Jenseits des Meeres
das, dass ich mit dir reiten darf?“
„Nein,Tavis. Der Schmerz wegen deines Verrats sitzt noch zu tief. Ich möchte dich nicht sehen. Kehre zu deiner Familie zurück.“ Kieran drehte sich zu Megan um, die inzwischen fertig bekleidet war und nun James’ fallen gelassenen Säbel aufhob. „Kannst du reiten, Megan?“
„Gewiss.“
„Dann reiten wir zum Kastell O’Mara. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät, meine Mutter vor dem Teufel zu bewahren, der sie holen wollte.“
21. KAPITEL
„Hugh?“
Als Lady Katherine die Treppe herunterkam, blieb Hugh Cleary mit der Hand an der Außentür des Kastells stehen. Erschrocken schaute Lady Katherine auf den Reiseumhang, den er sich über die Schultern geworfen hatte.
„Wohin reitet Ihr schon so früh?“
„Ich bereite mich auf die Heimreise vor, Mylady.“
„Jetzt schon? Ihr verspracht doch, zu meiner Trauung zu bleiben.“
„Das stimmt zwar, doch mir wurde klar, dass mir das nicht möglich ist.“
„Ach, Hugh.“ Sie legte ihm die Hand auf den Arm. „Was habt Ihr denn? Was ist geschehen, dass Ihr so überstürzt abreisen wollt?“ „Seid bitte nicht gekränkt, Katherine.“ Er berührte ihre Wange, zog jedoch seine Hand gleich wieder zurück und ballte sie an seiner Seite zur Faust. „Ich kann nicht hier bleiben und mit ansehen, wie Ihr Euch Sir Cecil schenkt. Das wäre mehr, als ich zu ertragen vermag.“
Sie unterdrückte den eigenen Schmerz. „Ihr wolltet, ohne mir Lebewohl zu sagen, gehen?“
Er betrachtete ihr Gesicht, das sich für immer seinem Gedächtnis eingeprägt hatte. „Nein, Katherine. Ich könnte gar nicht fortgehen, ohne Euch noch einmal angeschaut zu haben. Ich hätte Euch auch zu einem endgültigen Lebewohl aufgesucht.“
Sie senkte die Stimme. „Ihr redet, als sähen wir uns nie wieder.“ „Glaubt Ihr tatsächlich, Sir Cecil Kettering würde in Irland bleiben, nachdem die Übereignung erfolgt ist?“
Weil sie ihn so verwirrt ansah, gestattete er sich, ihre Hand zu nehmen. Sie war kalt, sehr kalt. „Er wird seine Beute, nämlich Euch, nach England bringen und Euch dann an seinem Arm herumführen, damit Euch auch alle sehen und bewundern können.
Das würde auch jeder andere Mann tun, der das Glück hätte, Euer Herz zu gewinnen. Und falls Ihr Euch jemals nach diesem kleinen Land sehnen solltet, wird er Euch daran erinnern, dass Euer Platz jetzt an seiner Seite ist.“
Hugh sah den Schmerz in ihren Augen. Kühner geworden, nahm er ihr Gesicht zwischen seine großen Hände. „Ich ertrage es nicht, wenn Ihr leidet, Katherine“, flüsterte er. „Und deshalb muss ich gehen. Doch Ihr solltet wissen, dass ich Euch ewig in meinem Herzen tragen werde.“
„Ach, Hugh.“ Jetzt liefen ihr die Tränen über die Wangen.
Mit den Daumen wischte er sie ihr fort, senkte den Kopf und ließ seine Lippen über ihre streichen. Beinahe hätte er sie umarmt und mit sich genommen, doch dazu hatte er kein Recht.
Sehr bedachtsam trat er zurück, öffnete die massive Tür und schritt über den Hof zu seinem wartenden Pferd. Seine Männer waren bereits aufgesessen. Auf das Wort ihres Anführers bildeten sie zwei Marschkolonnen und ritten davon.
Lady Katherine blieb an der Tür stehen und schaute ihnen nach. Tränen verschleierten ihr den Blick. Noch lange, nachdem Hughs Ross nicht mehr zu sehen war, stand sie wie verloren da.
Mistress Peake trieb die Dienstboten in der Küche an. Daraufhin eilte sie in den Speisesaal, hob den schweren Silberdeckel von einer Terrine und schmeckte die kochend heiße Brühe unter den fetten Rebhühnern ab. Auf dem Kuchentisch schaute sie über die lange Reihe ihrer köstlichen Backwaren und brach unvermittelt in Tränen aus. So fand Lady Katherine die Haushälterin bei ihrem Eintritt etwas später vor.
„Ach Mylady. “ Mistress Peake hob sich die Schürze an die Augen und wischte heftig. „Ihr müsst mich ja für völlig rührselig halten.“ Lady Katherine, die ihre eigenen Schmerz spürte, drückte der Haushälterin mitfühlend die Hände. „Nein, Mistress Peake, Ihr müsst Euch Eurer Tränen nicht schämen.“
„Ich denke oft daran, wie stolz Euer Gemahl war, als er Euch hierher brachte, Mylady. Wir fürchteten uns alle so sehr vor der edlen englischen Dame, die den Haushalt übernehmen sollte. Doch Ihr wart so freundlich und geduldig mit uns. Und so gut.“
Mistress Peakes Tränen flossen aufs Neue, und dann sprudelten die Worte nur so aus ihr hervor. „Er wird Euch wehtun, Mylady. Ihr dürft ihn
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