »Na ja … nein«, erwiderte Gareth.
    Erin starrte Lauren wütend an. Wie konnte ausgerechnet sie über Ethik reden? »Normalerweise gäbe ich Ihnen recht«, sagte sie. »Aber dieser Mann verhielt sich selbst weit unethischer. Es war eine Freude, den Künstlerinnen für ihre Werke zu zahlen, was sie verdienten. Und es war genau derselbe Preis, den der Galeriebesitzer von seinen Kunden verlangte. Es ging mir also nicht darum, Geld zu sparen.«
    »Wenn das so ist, bin ich stolz auf dich, Erin«, sagte Gareth.
    Erin bemerkte Laurens mürrischen Blick, und das verschaffte ihr eine tiefe Befriedigung. Laurens Kritik war ins Leere gegangen.
    »Die Malerin war so begeistert, dass sie mir noch mehr Bilder anbot, aber ich wollte erst mal nur ein paar mit nach London nehmen. Ich habe ja keine Ahnung, wie etwas derart Außergewöhnliches sich hier verkauft. Es ist ein Experiment.«
    Erin hängte die Bilder auf.
    »Außergewöhnlich sind sie allerdings«, meinte Gareth nachdenklich und studierte die kontrastreichen Erdtöne und den einzigartigen Aborigine-Stil. »Ich bin sicher, so etwas hat man in England noch nicht gesehen, aber gerade das könnte gut sein. Was meinst du, Lauren?«
    Erin sah, dass Lauren missgestimmt war. Es ärgerte sie, dass ihr Vater sie nach ihrer Meinung fragte, sie verkniff sich jedoch eine entsprechende Bemerkung.
    »Ich glaube, die Bilder sind zu primitiv, um in der Galerie Forsyth ausgestellt zu werden«, erklärte sie mit einem Gesichtsausdruck, der keinen Widerspruch zuließ.
    Erin sah, wie das Strahlen in den Augen ihres Vaters erlosch, und sie wäre am liebsten explodiert. »Was wissen Sie denn schon davon, Lauren?«, fauchte sie wütend. »Sie könnten einen Daffy-Duck-Druck nicht von einem echten Picasso unterscheiden.«
    »Ihr Vater schätzt meine Meinung«, konterte Lauren mit funkelnden Augen.
    »Dann wundert es mich wirklich nicht, dass die Galerie amRand des Ruins steht«, zischte Erin, nahm ihre Jacke und stürmte hinaus. Sie brauchte jetzt einen Spaziergang, sonst hätte sie womöglich noch mehr gesagt und ihren Vater gekränkt.
    Die Aborigine-Werke verkauften sich innerhalb weniger Tage, sehr zu Erins Erleichterung. Sie hörte, wie Lauren Gareth gegenüber die bissige Bemerkung machte, dass manche Leute eben keinen Geschmack hätten, als das letzte Bild die Galerie verließ.
    »Oder vielleicht doch«, sagte Erin gerade laut genug, dass Lauren sie hören konnte.
    Sie musste lange im Lager stöbern, ehe sie etwas halbwegs Anständiges fand, das

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