Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Musterung und Leuchtkraft eines Opals konnten sehr unterschiedlich sein. Erin prüfte jedes Stück, besprach es mit ihrem Onkel und lernte auf diese Weise viel über den Edelstein, dem besondere Heilkräfte zugesprochen wurden und den die Aborigines »Stein der tausend Lichter« nannten. Wenn sie genug Kenntnisse gesammelt hatte, würde Cornelius sie beim Einkauf der Opale einbeziehen, bis sie sich zutraute, es ganz allein anzugehen. Bis jetzt, das hatte er am Morgen noch gesagt, war er sehr beeindruckt von dem Tempo, mit dem sie lernte.
    Erin räumte die Opale beiseite und begann, einen Brief an Bradley zu schreiben. Sie sehnte sich nach Neuigkeiten von zu Hause und wusste, dass Bradley das Bedürfnis hatte, Neues von ihr zu hören. Sorgsam vermied sie Fragen nach Andy in ihrem Brief, allerdings schrieb sie, sie hoffe, die Presse verfolge ihn nicht. Bei der Beschreibung von Coober Pedy und ihrer Behausung wählte sie ihre Worte mit Bedacht, sie wollte nicht, dass sich Bradley Sorgen um sie machte.
    Plötzlich klopfte es an der Tür und einen Augenblick später kam ein Mann in den Eingangsraum gestürzt.
    »Haben Sie den Olympic Australis von diesem Dieb Andro Drazan gekauft? Sagen Sie mir die Wahrheit«, rief er ohne eine Begrüßung.
    Cornelius schaute zu dem großen, kräftigen Mann auf, undder Mund blieb ihm offen stehen. »Den Olympic Australis! So etwas Wunderbares hat mir niemand angeboten«, erklärte er und stand auf.
    »Ich glaube Ihnen kein Wort«, brüllte der Mann, beugte sich über den Tisch und bedrohte Cornelius mit seinen Fäusten. »Sagen Sie mir die Wahrheit, sonst mache ich Sie auf der Stelle kalt!«
    Erin mochte kaum glauben, was sie da hörte. Ihr Herz fing an zu hämmern, sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie fuhr hoch, aber ihre Knie zitterten so sehr, dass sie kaum stehen konnte.
    »Ich habe doch gesagt, dass mir keiner diesen Opal angeboten hat«, erklärte Cornelius ruhig.
    Erin hörte an seiner Stimme, dass er zu Tode erschrocken war, aber er bemühte sich, die Fassung zu wahren. Der Mann war hochgewachsen und von kräftiger Statur, sein Gesicht war gerötet. Die Kinnpartie bedeckte ein buschiger Bart, dunkel wie sein Haar. Doch am meisten erregten seine Arme Erins Aufmerksamkeit. Es waren die gewaltigsten Arme, die sie je bei einem Mann gesehen hatte. Er sah aus, als könnte er ihren Onkel mit bloßen Händen in Stücke reißen. Sie selbst beachtete er gar nicht.
    Erin geriet in Panik. Ohne auch nur einen Augenblick zu überlegen, schlich sie auf Zehenspitzen rückwärts zur Eingangstür und schlüpfte hinaus. Dann rannte sie so schnell sie konnte die Hauptstraße hinunter. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie sich wenden, wo sie um Hilfe bitten sollte. Also steuerte sie den einzigen ihr vertrauten Ort in der Nähe an, den Gemischtwarenladen.
    »Helfen Sie mir«, schrie sie hysterisch, als sie durch die Tür gestürmt kam.
    Billy Brown stand hinter der Theke und wog Zucker ab. Besorgt schaute er auf.
    »Jemand will meinen Onkel umbringen. Bitte retten Sie ihn«, bat Erin.
    Billy Brown erkannte Erin sofort. Sie war schon viele Male in seinem Laden gewesen, allein oder mit Cornelius. »Sie haben Glück«, erwiderte er und kam rasch hinter der Theke hervor.»Constable Spender ist heute in der Stadt. Sie finden ihn auf der anderen Straßenseite in dem kleinen Gebäude neben dem Restaurant«, sagte er. Der Ladenbesitzer ging zur Tür und zeigte auf ein Gebäude, das Erin bisher noch gar nicht aufgefallen war. »Er wird Ihnen helfen.«
    Erin rannte hinüber. Sie klopfte nicht einmal an die Tür, sondern platzte einfach in das kleine Büro. Zu ihrem großen Entsetzen saß niemand hinter dem Schreibtisch.
    »Hilfe!«, schrie sie. »Jemand muss mir helfen!«
    Ein Mann in Uniform, kaum älter als Erin, kam von einem angrenzenden Raum in das Büro gestürzt.
    »Was ist passiert?«, wollte er wissen.
    »Sie müssen schnell mitkommen«, verlangte Erin. »Jemand will meinen Onkel umbringen.«
    »Wer sind Sie?«, fragte der Mann.
    »Was spielt das für eine Rolle?«, kreischte Erin. »Ein Verrückter bedroht meinen Onkel.«
    Sie drehte sich um und lief hinaus. Constable Spender brauchte nur einen Moment, dann reagierte er und lief ihr hinterher. Er holte Erin ein, als sie gerade durch die Eingangstür ihrer Behausung stürzen wollte, aber er hielt sie zurück.
    »Warten Sie hier, Miss.«
    »Das werde ich ganz bestimmt nicht. Ich muss zu meinem Onkel.«
    »Lassen Sie mich erst nachsehen, ob keine Gefahr

Weitere Kostenlose Bücher