Jenseits des Meeres
hoch. „Ich verstehe nicht ganz.“
„Ihr machtet es mir möglich, Cara meine wahren Gefühle zu offenbaren“, unterbrach Colin.
„Ich, Colin? Wie hätte ich das tun sollen?“
„Ihr seid voller Liebe für das Leben, Mylady.“ Als sie ihn daraufhin verblüfft anschaute, neigte er sich zu ihr und küsste sie auf die Wange. „Nie zuvor traf ich eine Frau, die Euch gleichkam, Megan. Ihr seid wahrhaftig das erstaunlichste weibliche Wesen, das ich je kennen lernte, und nachdem wir zusammen die Abenteuer unserer Reise überstanden hatten, wurde mit klar, dass ich niemals mein stilles, zurückgezogenes Leben im Kloster wieder aufnehmen könnte.“
Megan nahm die Hände der beiden und hielt sie fest. „Ich freue mich sehr für euch beide, und ich bete für euer Glück.“
Nachdem das Paar sich entfernt hatte, befreite sich Bridget von Mistress Peake, die sie bei der Hand gehalten hatte, und warf sich in Megans Arme.
„Ihr dürft uns nicht verlassen, Megan“, rief sie verzweifelt.
„Es muss sein, Bridget.“
„Ihr verspracht, mir mehr über Pferde beizubringen. Und wer soll mir nun zeigen, wie man einen Säbel richtig führen muss? Ihr dürft nicht gehen, bevor unser Unterricht abgeschlossen ist.“ Megan schaute an dem Mädchen vorbei zu dem Mann, der abseits von den anderen stand. „Bitte deinen Onkel Kieran, es dich zu lehren. Das wird dich ihn dir näher bringen.“ Die unvergossenen Tränen brannten in ihrer Kehle. „Und es wird dich mir näher bringen. “ „Wer soll mich aber in den Arm nehmen, wenn ich mich fürchte? Und wer soll meine Geheimnisse bewahren?“
„Ach Bridget, liebe, süße Bridget.“ Megan barg das Gesicht im Haar des kleinen Mädchens und merkte, dass ihr nun doch die Tränen kamen. „Könnte ich nur für immer für dich da sein.“ Behutsam löste sie sich nach einer Weile von dem Mädchen.
„Ich werde Euch nie wieder sehen“, schrie das Kind, und klammerte sich erneut an Megan. „Ihr seid genau wie Mutter und Vater. Ihr geht fort und kehrt niemals zu mir zurück.“
Megan hob Bridget hoch, trug sie zu Kieran und übergab sie ihm. „Tröstet sie“, flüsterte sie. „Und lasst Euch von ihr trösten.“ Wortlos übernahm er das kleine Mädchen und schaute Megan hinterher, die nun zu den wartenden Pferden ging.
„Gott mit Euch auf Eurer Reise“, rief der Bischof und hob die Hand zum Segen.
Megan bekreuzigte sich, und während Tränen ihr den Blick verschleierten, ließ sie sich von dem alten Padraig in den Sattel helfen. „Kommt zu uns zurück, Mylady“, flüsterte er.
Das war das erste Mal, dass der scheue Alte je etwas zu ihr sagte. Jetzt legte er sogar seine Hand auf ihre und drückte sie.
Megan trieb ihr Ross an, und während ihr die Tränen übers Gesicht liefen, drehte sie sich noch ein letztes Mal zum Kastell O’Mara und dessen Bewohnern um, doch in Wahrheit sah sie nur ein einziges Gesicht.
Selbst als vom Kastell nur noch verschwommen die im Morgennebel aufragenden Türmchen zu sehen waren, selbst als sie von einem Hügel das gesamte Dorf zu überschauen vermochte und selbst als sie sich umdrehte und den glitzernden See betrachtete, über dessen glatte Oberfläche die Schwäne glitten, nahm sie nichts von der schönen und friedvollen Szene wahr. Sie sah nur Kierans geliebtes Gesicht.
Kieran hatte hinter dem massiven Schreibtisch in der Bibliothek Platz genommen. Ihm gegenüber saßen Colin und Cara und neben ihnen Lady Katherine sowie Bischof Seamus O’Mara. Auf der anderen Seite hatten sich Terence O’Byrne und sein Sohn Conor niedergelassen, die Reisekleidung trugen. Hugh Cleary stand allein neben dem Kamin.
Für das ungeübte Auge zeigte Kierans Gesicht keine Gefühle. Für diejenigen indes, die ihn kannten und liebten, war es ganz offensichtlich, dass er sich sehr beherrschte.
„Ich habe euch alle hergebeten, denn dies ist meine letzte Handlung als Herr von Killamara. Ab morgen ...“ Seine Miene verdüsterte sich kaum merklich. „... wird jemand anders die Zukunft dieses Landgutes bestimmen.“
Er betrachtete seinen Bruder. „Ich beneide dich, Colin.“
Dieser erschrak. „Du? Du beneidest mich? Weshalb denn?“
„Du besitzt den Mut, zu deiner Überzeugung zu stehen.“ Er wandte sich an Cara, die die Hand ihres Gatten hielt. „Auf dir ruht alle Hoffnung für die nächste Generation der Familie O’Mara.“ „Sprecht doch nicht so“, bat Cara leise. „Eines Tages werdet Ihr ebenfalls heiraten und eigene Kinder zeugen.“
„Nein.
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