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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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einer Farm, diese kleine Plattform hier kann ja wohl kein Bahnhof sein.«
    »Doch, ich glaube schon, dass das ein Bahnhof ist, aber ich habe auch ein paar Passagiere von einer Farm hier in der Gegend reden hören«, erwiderte Cornelius.
    »Dann sollten wir mal gucken, ob wir ein Farmgebäude sehen, und dorthin gehen. Vielleicht fährt uns ja der Farmer nach Coober Pedy.«
    »Das Farmgebäude könnte hier überall sein, und wer weiß, wie viele Meilen es entfernt ist.« Cornelius sah sich um. »Wir würden uns nur verlaufen, wenn wir danach suchen.« Ihm war klar, das wäre ihr Ende. »Wir müssen hierbleiben und warten, bis uns einer holen kommt.«
    Erin bezweifelte, dass sie einer holen kam, aber sie wollte nicht pessimistisch erscheinen, also schwieg sie. Eine hilfreiche Idee hatte sie auch nicht.
    Cornelius setzte sich neben Erin, und gemeinsam starrten siein die Ferne. Das Land war so flach, dass der Horizont mit dem Himmel zu verschmelzen schien, was Erin noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Wer um alles in der Welt kommt denn bloß auf die Idee, hier einen Bahnhof hinzusetzen?«, fragte Erin.
    Sie sah ihren Onkel an, und plötzlich mussten sie beide lachen. Die Situation war so grotesk! Es war unbeschreiblich heiß, und so fühlten sie sich bald, als würden sie dahinschmelzen. Eine Luftspiegelung gaukelte ihnen einen einladenden See vor. Das machte ihnen Durst und weckte ihre Sehnsucht, in kühlem Nass zu schwimmen. Sie hatten überhaupt nicht daran gedacht, sich mit Wasser zu versorgen. Erin war froh, dass sie wenigstens lange Hosen, ein Hemd und einen Hut trug. Sie hatte sehr empfindliche Haut und hätte sich sonst schnell einen Sonnenbrand geholt. Cornelius trug ein Kurzarmhemd, er war jedoch von seinen vielen Reisen stark gebräunt.
    »Es gibt nicht mal einen Baum, in dessen Schatten wir uns vor der Sonne schützen können«, sagte Erin und ließ den Blick erneut in die Ferne schweifen.
    »Tut es dir schon leid, dass du mitgekommen bist?«, fragte Cornelius.
    »Nein«, antwortete sie, ohne zu zögern. »Ich musste diesen Weg gehen.«
    Wieder war ihr Blick ganz traurig, und Cornelius bedauerte fast, dass er sie provoziert hatte. »Das verstehe ich«, sagte er. »Du glaubst es mir jetzt sicher nicht, aber der Schmerz wird mit der Zeit nachlassen, Erin. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
    Erin nickte. »Ich weiß. Allein die Ablenkung ist schon eine große Hilfe.«
    »Ich denke, das hier ist ein bisschen schlimmer als eine kleine Ablenkung.« Cornelius lächelte ironisch. »Glaub es oder nicht, es wird ziemlich kalt hier, wenn die Sonne erst einmal untergegangen ist«, fügte er hinzu. »Nachts friert es sogar manchmal.«
    Erin sah ihren Onkel erschrocken an. »Du denkst doch wohlnicht, dass wir nach Einbruch der Dunkelheit noch hier sitzen, oder?«, fragte sie besorgt. »Ohne Lampen ist es hier doch stockfinster.«
    »Ich hoffe nicht«, erwiderte Cornelius und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Es wird allerdings früh dunkel hier.«
    Er wusste, sie mussten aus der Sonne heraus, ehe sie noch dehydrierten oder einen Hitzschlag bekamen. Er kletterte von der Plattform und schaute darunter, aber alles, was er sah, war dorniges Gestrüpp, zu dicht, als dass man es hätte entfernen können, um Platz für sie zu schaffen. Cornelius trug ihre Koffer an den Rand der Plattform und stapelte sie übereinander, sodass ein provisorischer Sonnenschutz entstand.
    »Wir setzen uns hier auf den Boden in den Schatten, den unsere Koffer spenden«, erklärte er.
    Bequem war es nicht, doch schon besser, als der prallen Sonne ausgesetzt zu sein. Sie mussten nur nach Ameisen und anderen kriechenden Insekten Ausschau halten, von denen einige bissen. Je nachdem, wie die Sonne weiterwanderte, versetzten sie die Koffer und rückten ein Stück nach. Erin schrie auf, als sie eine Art Eidechse entdeckte, die in ihren Augen gefährlich aussah, aber sie verscheuchte das Tier, und es huschte schnell davon. Die Sonne war zu grell, als dass sie den Himmel beobachten konnten, an dem Adler und andere Raubvögel kreisten, um den Boden nach einer schmackhaften Mahlzeit wie einer Maus oder einer kleinen Eidechse abzusuchen und dann hinunterzuschießen und sie mit ihren scharfen Krallen zu packen.
    Die Stunden zogen sich in die Länge, vor lauter Durst waren sie ganz geschwächt. Sie konnten nur noch ans Trinken denken.
    »Bald wird es dunkel, Onkel Cornelius«, bemerkte Erin.
    So besorgt sie auch war, sie bewunderte den Himmel, der ein

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