Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
Gesellschaft«, fügte er hinzu. »Vor allem, da ich noch keinerlei Freundschaften geschlossen habe, seit ich in Coober Pedy bin.«
Die Kleine lächelte glücklich.
Jonathans Großzügigkeit und Fürsorge verblüfften Erin. Trotzdem sorgte sie sich darum, dass Andro ihn zum Narren hielt. »Ich verstehe nicht viel von Kindern, aber Marlee scheint schon im schulreifen Alter zu sein. Wieso ist sie denn nicht in der Schule?«
»Das habe ich mich auch gleich gefragt. Offenbar hat ihreMutter sie unterrichtet«, antwortete Jonathan. »Sie ist sehr wissbegierig. Ich habe ihr schon das Alphabet beigebracht, jetzt lernt sie schreiben.«
Er hatte keine Ahnung, worin Gedda Marlee unterrichtet hatte, nahm jedoch an, dass es mehr mit der Aborigine-Kultur zu tun gehabt hatte. Sicher hatte sie ihr Fertigkeiten beigebracht, die sie in Zukunft gut gebrauchen konnte, wenn sie sich um sich selbst kümmern musste.
»Es ist hochanständig von Ihnen, dass Sie helfen«, erklärte Cornelius. »Hoffentlich werden Sie nicht zu sehr von der Arbeit in Ihrer Mine abgehalten, das wäre nicht gut.«
»Seit Wochen arbeite ich an jedem Tag, den der liebe Gott mir gab, und ich habe nicht einen einzigen Opal gefunden. Ich wusste nämlich nicht so recht, was ich da überhaupt machte. Ich glaube, das habe ich Ihnen schon letztens im Camp erzählt. Seit einer Woche steht mir Andro mit Rat und Tat zur Seite, er leiht mir sogar sein Werkzeug, und schon habe ich Glück.« Jonathan war sehr stolz auf sich, und Andro war er sehr dankbar.
»Oh, das sind ja wirklich gute Neuigkeiten«, rief Cornelius aus. »Haben Sie etwas mitgebracht, das Sie uns verkaufen wollen?«
Jonathan holte den Opal aus seiner Tasche und beobachtete den Edelsteinhändler erwartungsvoll.
»Ein heller Opal, typisch für diese Gegend, und ein sehr schönes Stück«, sagte Cornelius, während er den Stein begutachtete.
Nachdem er ihn gewogen hatte, machte er Jonathan ein Angebot. Cornelius wusste nicht, dass der junge Mann beinahe jeden Preis akzeptiert hätte, weil er das Geld wirklich dringend brauchte, obwohl Andro ihn auch hier beraten hatte. Jetzt war Jonathan hocherfreut, denn das Angebot war mehr als fair.
»Dann sind wir im Geschäft«, sagte er glücklich, und die beiden Männer schüttelten sich die Hand.
Aufgeregt sah Jonathan Marlee an. »Wie wäre es mit einem Eis?«, fragte er. »Auf meine Kosten natürlich«, fügte er strahlend hinzu.
Das Gesicht der Kleinen hellte sich auf. Eis hatte sie erst ein einziges Mal gegessen.
Erin schaute ihren Onkel an und schüttelte ungläubig den Kopf. Jonathan war nicht nur großzügig mit seiner Zeit, er war auch großzügig mit seinem Geld. Es verblüffte sie, dass jemand, der so wenig besaß, dieses Wenige auch noch teilte.
»Erin und ich haben bisher noch nie im Restaurant hier gegessen, im Star of Greece, und wir wollten es immer schon mal ausprobieren, Jonathan«, sagte Cornelius nun. »Wenn wir heute Abend hingehen, möchten Sie sich nicht anschließen? Als unser Gast?«
»Ich habe gar keine Kleidung, um vornehm essen gehen zu können«, erwiderte Jonathan verlegen. »Trotzdem danke für die nette Einladung. Ich mache mich dann jetzt lieber mal auf den Weg. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder, denn dann habe ich bestimmt noch mehr Opale zu verkaufen.« Er öffnete die Tür und führte Marlee hinaus.
»Das hoffen wir auch«, gab Cornelius zurück.
Als Jonathan gegangen war, prüfte er noch einmal den Opal, den er gerade gekauft hatte. »Was für ein netter junger Mann«, sagte er dann. »Ich hätte ihm anbieten sollen, unser Bad zu benutzen, und ihm dann fürs Restaurant etwas zum Anziehen leihen müssen. Es wäre sicher angenehm, in seiner Gesellschaft zu essen.«
»Und er könnte sich mal ein paar Stunden von diesem fürchterlichen Kroaten erholen«, sagte Erin.
War seine Nicht enttäuscht? Oder hatte er den Unterton in ihrer Stimme missverstanden? »Das ist ein großartiger Opal«, bemerkte er dann. »Jonathan hat da womöglich eine gute Ader entdeckt. Das hoffe ich für ihn, denn ein Mann mit einem so großen Herzen verdient auch ein großes Glück.«
Erin nickte. »Ich kann es immer noch nicht fassen, dass er sich um die Kleine kümmert, damit ihr rüpelhafter Vater arbeiten kann. Das ist mehr als nur großzügig.«
»Es zeigt, was für einen guten Charakter er hat«, entgegnete Cornelius. »Und ein attraktiver junger Mann ist er noch dazu, meinst du nicht?« Er war sicher, dass Erin diese Tatsache nicht
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