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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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bewegte.
    „Darin, dass wir den Namen O’Mara tragen.“
    „Ich verstehe nicht, was Ihr damit meint.“
    „Das werdet Ihr schon noch.“
    Er drehte sich um und schaute ihr ins Gesicht - ein Fehler, wie er sofort merkte. Doch es war bereits zu spät. Jetzt, da er in diese Augen sah, schlug ihn eine Kraft in ihren Bann, die stärker war als sein Wille.
    „Wenn Ihr mitbekommt, was in meinem Land geschieht, versteht Ihr auch, weshalb es nach Meinung der Engländer ein Verbrechen ist, ein O’Mara zu sein.“
    „Ihr habt sehr viel Zorn in Euch.“
    „Jawohl.“ Doch schon trat etwas anderes, viel Gefährlicheres an die Stelle seines Zorns. Heißes Verlangen hatte ihn erfasst, doch er war entschlossen, diesen Empfindungen nicht nachzugeben.
    Sein Blick wurde von der Wunde an Megans Schulter gefangen genommen. Ihr Umhang war verrutscht, so dass eine Schulter entblößt war. „Jetzt seid Ihr an der Reihe, Mylady. Gebt mir die Salbe, und kniet Euch hin.“
    Scheu hielt sie ihm das Stück Stoff mit der Masse hin und kniete sich vor ihn. Er schob den Träger ihres Hemdes herunter, tauchte seine Hand in die Salbe und begann, sie auf Megans Schulter zu verteilen. Megan zuckte zusammen, als hätte sie sich verbrannt, zwang sich dann jedoch, ganz still zu halten, obgleich der Mann, der vor ihr kniete, ihr die Nerven raubte.
    „Lasst Euren Umhang ganz hinunter, damit ich auch Eure anderen Wunden behandeln kann“, befahl er.
    „Nein, die heilen schon von allein. Ich benötige die Salbe nicht.“ „Ihr werdet tun, was ich Euch befehle, Mylady.“ Er lächelte. „Oder ich streife ihn Euch ab.“
    Rasch erhob sie sich, wandte sich um, kniete sich wieder hin und ließ ihren Umhang hinab.
    Kieran wusste, in welch gefährlicher Lage er sich befand. Er brauchte ja nur den Kopf etwas zu senken, und schon würde er ihre weiche Haut mit Küssen bedecken können. Seine Bauchmuskeln zogen sich zusammen, doch er versagte sich energisch derartige Gedanken. Als er mit der Behandlung fertig war, zog sie rasch den
    Umhang wieder hoch. Hastig stand sie auf und drehte sich um.
    „Beugt Euren Kopf etwas nach vorn, Megan.“
    Sie gehorchte.
    Kieran befühlte mit der sauberen Hand die Beule an ihrem Kopf. „Die Verletzung heilt allmählich. Die Schwellung ist schon zurückgegangen. Fühlt Ihr das ebenfalls?“
    „Ja.“
    Er nahm ihren frischen, sauberen Duft wahr und hatte Mühe, sie weiterhin nur leicht zu berühren. „Habt Ihr noch woanders Verletzungen?“
    „Nein.“ Sie sah wieder auf und schüttelte sich das Haar. Es kräuselte sich in dichten, feuchten Locken fast bis zu ihrer Taille.
    Kieran betrachtete sie und fand, sie sei die herrlichste Frau, die ihm je begegnet war. Einen Augenblick lang rang er mit dem Verlangen, sie in die Arme zu nehmen und zu küssen. Ihre Lippen würden weich und verführerisch sein. Er ballte die Hände zu Fäusten an seinen Seiten, um nicht womöglich doch noch nach ihr zu greifen.
    „Ruht Euch jetzt aus, und rückt so dicht wie möglich an das Feuer heran. Der auf kommende Wind kündigt eine kalte Nacht an.“
    „Ich werde Euren Rat beherzigen, Kieran.“
    „Schlaft gut, Megan.“
    Kieran rollte sich auf der anderen Seite des Feuers in einen Umhang und schloss fest die Augen. Eine Stunde später indes - Megan schlief bereits friedlich neben dem Feuer - lag er noch immer wach und dachte daran, wie sie sich anfühlte, wie sie duftete ... Falls er ihre Lippen nicht bald kostete, würde er bei dem ständigen Gedanken an sie gewiss noch den Verstand verlieren.

4. KAPITEL
    Die frühe Morgensonne vermochte den dichten Wald kaum zu durchdringen. Unter einem grünen Blätterdach wachte Megan auf, blieb dann noch still liegen und genoss die Wärme des Feuers. Sie war froh, dass jemand frisches Holz nachgelegt hatte.
    „Ich heiße Megan.“ Diese Worte sagte sie sich im Stillen immer wieder. Irgendwo hatte sie gelebt und besaß möglicherweise Verwandte, die sie vermissten. Vielleicht rief der Name in ihrer Erinnerung etwas wach, das ihr Gedächtnis anzuregen vermochte. Zu ihrem Kummer indes formten sich keine Bilder vor ihrem geistigen Auge. Die Wörter „Vater“ und „Mutter“ erweckten ebenfalls keine Vorstellungen.
    Megan setzte sich auf, wickelte sich fester in den Umhang und biss sich auf die Lippe, weil sie sich so sehr darauf konzentrierte, sich ihre Kindheit vorzustellen. Eine Freundin vielleicht, ein Lieblingstier ... Doch ihr Gedächtnis blieb leer. Es sah beinahe so aus, als wäre sie in

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