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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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an und würde mich freuen, falls ich Euch zu unterstützen vermag.“
    „Ihr seid zu gütig.“ Kieran, der mit dem Essen fertig war, schob seinen Stuhl zurück und stand auf. „Entschuldigt mich, ich habe noch sehr viel zu tun.“
    Als er sich abwandte, erhaschte Megan noch einen Blick auf seine nachdenklich gewordene Miene. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden.
    Nachdem Kieran den Speiseraum verlassen hatte, begab er sich in die Bibliothek. Dort trat er gleich an den Kamin und starrte düster in die Flammen.
    Noch immer hörte er die spöttische Äußerung des Gefängniswärters: „Und das Beste an der Geschichte ist, dass Euch jemand verraten hat, der sich Euer Freund nennt.“
    Kieran begann im Raum auf und ab zu gehen. Ein Gedanke jagte den anderen. Wer unter seinen Freunden sollte ihn an die Engländer verraten haben? Und weshalb?
    Nachdem das Essen beendet war, wandte sich Colin an Megan. „Ich wollte mit Bridget einen Spaziergang unternehmen. Möchtet Ihr
    uns begleiten?“
    „Recht gern.“ Megan erhob sich und verließ mit ihm zusammen den Speiseraum.
    „Habt Ihr schon die Gärten gesehen, Megan?“ erkundigte er sich draußen.
    „Nur von meinem Gemach aus.“
    „Dann werden wir dort hingehen.“
    Colin beobachtete Bridget, die vor ihnen hertanzte. Der Pfad führte zwischen Reihen sorgfältig getrimmter Hecken hindurch, und jenseits davon befanden sich hier und da Rosengärten sowie steinerne Bänke, die zum Verweilen einluden. Anerkennend schaute Megan sich um.
    Zwitschernde Vögel hüpften unter der Fontäne eines Springbrunnens herum und nahmen ein Bad. Colin schien die Schönheit der Anlagen gar nicht zu bemerken. Er sah weder die hübschen Blumen, noch nahm er ihren herrlichen Duft wahr.
    „Was bereitet Euch denn Kummer, Colin?“
    „Oh, sehr viel, doch darüber kann ich nicht reden.“
    „Oft ist geteilter Kummer halber Kummer“, meinte Megan und legte ihm die Hand auf den Arm.
    Colin blickte sie lange schweigend an. „Ja, ich glaube mit Euch könnte ich reden wie mit keiner anderen Frau, Megan. Doch vieles von dem, was mein Herz bedrückt, darf nicht laut ausgesprochen werden - niemandem gegenüber.“
    Megan hätte ihm gern einige Fragen gestellt: War er ein Mönch? Und falls ja, weshalb hatte er ihr das nie erzählt? Hoffte er, bald ein Priester zu sein? Weshalb hätte er das nicht aussprechen dürfen? Außerdem hätte sie gern gewusst, welche Verbrechen ihn wohl ins Fleet-Gefängnis gebracht haben mochten. Doch sie behielt ihre Fragen für sich. Was immer Colin bedrückte, musste sein Geheimnis bleiben, bis er freiwillig bereit war, es mit ihr zu teilen.
    „Meine Zofe Aileen berichtete mir von Bridgets Eltern.“ Megan drückte ihm die Hand. „Es tut mir sehr Leid, Colin. Ihr müsst Eure Schwester sehr vermissen.“
    „Ja. Ich liebte sie abgöttisch. Das taten wir alle.“
    „Als Ihr nach England kamt, erfuhrt Ihr da irgendetwas über ihr Schicksal?“
    „Nein. Wir hatten ja so wenig Zeit. Praktisch seit dem Moment, da wir englischen Boden betraten, verfolgte man uns. Es war, als kannte jemand unsere Absichten.“
    „Hattet Ihr Euch jemandem anvertraut?“
    „Ja, das haben wir. Kieran und ich dachten immer wieder darüber nach, wer uns denunziert haben könnte, während wir im Kerker schmachteten. Außer unserer Mutter gab es nur wenige Freunde, die unsere Pläne kannten, und eine von diesen Personen muss uns verraten haben. Denn es ist ja wohl kein Verbrechen, sich auf die Suche nach Familienmitgliedern zu begeben.“
    „Wie traurig, dass oft derjenige, den wir am meisten lieben, uns den größten Schmerz zufügt.“
    Erstaunt blickte Colin sie an. „Ja, das ist wahr. Doch ich ertrage den Gedanken nicht, dass es ein Freund war, der uns in diese Hölle schickte, aus der wir beinahe nicht mehr hätten entkommen können.“
    Megan setzte sich auf eine Bank, und Colin nahm neben ihr Platz. „Erzählt mir etwas über Bridget.“
    „Ihretwegen mache ich mir große Sorgen. Der Verlust ihrer Eltern hat sie wirklich sehr mitgenommen. “
    „Eure Sorge um das Kind ist ganz natürlich. Zumindest hat die Kleine ja die Liebe ihrer Verwandten, die sie ein wenig tröstet.“ Colin schaute zu, wie das kleine Mädchen im Brunnen planschte. „Ja, das stimmt, nur spricht Bridget kaum. Es scheint, als hielte sie ihre Gedanken tief in sich unter Verschluss. Ich sprach schon mit meiner Mutter darüber, und sie gestand, dass sie den Schlüssel zu Bridgets Herz auch noch nicht

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