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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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passiert, oder warum haben Sie es so eilig?« Sichtlich erfreut darüber, Erin zu sehen, doch auch besorgt, sah er sie an.
    »Bojan Ratko hat uns gerade wieder einen Besuch abgestattet«, sagte Erin atemlos. »Dieser Mann macht uns Angst.«
    »Tut mir leid, das zu hören, aber ich hatte Sie ja vorgewarnt,dass das passieren würde«, sagte Will. Er sah, dass sie mit den Nerven am Ende war.
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Hab ich. Wie ich es nicht anders erwartet hatte, hat er mich jedoch ignoriert. Er war betrunken wie so oft, also wird er wohl nicht mal mehr wissen, dass ich bei ihm war.«
    »Können Sie ihn nicht ins Gefängnis stecken, bis er wieder nüchtern ist? Dann haben Sie ein klares Zeichen gesetzt, und er merkt es sich vielleicht endlich.«
    »Ich kann ihn nicht dafür einsperren, dass er jemandem droht, Miss Forsyth. Und um ehrlich zu sein, ich bezweifle, dass ich ihn allein inhaftieren kann, wenn er nicht willens ist. Um mit ihm fertig zu werden, braucht man Unterstützung.« Will war recht groß und durchtrainiert, konnte aber nicht mit Bojan mithalten, der doppelt so schwer war wie er und ein gutes Stück größer. »Wie schon gesagt, Auseinandersetzungen gibt es viele auf den Opalfeldern. Tut mir leid, wenn er Ihnen und Ihrem Onkel Angst macht, das Leben hier draußen ist nicht gemacht für die Ängstlichen.«
    Erin stutzte. Wollte der Constable tatsächlich andeuten, dass sie am besten nach London zurückkehrte? »Wenn er noch einmal zu uns kommt, dann können Sie mich einsperren, denn ich habe vor, ihm das nächste Mal eine gusseiserne Pfanne über den Schädel zu hauen!«, erklärte sie. Der Mann sollte ruhig wissen, dass sie sich und ihren Onkel verteidigen würde, wenn es denn sein musste.
    Zu ihrer großen Überraschung lachte Constable Spender. »Das hört sich doch schon viel besser an«, sagte er beeindruckt. »Wenn Sie das tun müssen, verspreche ich, dass ich einfach nicht hinschaue.« Er glaubte kaum, dass eine junge Frau wie sie es fertigbringen würde, sich dem Hünen entgegenzustellen. »Machen Sie sich keine Sorgen. Schwer verletzen werden Sie ihn schon nicht. Bojan hat einen harten Schädel.«
    Erin konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Auf einmal fielihr auf, dass Will Spender ein attraktiver Mann war, wenn er lächelte, und dieses Lächeln schien ansteckend zu sein.
    »Ich war gerade auf dem Weg ins Restaurant, um zu Mittag zu essen«, sagte Will. »Christos und Thelma Georgiou servieren eine köstliche mediterrane Platte. Ihr wunderbares Essen ist der einzige Grund dafür, dass ich ganz gern in dieser Stadt arbeite«, gab Will zu. »Wollen Sie mir nicht Gesellschaft leisten? Ich würde mich freuen, wenn Sie mitkämen.«
    Die Einladung kam für Erin überraschend. »Es … es tut mir leid, aber … aber nein danke«, sagte sie rasch.
    »Haben Sie schon zu Mittag gegessen?«, fragte Will und musterte sie genau. Ihre dunklen Augen irritierten ihn.
    »Nein … nein, hab ich nicht …«, stammelte Erin. Mit jemandem, der mit ihr ausgehen wollte, hatte sie in Coober Pedy nun wirklich nicht gerechnet.
    »Vielleicht sollte ich mich entschuldigen. Ich glaube, ich habe gar nicht gefragt, ob Sie schon vergeben sind«, sagte Will, der nun auf ihre Hände schaute. Erleichtert nahm er wahr, dass sie keinen Ring trug.
    »Bin ich nicht … nicht mehr«, erwiderte Erin impulsiv. Sofort ärgerte sie sich. Warum musste sie so viel von sich preisgeben? Aber es war zu spät. Sie hatte die Neugier des jungen Constable geweckt. »Tut mir leid, mein Onkel wartet auf mich«, sagte sie und ging schnell davon.
    Will war völlig in Gedanken, als er im Restaurant an einem Ecktisch beim Fenster Platz nahm. Er bemerkte nicht einmal die anderen Gäste.
    Christos brachte das Essen und eine halbe Karaffe Wein, doch Will nahm ihn kaum wahr. Er reagierte nicht mal gleich, als der griechische Einwanderer ihn ansprach.
    Christos und Thelma Georgiou hatten das Restaurant Star of Greece 1947 eröffnet. Achtzehn Monate zuvor waren sie aus Griechenland ausgewandert, unmittelbar nach dem Ende desZweiten Weltkriegs. Mit ihren drei erwachsenen Söhnen hatten sie ein kleines Reihenhaus in Yarraville in der Nähe von Port Melbourne gemietet. Christos fand Arbeit in einer nahegelegenen Fischfabrik. Während der ersten Wochen versuchten sie, sich einzuleben, doch sie stammten aus Parikia, einer kleinen Stadt am Meer auf der griechischen Insel Paros, und Christos und Thelma stellten rasch fest, dass Melbourne ihnen

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