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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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fragte Erin.
    »Aus Barnet. North Finchley, um genau zu sein. Die Kunstwelt ist ganz schön weit weg, wenn man Assistent eines Edelsteinhändlers ist. Wie lange arbeiten Sie schon mit Ihrem Onkel?«
    »Für Edelsteine habe ich mich immer schon interessiert, aber diese Reise ist die erste, die ich mit meinem Onkel mache. Ich schätze, Sie sind auch noch nicht lange Minenarbeiter.«
    »Wie kommen Sie bloß darauf?« Jonathan grinste. »Ich war Barkeeper in London. Im Stadtteil North Finchley habe ich erst in verschiedenen Restaurants gearbeitet, dann habe ich es in einige der besten Londoner Hotels geschafft.«
    »Ach ja?« Erins Herz begann auf einmal zu hämmern. Sieüberlegte, ob er sie wohl im Langham gesehen hatte. »In welchen Hotels?«, fragte sie deshalb.
    »Eine Weile war ich im Savoy. Zwei Jahre habe ich im Cavendish gearbeitet und dann ein Jahr im Hotel Langham. Vielleicht kommen Sie mir ja deshalb so bekannt vor. Vielleicht habe ich Ihnen schon mal einen Drink serviert.«
    Erin spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. »Das bezweifle ich«, bemerkte sie verlegen.
    »Sie trinken nicht?«
    »Nur gelegentlich. War das Hotel Langham Ihr letzter Arbeitsplatz?«
    »Nein, die letzten Monate habe ich für einen Freund in dessen Bäckerei gearbeitet. Eine höllische Arbeitszeit und auch nicht gerade toll bezahlt, meine Verlobte war allerdings glücklich, weil sie mehr von mir zu sehen bekam.«
    »Sie sind … verlobt?« Erin war überrascht, dass sie einen ganz kleinen Stich verspürte.
    »Ja, ich bin hergekommen, um ein Vermögen zu machen. Liza und ich wollten einen guten Start in die Ehe haben. Aber wie Sie wissen, habe ich erst einen Opal gefunden. Es geht alles langsam an hier für mich. Liza erwartet mich in einem Jahr zu Hause.« Er fügte nicht hinzu, dass sie gesagt hatte, sie wolle nur ein Jahr warten. »Ich will gleich noch zum Postamt, um nachzusehen, ob ein Brief von ihr gekommen ist.«
    »Dann will ich Sie nicht länger aufhalten«, sagte Erin rasch. »Bis bald, Marlee. Wir sehen uns sicher demnächst noch einmal hier im Ort.«
    Als Erin zu ihrer Wohnung zurückkam, erzählte sie ihrem Onkel, dass sie Jonathan und Marlee im Gemischtwarenladen getroffen hatte.
    »Ach!« Cornelius zwinkerte ihr zu.
    Erin ignorierte ihren Onkel. »Er hat mir erzählt, er will hierein Vermögen machen, damit er und seine Verlobte Liza einen guten Start in die Ehe haben«, sagte sie.
    »Tja, das ist wohl kaum eine Überraschung. Jonathan ist so ein netter junger Mann. Ich bin sicher, er hat eine ganze Reihe gebrochener Herzen in England zurückgelassen.«
    »Er hat mir auch erzählt, dass er mal als Barkeeper im Hotel Langham gearbeitet hat und dass ich ihm irgendwie bekannt vorkomme.«
    »Glaubst du, er hat dich erkannt?«
    »Ich bezweifle, dass wir uns jemals im Langham gesehen haben. In den vergangenen Monaten in England hat Jonathan in einer Bäckerei gearbeitet. Um die Zeit hat Andys und meine Beziehung ja erst so richtig begonnen.«
    »In den Zeitungen gab es oft Fotos von dir«, sagte Cornelius.
    Erin erstarrte. »Ja, und meistens war ich darauf mit Andy zu sehen. Es wäre demütigend für mich, wenn Jonathan wüsste, dass ich mit Andy Stanford verlobt war und dass er mich betrogen hat. Ich habe nun wirklich nicht damit gerechnet, dass meine Vergangenheit mich hier in Australien einholen würde.«
    »Jonathan ist schon ein bisschen länger hier als wir, wenn ich das richtig verstanden habe«, sagte Cornelius.
    »Nur eine Woche länger«, erwiderte Erin besorgt. »Angst sollte ich deswegen aber nicht haben. Es ist ja wohl unwahrscheinlich, dass ein Barkeeper die Gesellschaftsnachrichten liest.«
    »Das stimmt.«
    »Und es ist noch unwahrscheinlicher, dass ich mich an einen Barkeeper erinnern würde«, sagte Erin.
    Cornelius sah Erin an. »Er mag nur Barkeeper gewesen sein, er ist dennoch ein grundanständiger Mensch. Ich glaube kaum, dass er seine Verlobte betrügen würde.«
    Erin erwiderte nichts, aber sie wusste, dass ihr Onkel recht hatte. Jonathan war tatsächlich ein grundanständiger Mensch. Er hatte weit mehr Charakterstärke als Andy Stanford.

13
    Während Cornelius im Eingangsraum auf Kundschaft wartete, sortierte Erin mit seiner Hilfe die Opale, die er in den vergangenen Tagen gekauft hatte. Jedes Stück wurde einzeln verpackt, mit einer Nummer versehen und in einem Buch mit einem Eintrag gekennzeichnet. Erin notierte Wert, Gewicht, Qualität und Aussehen des Opals – Farbspiel, Transparenz,

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