Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
sichern, hat mit unserer Freundschaft nichts zu tun, Clementine. Das ist das, was Sie tun, nicht das, was Sie sind.« Als sie ungläubig aufsah, fuhr Jonathan zu reden fort. »Coober Pedy ist nicht die Art Stadt, in der man freiwillig lebt. Es haben also alle einen Grund dafür, dass sie hier sind, ich auch. Ich kenne Ihre Lebensumstände nicht, aber was sie auch sein mögen, ich verurteile Sie nicht.«
»Sie wollen also immer noch mein Freund sein?«
»Ja natürlich«, antwortete Jonathan, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
Clementine konnte ihr Glück kaum fassen. Tränen liefen ihr die Wangen hinab. In Coober Pedy hatte sie, abgesehen von zwei der anderen Prostituierten, den Schwestern Daisy und Pansy, keine Freunde. Dabei war sie schon seit zwei Jahren in der Stadt.
»Sie sind ein ganz besonderer Mensch, Jonathan«, sagte sie und wischte sich die Tränen ab. Sie wusste, sie würde seine Freundlichkeit nie vergessen, und deshalb wollte sie jetzt das tun, was für ihn am besten war. »Aber ich muss allein gehen. Glauben Siemir, es ist besser für Sie, wenn wir nicht mehr zusammen gesehen werden.« Sie wandte sich um und ging weg, und Jonathan stand da und sah ihr hinterher.
»Warum weint Clementine denn?«, fragte Marlee. »Ist sie traurig?«
»Ja, ich glaube schon«, antwortete Jonathan. »Ich wünschte, ich könnte sie froh machen.«
14
Bojan Ratko besuchte Cornelius noch zwei Mal in den kommenden Wochen. Beide Male war er betrunken und gab sich äußerst feindselig. Cornelius folgte Constable Spenders Rat und blieb ruhig und gefasst, jedenfalls gab er es vor. Er leugnete, etwas von dem berühmten Opal zu wissen, von dem Bojan behauptete, er sei ihm gestohlen worden.
»Wenn ich rausfinde, dass Andro Drazan den Olympic Australis hat, bringe ich ihn um«, schwor Bojan bei seinem zweiten Besuch. »Wenn er es wagt, den an einen Opalhändler zu verkaufen, reiß ich ihn mit bloßen Händen auseinander und den Händler auch.«
Erin, die sich in der Küche hinter einer Tür versteckt hatte, begann zu zittern. Sie nahm eine der gusseisernen Pfannen vom Herdofen und horchte an der Tür. So viel Angst sie auch hatte, sie war bereit, von der Pfanne Gebrauch zu machen, sollte Bojan ihren Onkel angreifen, aber sie betete, es möge nicht dazu kommen.
Cornelius zweifelte nicht daran, dass der kroatische Minenarbeiter seine Drohung wahrmachen würde. »Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass ein anderer Ihnen den Stein gestohlen haben könnte?«, wagte er sich vor. »Es ist ein sehr kostbarer Opal, deshalb bin ich sicher, dass viele in Versuchung sind.«
Bojan beugte sich über den Tisch, um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen. Aber dann merkte Cornelius, dass der Kroate völlig betrunken war. Er musste sich stützen, sonst wäre er umgefallen.
»Andro hat ihn«, brüllte Bojan und versuchte, sich aufzurichten. »Ich weiß das. Keiner außer ihm würde es wagen, Bojan Ratko in die Quere zu kommen.« Er schlug sich auf die vorgestreckte Brust und strauchelte. »Wenn er herkommt und den Stein verkaufen will,müssen Sie mir das sagen. Ich habe ihn gefunden, und ich will ihn wiederhaben!«
»Ich werde es Sie wissen lassen, wenn ich etwas über den Opal höre«, versprach Cornelius.
»Ihr Wort!«, polterte Bojan und schlug mit der Faust auf den Tisch.
»Sie haben mein Wort«, erwiderte Cornelius.
Er war sicher, dass ihm der Opal nie angeboten werden würde, also hatte er kein Problem damit, dem Mann ein Versprechen zu geben. Cornelius wollte nur, dass er endlich ging. Bojan erschreckte nicht nur Erin zu Tode, seine Anwesenheit war auch schlecht fürs Geschäft. Schließlich wankte Bojan zur Tür und stolperte hinaus.
Erin stürzte in den Eingangsraum und sperrte die Tür hinter ihm zu. »Ich muss unbedingt noch mal mit Constable Spender reden«, sagte sie wütend. »Wenn er dem Mann verboten haben sollte herzukommen, wie er versprach, hat das offensichtlich nicht gewirkt. Er muss härter durchgreifen.«
»Bojan scheint nicht der Typ Mann zu sein, der vor irgendjemandem oder irgendetwas Angst hat, Erin«, sagte Cornelius. Die Angst stand ihm noch im Gesicht geschrieben.
»Dann sollte er eingesperrt werden. Und das werde ich dem Constable jetzt höchstpersönlich sagen.« Ehe ihr Onkel noch etwas antworten konnte, sperrte Erin die Tür wieder auf und stürmte hinaus.
Constable Spender verließ gerade sein Büro, als Erin auf ihn zugerannt kam. »Guten Tag, Miss Forsyth«, sagte er. »Ist schon wieder etwas
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