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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Pedy entfernt?«, erkundigte sich Cornelius, in der Hoffnung, sie könnten zu Fuß weiter.
    »So um die dreißig Meilen«, antwortete der Fahrkartenverkäufer.
    Cornelius erschrak. »Dreißig Meilen! Da gibt es dann doch wohl einen Bus, der in die Stadt fährt?«
    »Einen Bus?« Der Fahrkartenverkäufer lachte, doch sein Gesicht wurde schnell wieder ernst, als er begriff, dass Cornelius keinen Scherz gemacht hatte. »Sie müssen dem Besitzer vom Opal Hotel in Coober Pedy ein Telegramm schicken. Teilen Sie ihm mit, wann Sie am Bahnhof Manguri ankommen. Er wird aus der Stadt wen schicken, der Sie abholt.«
    »Woher soll er denn wissen, wann wir ankommen? Das weiß ja nicht mal ich«, gab Cornelius zurück.
    »Der Zug braucht ungefähr zwanzig Stunden von Adelaide bis Manguri. Wenn es unterwegs keine unvorhergesehenen Probleme gibt, zum Beispiel Wassermassen, die die Gleise weggespült haben, oder extreme Hitze, die die Gleise verformt.« Der Fahrkartenverkäufer schrieb den Namen des Hotels und seines Besitzers Cyril Davidson auf ein Stück Papier und zeigte Cornelius den Weg zum Telegrafenamt. »Schicken Sie das Telegramm am besten sofort«, riet er.
    Cornelius schickte ein Telegramm ins Opal Hotel, dann mussten sie auch schon ihr Gepäck holen und zum Bahnhof zurück. Der Zug sollte bald abfahren.
    Erin und Cornelius waren schon über hundert Meilen mit dem Afghan Express gefahren, als sie die Flinders Ranges vom Zugfenster aus sahen. Zweihundertsiebzig Meilen weit erstreckte sich die Bergkette, sie bot einen grandiosen Anblick. Der Zug fuhr in Richtung Port Augusta, Hafenstadt und Verkehrsknotenpunkt am Spencer Gulf und letzter Außenposten der Zivilisation vor dem Outback. Unterwegs machten sie in kleinen Ortschaften Halt, wo Postsäcke und Vorräte abgeladen wurden.
    Nach einem leichten Mittagessen im Speisewagen entschuldigte sich Erin. Als sie ein paar Minuten später wieder in ihrem Abteil erschien, trug sie ihr neues, extra für Coober Pedy angeschafftes Outfit. Cornelius verbarg seine Verblüffung darüber, wie verändert sie aussah, doch ein Grinsen konnte er sich nicht verkneifen.
    »Was findest du denn so komisch?«, fragte Erin empört.
    »Gar nichts«, antwortete Cornelius und wurde wieder ernst. »Ich werde einfach ein bisschen Zeit brauchen, um mich an dein neues Aussehen zu gewöhnen. Wäre ich auf der Straße an dir vorbeigegangen, hätte ich dich wohl nicht erkannt.«
    »Das ist doch der Sinn der Sache, oder?« Erin fiel auf, dass einige Passagiere sie neugierig beäugten, sie ließ sich jedoch nicht verunsichern.
    Bald fuhren sie durch flaches, karges Land, nur hier und da sah man ein paar Sträucher. Erin wurde müde, und ihr Kopf sank auf die Schulter ihres Onkels, kurz darauf nickte sie ein. Sie schlief noch, als es dunkel wurde und sie einen kurzen Zwischenaufenthalt in Port Augusta hatten. Eine Stunde später weckte Cornelius sie, und sie beide gingen zum Abendessen in den Speisewagen. Erin fühlte sich in ihrer Kleidung etwas unwohl, aber sie gab sich Mühe, die missbilligenden Blicke der elegant gekleideten weiblichen Fahrgäste zu ignorieren.
    Es war alles andere als bequem, während der langen Fahrt nur zu sitzen, doch ein Schlafwagen war so kurzfristig nicht verfügbar gewesen, und immerhin hatten sie mehr Beinfreiheit als im Flugzeug. Außerdem konnten sie sich die Beine vertreten und in den Speise- oder Salonwagen gehen oder auch an die frische Luft, wenn der Zug in einem Ort etwas länger hielt.
    Als Erin und Cornelius am nächsten Tag von einem späten Frühstück zurückkamen, teilte der Schaffner ihnen mit, sie hätten ihr Ziel bald erreicht. Erin schaute aus dem Zugfenster und stellte zu ihrer großen Enttäuschung fest, dass die Gegend landschaftlich reizlos war, die grelle Sonne schien alles Grün versengt zu haben. Kurze Zeit später hielt der Zug. Der Schaffner kletterte auf die hölzerne Plattform, auf der ihre Koffer verstaut waren, und hievte sie herunter, dann half er Erin und Cornelius beim Aussteigen.
    Gespannt und in der Erwartung, ihre Transportmöglichkeit zu entdecken, sah Erin sich um, doch sie sah niemanden. Ein verwittertes, wenig einladendes Schild auf dem kleinen improvisierten Bahnsteig verkündete, dass sie sich am Bahnhof Manguri befänden. Ehe der Schaffner wieder in den Zug stieg, ermahnte er sie, vorsichtig zu sein.
    »Hier ist kein Mensch, Onkel Cornelius«, sagte Erin in Panik. »Sollte uns hier nicht jemand abholen?«
    Cornelius wandte sich an den

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