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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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entgangen war.
    »Ich … ich denke, er hat ganz annehmbare Gesichtszüge«, sagte sie, als ob ihr das völlig gleichgültig wäre, doch die Röte auf ihren Wangen sprach eine andere Sprache. Als Erin das belustigte Aufblitzen in den Augen ihres Onkels sah, wurde sie ärgerlich. »Ich suche keinen Mann. Nicht nach allem, was ich in letzter Zeit durchgemacht habe.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Cornelius. Dass er ihren Protest eher halbherzig fand, sagte er lieber nicht.
    »Die Eier sind niemals frisch!«
    Erin stand im Gemischtwarenladen an einem der Regale, als sie eine ihr bekannte Stimme hörte. Sie gehörte zu Aimee, die sich vorn an der Theke beim Besitzer des Laden zu beschweren schien.
    »Ach, Aimee, Sie wissen doch, Ware bekommen wir nur donnerstags«, konterte Billy Brown. »Wenn Sie frischere Eier wollen, sollten Sie sich ein paar eigene Hühner anschaffen.«
    »Wenn ich sarkastische Kommentare will, kaufe ich mir welche«, schimpfte Aimee.
    Erin fuhr zusammen. Schnell duckte sie sich hinter das nächste Regal, um von der furchteinflößenden Frau nicht gesehen zu werden.
    »Hoppla, da hat es aber jemand eilig!«
    Verlegen richtete Erin sich wieder auf. Jonathan! Ausgerechnet ihm musste sie in dieser peinlichen Situation begegnen.
    »Hallo, Erin«, sagte er mit warmherzigem Lächeln.
    »Hallo«, flüsterte sie und lugte verstohlen um die Ecke.
    Jonathan war verwirrt. »Stimmt was nicht?«, erkundigte er sich flüsternd.
    Sie schaute zwischen den Saucenflaschen, die auf dem Regalneben ihr standen, hindurch zur Theke. Aimee und Billy befanden sich in einer hitzigen Debatte über die Preise für Hühnerfutter.
    »Es ist alles in Ordnung. Ich will nur nicht von dieser Frau gesehen werden«, sagte sie leise und zeigte nach vorn. Irritiert nahm sie wahr, dass Jonathan frisch rasiert war und saubere Kleidung trug. Erin fand, dass er so noch attraktiver wirkte. »Als wir in der Stadt ankamen, haben wir im Opal Hotel übernachtet. Aimee ist die Frau des Hotelbesitzers, aber ich habe das starke Gefühl, dass sie in der Ehe die Hosen anhat. Nach allem, was ich gesehen habe, traut sich kein Mann in der Stadt, sich mit ihr anzulegen. Ich kann kaum glauben, dass der Ladenbesitzer derart mutig ist.«
    »Ich bin alle paar Tage hier und habe die zwei schon oft beobachtet. Sie kabbeln sich andauernd«, erwiderte Jonathan.
    »Wirklich?«
    »Ja. Und ich glaube, das ist nur Spaß.«
    Erin fand, sie hörten sich gar nicht spaßig an. Jetzt wurden sie sogar noch lauter. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das ist wie ein Spiel zwischen den beiden. Das meinen die nicht ernst.«
    »Da bin ich aber froh. Ich habe schon damit gerechnet, dass jeden Moment Eier durch die Gegend fliegen.«
    Marlee lachte.
    »Hallo, Marlee. In der Aufregung habe ich ganz vergessen, dich zu begrüßen«, sagte Erin und lächelte der Kleinen zu.
    »Woher genau aus London sind Sie?«, fragte Jonathan jetzt neugierig. »Irgendwie kommen Sie mir bekannt vor, mir fällt nur nicht ein, wo wir uns schon einmal begegnet sein könnten.«
    »Da müssen Sie mich mit jemandem verwechseln, denn so laufe ich in London normalerweise nicht herum«, erwiderte Erin und wies auf ihren Hut.
    »Ich verstehe, dass Sie sich hier so anziehen«, sagte Jonathan. »Es gibt ein paar üble Typen in der Stadt, und die sollte man lieber nicht reizen.«
    Erins Augenbrauen schossen in die Höhe, und Jonathan begriff, was er da gesagt hatte.
    »Das war nicht richtig gesagt«, fuhr er schnell fort und wurde rot vor Verlegenheit. »Sie sind immer noch sehr, sehr hübsch, aber ich kann mir vorstellen, dass Sie in einem Kleid noch viel hübscher sind. Sie wären ein richtiger Blickfang.«
    Jetzt war es an Erin, rot zu werden. »Danke«, sagte sie.
    »Also woher sind Sie? Vielleicht sind wir uns ja wirklich schon mal begegnet.« Jonathan konnte sich nicht vorstellen, dass er sie vergessen haben könnte, deshalb wollte er dem unbedingt nachgehen.
    »Haben Sie schon einmal Kunst gekauft? Meiner Familie gehören zwei Kunstgalerien. In der in Knightsbridge habe ich gearbeitet«, erklärte Erin.
    »Nein, Kunst habe ich nie gekauft«, erwiderte Jonathan. »Ich könnte nicht mal einen Rembrandt und eine Zeichnung von Marlee auseinanderhalten.«
    Erin und er lachten, dann duckten sie sich wieder hinter das Regal. Erin hatte nicht den typischen Londoner Cockney-Akzent, so viel war Jonathan klar. Deshalb wunderte es ihn auch nicht, dass sie in Knightsbridge zu Hause war.
    »Woher kommen Sie denn?«,

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