Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
zu hektisch war. Ihre Söhne dagegen waren mit der Arbeit, die sie gefunden hatten, glücklich und schlossen bald Freundschaften mit den Einheimischen. Nach einigen Monaten zogen sie aus dem gemieteten Reihenhaus aus, das für fünf Erwachsene sowieso zu klein war, und Christos und Thelma blieben unglücklich zurück.
Bei seiner Arbeit in der Fabrik hörte Christos dann von anderen griechischen Einwanderern, die ein gutes Auskommen auf den Opalfeldern im Outback hatten. Er brauchte ein paar Wochen, um Thelma zu überreden, mit ihm nach Coober Pedy zu gehen, weil sie das völlig verrückt fand, aber schließlich gelang es ihm. Christos musste feststellen, dass die Arbeit in den Opalminen zu hart für ihn war, außerdem hatte er kaum Erfolg. Bald kam der Grieche zu dem Schluss, dass er zum Minenarbeiter nicht geschaffen war. Thelma und er überlegten, ob sie nach Melbourne zurückkehren sollten, dann jedoch hatten sie eine andere Idee. Wie viele Einwanderer in der Stadt ärgerten sie sich darüber, dass es so wenige Möglichkeiten gab, gut zu essen. In Griechenland hatten sie oft für ihre Großfamilie gekocht, nie waren sie glücklicher gewesen als beim Servieren der wunderbaren Gerichte, die sie stets mit Liebe zubereitet hatten. Und so war es kein großer Schritt bis zur Eröffnung eines Restaurants.
Das Star of Greece war von Anfang an ein Erfolg. In Coober Pedy lebten Menschen fast fünfzig verschiedener Nationen, ein Großteil davon Griechen, doch alle wussten die von Christos und Thelma bereiteten Gerichte zu schätzen. Obwohl die Georgious das Leben am Meer vermissten, hatten sie nun doch im Umkreis von Hunderten von Meilen das einzige Restaurant, und das gabihnen das Gefühl, wenigstens der Gemeinschaft einen guten Dienst zu erweisen.
»Den Blick kenne ich«, sagte Christos, als er Will einschenkte. »Sie denken an eine schöne Frau, ja?«
»Ja, da haben Sie recht, Christos«, gab Will, der aus dem Fenster geschaut hatte, lächelnd zu.
»Ah.« Christos seufzte und legte die Hand aufs Herz. »Sie bringen sie zum Essen her, und wir machen etwas ganz Besonderes.« Er küsste seine Fingerspitzen und ließ seine Zähne unter dem grauen Schnurrbart aufblitzen. »Wir stellen sogar eine Kerze auf den Tisch.«
Wills Lächeln wurde breiter, dann wurde er ernst. »Ich glaube, man hat ihr das Herz gebrochen, und jetzt hat sie Angst, sich wieder in Gefahr zu begeben.« Er hatte nur kurz mit ihr geredet, aber er war sich sicher, dass Erin Schlimmes durchgemacht hatte.
»Dann müssen Sie Geduld haben«, sagte Christos. »Eine gute Frau ist es wert, dass man auf sie wartet.« Liebevoll schaute er die Frau an, mit der er seit zweiunddreißig Jahren verheiratet war.
»Das stimmt«, erwiderte Will. »Und Zeit habe ich ja genug.«
Als Erin zu ihrem Onkel zurückkam, war sie ganz durcheinander.
»Hast du mit Constable Spender gesprochen?«, fragte Cornelius.
»Ja, hab ich«, antwortete Erin. »Offenbar hat er mit Bojan Ratko geredet, der war jedoch betrunken wie immer und erinnert sich vermutlich nicht mal mehr daran. Ich habe von Constable Spender verlangt, dass er ihn einsperrt und ihm, wenn er wieder nüchtern ist, sagt, dass er sich von uns fernhalten soll. Er hält es allerdings nicht für möglich, Bojan ohne Unterstützung zu verhaften.«
»Das kann gut sein. Constable Spender kann es mit Bojan bestimmt nicht allein aufnehmen«, sagte Cornelius.
»Ich will ja auch nicht, dass er verletzt wird, der Constable ist so …« Erin hielt mitten im Satz inne.
Cornelius musterte sie. »Ist etwas, Erin? Ist der Constable dir zu nahegekommen?«
»Nein, nein, das ist er nicht. Er …«, sie zierte sich weiterzusprechen, »er ist ganz liebenswert eigentlich.«
»Liebenswert?«
Erin konnte ihrem Onkel kaum in die Augen schauen. »Er hat mich zum Mittagessen eingeladen«, sagte sie leise.
»Oh.« Cornelius lächelte. »Das war doch nett von ihm.«
Erin verzog das Gesicht. »Ich bin noch nicht so weit, dass ich wieder ausgehen möchte, Onkel Cornelius.«
»Nicht mal mit einem, der so nett ist wie Constable Spender?«
»Es ist zu früh. Mein Herz ist gebrochen, und ich habe keine Ahnung, wann es heilen wird.«
Cornelius dachte einen Moment nach. »Weißt du, Erin, es gibt nur einen Weg, ein gebrochenes Herz zu heilen. Man muss sich wieder verlieben.«
Skeptisch sah Erin ihren Onkel an.
»Ehrenwort, das ist die beste Medizin«, bekräftigte Cornelius.
Eines Abends, als Marlee eingeschlafen war, rief Andro Jonathan
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