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Jenseits des Mondes

Jenseits des Mondes

Titel: Jenseits des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Terrell
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Anspielung auf die Facebook-Sache gemeint war, in der ich mich anstelle von Piper und Mitsy selbst zum Sündenbock gemacht hatte. Das war ganz schön mutig von ihr, aber wahrscheinlich ging sie davon aus, dass ich sie und Piper nach so langer Zeit auch nicht mehr anschwärzen würde.
    »Und was hast du in einer Gruppe zu suchen, die anderen Menschen helfen will, Mitsy? Ich dachte, deine Stärken lägen eher im Bereich Schikanieren und Bloßstellen. Na ja, zumindest, bis ich dem einen Riegel vorgeschoben habe.«
    Was sie konnte, konnte ich schon lange. Falls Mitsy dachte, dass sie sich unbedingt in der Öffentlichkeit über ihre abartige Intrige verbreiten musste, dann konnte ich das genauso. Zumal ich bei ihr, anders als bei Piper, nicht einen Funken Dankbarkeit oder gar Reue erkennen konnte.
    »Man weiß ja nie, was für heiße Typen da mitmachen. Michael zum Beispiel.«
    Nach der kleinen Szene, die ich nach dem Footballspiel mit angesehen hatte, tat die Bemerkung ziemlich weh, vor allem, weil ich heute den ganzen Tag über keinen einzigen Brief von ihm bekommen hatte. Wir hatten uns geeinigt, vorerst damit aufzuhören, aber trotzdem …
    »Oder dein Zeke«, schoss ich zurück. Ich war absolut nicht in der Stimmung, die andere Wange hinzuhalten. Wenn sie mich provozieren wollte, dann hatte sie sich den falschen Tag ausgesucht.
    Mitsy erstarrte. Man konnte fast sehen, wie es in ihrem kranken kleinen Hirn fieberhaft zu arbeiten begann. Woher wusste ich von ihrem geheimnisvollen Freund, der nach dem Abend des Herbstballs spurlos verschwunden war? Die Verlockung war groß, ihr zu sagen, welches tragische Schicksal ihren teuren Zeke – alias Ezekiel – ereilt hatte.
    Statt mich runterzuziehen, wie es zweifellos Mitsys Absicht gewesen war, hatte der Schlagabtausch mich nur in meinem Beschluss bestärkt. Ich würde definitiv zu der Versammlung gehen, und sei es nur, um dafür zu sorgen, dass sie ihrem eigentlichen Zweck diente, statt in eine Fleischbeschau auszuarten. Endlich hatte ich ein Ventil für meine aufgestaute Energie gefunden.
    Aber zuerst galt es, noch ein weiteres Abendessen mit meinen Eltern durchzustehen. Bei Pasta Primavera unterhielten wir uns über irgendwelche Banalitäten, während meine Gedanken bei der bevorstehenden Apokalypse waren. Mir fiel es schwer, vor meinen Eltern Geheimnisse zu haben, und ich war mir so gut wie sicher, dass sie merkten, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Aber sie sprachen mich nicht darauf an.
    Nach dem Essen fragte ich, ob ich mir das Auto ausborgen dürfe, unsicher, wie ihre Antwort ausfallen würde. Meine Eltern legten großen Wert auf Umweltschutz, insbesondere darauf, unsere CO2-Bilanz so niedrig wie möglich zu halten. Zu meinem Erstaunen sagten sie ja. Das Treffen der Erdbebenopferhilfe schien eine Ausnahme von ihrer strengen Regel zu rechtfertigen, dass ich überall zu Fuß hingehen könne – vor allem, als sie erfuhren, dass ich alleine fahren würde. Ruth und Michael hatten zu viel mit Hausaufgaben respektive Football zu tun.
    Ein paar Minuten vor sieben bog ich auf den Parkplatz der Schule ein. Ich hatte gedacht, dass mir noch genug Zeit bleiben würde, zur Sporthalle zu gehen. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass der Hauptparkplatz komplett voll war. Ich fragte mich, ob es irgendeine Veranstaltung gab, von der ich nichts wusste. Normalerweise war der Parkplatz ab fünf Uhr wie leergefegt, es sei denn die Footballmannschaft hatte ein Heimspiel.
    Die große Uhr über der Tür zur Sporthalle zeigte Viertel nach sieben, als ich endlich meinen Wagen irgendwo weitab vom Hauptparkplatz abgestellt hatte und quer über das Schulgelände gehetzt war. Ganz langsam und vorsichtig zog ich die Türen auf, damit sie nicht quietschten und ich unbemerkt hineinschlüpfen konnte. Ohne Erfolg. Ein lautes Kreischen der Angeln kündigte mein Eintreten an.
    Ein Meer von Gesichtern drehte sich zu mir um, und plötzlich wurde mir klar, wieso der Parkplatz so voll gewesen war. Schüler aus dem ganzen County waren gekommen, um an der Versammlung teilzunehmen.
    Das mir unbekannte Mädchen vorn am Rednerpult – höchstwahrscheinlich die Initiatorin – verstummte bei meinem Erscheinen. Während sie darauf wartete, dass ich mich hinsetzte, tippte sie ungeduldig mit ihrem Bleistift aufs Pult und strich sich die langen hellbraunen Haare glatt. Ich merkte, wie ich rot anlief, während ich auf der Suche nach einem freien Sitzplatz den Blick durch die überfüllte Halle schweifen

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