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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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wie bisher«, flüsterte Andro. »Ich arbeite vormittags in der Mine und Sie am Nachmittag. Was immer wir finden, teilen wir. Ich habe jede Menge Werkzeug. Das könnenwir beide benutzen. Und die Mine horizontal zu verbinden ist eine gute Idee, glaube ich.«
    »Also, Andro, ich hatte nicht vor, länger als ein Jahr in Coober Pedy zu bleiben.«
    »Ist mir recht. Aber wieso wollen Sie dann wieder weg?«
    »Ich habe eine Verlobte in London. Ich habe ihr versprochen, nach einem Jahr nach Hause zu kommen und sie dann zu heiraten.«
    »Dann sind wir eben so lange Partner, und anschließend gehen Sie mit einer Riesenmenge Geld nach Hause. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    Diese Aussage besiegelte den Handel für Jonathan. Mit Andro als Partner würde er sicherlich größere Chancen haben, das Geld zu verdienen, das er für einen guten Start ins Eheleben mit Liza brauchte.
    »Na schön, dann sind wir also Partner«, sagte Jonathan und streckte die Hand aus, die gleich darauf von Andros riesiger, schwieliger Pranke umklammert wurde.
    »Wunderbar«, sagte Andro glücklich. Er griff nach der Flasche Wein, zog den Korken mit den Zähnen heraus und spie ihn ins Feuer. »Dann feiern wir jetzt. Und wir lassen ab sofort alle Förmlichkeiten weg.«

15
    Zwei Wochen voller Schweiß und harter Arbeit dauerte es, dann waren Jonathans und Andros Minen durch einen horizontalen Gang miteinander verbunden. Die Schächte lagen nur wenige Meter auseinander, doch das Heraustragen der Erde war sehr mühsam. Jeder einzelne Eimer musste mithilfe einer Seilwinde nach oben gehievt werden. Die Männer schufteten jeweils sechs Stunden täglich, um das Tageslicht auszunutzen. Nach Einbruch der Dunkelheit arbeiteten sie noch ein paar Stunden beim Licht einer Laterne weiter. War der eine in der Mine, hievte der andere die Erde hoch. Dann begann die mühselige Prozedur, die ausgegrabene Erde durchzusieben – für den Fall, dass sie beim Abtragen etwas übersehen hatten. Wegen der Wasserknappheit konnten Gestein und Erde nicht ausgewaschen, sondern mussten mit den Händen durchsucht werden. Es war harte und staubige Arbeit, aber schließlich hatten sie die ersten Tailings, wie man die Rückstände mit noch verwertbarem Gestein nannte, aufgehäuft.
    Wenn Andro vormittags in der Mine arbeitete, saßen Jonathan und Marlee zusammen und siebten die Tailings durch, ehe es zu heiß wurde. Jonathan machte für Marlee ein Spiel daraus, damit es ihr nicht langweilig wurde. Während er selbst die Erde in das große Sieb schaufelte, ließ er Marlee mit einem kleinen Blechnapf helfen. Er gab ihr Aufgaben, wie fünf Näpfe und noch einmal zehn Näpfe hineinzufüllen, und ließ sie dann das Ergebnis errechnen. Wenn er es überprüfte, tat er manchmal so, als verzählte er sich, damit sie über ihn lachen konnte. Dann suchten sie sorgfältig das ausgesiebte Gestein nach Opalstückchen durch, und immer wieder fanden sie einige kleine Stücke in schönen Farben.
    Andro war guten Mutes. Er glaubte fest daran, auf der Spureiner Opalader zu sein, also schlug er vor, in den Seitenwänden des neuen Tunnels zu graben und danach zu suchen. Er erklärte Jonathan, dass es ein anderes Geräusch mache, wenn man beim Schlagen in den Fels auf Opal stieß.
    »Wie Schlagen auf Glas klingt das«, sagte er, und seine dunklen Augen leuchteten. »Opale bilden sich«, erklärte er Jonathan, »wenn Wasser durch Gestein sickert und sich mit Kieselsäure anreichert. Das Wasser verdunstet, und es entsteht ein Gel. Wenn dieses trocknet, bildet sich der Edelstein. Rohopale enthalten immer noch bis zu zwanzig Prozent Wasser.« Beim Graben zeigte Andro Jonathan versteinerte Lebewesen und Pflanzen im Felsgestein.
    »Wie alt mag das wohl sein?«, fragte Jonathan seinen Partner, als er das Fossil eines Fisches von der Größe seiner Hand musterte.
    »Millionen von Jahren«, antwortete Andro. »Damals bedeckte ein Binnenmeer dieses trockene Land, deshalb finden sich auch so viele Fossilien von Meeresbewohnern. Manche sind sogar zu Opalen geworden«, erklärte er. »Immer wieder finde ich Muscheln, und dabei sind wir Tausende von Meilen von jeder Küste entfernt. Wusstest du, Jonathan, dass Opale viel wertvoller sind als Diamanten?«
    »Nein«, erwiderte Jonathan aufrichtig verblüfft.
    »Opale gehören zu den seltensten Edelsteinen der Welt, und die kostbarsten findet man in Australien.«
    Sie siebten gerade taubes Gestein durch, und Andro erklärte Jonathan, wie man die Opale erkannte, wenn die

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