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Jenseits des Mondes

Jenseits des Mondes

Titel: Jenseits des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Terrell
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geendet hatte, sagte eine Zeitlang niemand etwas. Sein Vortrag hatte eine Art stille Betroffenheit ausgelöst. Hinter seinem wilden, zerknitterten Äußeren verbarg sich ein überraschend sensibler Kopf. Die Kombination gefiel mir. Vor allem im direkten Vergleich zu Michael mit seiner momentanen Football-Obsession.
    Langsam und bedächtig erhob sich Amanda von ihrem Stuhl. Die Hände in die Hüften gestemmt, sagte sie: »Vielen Dank für deinen Vortrag, Rafe. Wenn es stimmt, was du sagst, dann sind diese Informationen in der Tat sehr wichtig. Aber das hier ist die Arbeitsgruppe zur Partyplanung . Vielleicht wärst du in einer anderen Arbeitsgruppe besser aufgehoben? Du kannst dich und deine Talente jederzeit woanders einbringen.«
    Damit hatte Amanda Rafe den Wind aus den Segeln genommen. Um ehrlich zu sein, hatte ich mir bereits die gleiche Frage gestellt: Warum hatte er sich von allen Arbeitsgruppen ausgerechnet diese ausgesucht?
    Die anderen hielten den Atem an, während Rafe zu einer Entscheidung kam. Er sah kurz zu mir, dann erklärte er: »Ich glaube, ich bleibe lieber hier.«
    Ein Siegerlächeln erschien auf Amandas Gesicht. »Gut. Wir sind froh, dich dabeizuhaben. Allerdings ist es wohl besser, wenn ich dich aus dem Dekorations-Team abziehe. Niemand will auf einer Party irgendwelche schauerlichen Pressefotos an den Wänden sehen, auch wenn du sie vielleicht für lehrreich hältst. Ich glaube, ich stecke dich stattdessen ins Team für die Essens- und Getränkespenden, zusammen mit« – sie hielt inne, um ihre Liste zu konsultieren – »Ellie Faneuil.«
    Ich wusste nicht recht, wie ich das finden sollte.
    Wenige Minuten später war die Besprechung zu Ende. Während ich meine Sachen einsammelte, kam Rafe zu mir.
    »Tja, wie es aussieht, arbeiten wir dann wohl zusammen«, meinte er und klang ein bisschen verdruckst dabei.
    »Sieht wohl so aus, ja.« Ich lächelte, als wir nebeneinanderher aus dem Klassenzimmer in den dunklen Flur traten. »Sie hat dich ja eben ganz schön zusammengefaltet. Aber falls es dich tröstet – ich bin ganz deiner Meinung.«
    Statt einer Antwort hielt er mir die Tür zum Parkplatz auf und fragte: »Und? Hast du schon einen Plan, wie wir an Spenden kommen?«
    »Ich habe mir gedacht, wir könnten morgen Abend einfach alle Restaurants und Supermärkte durchtelefonieren. Auf die Art können wir eine Vorauswahl treffen und wissen gleich, wo wir überhaupt eine Chance haben.«
    »Wäre es nicht besser, direkt hinzugehen? Vielleicht haben wir mehr Glück, wenn wir unser Anliegen persönlich vortragen.«
    »Aber es kann Stunden dauern, alle Läden abzuklappern, wenn nicht sogar mehrere Abende.«
    »Ich investiere lieber ein bisschen mehr Zeit, als am Ende mit leeren Händen dazustehen.« Er grinste und warf sich in Pose. »Außerdem kann ich ziemlich überzeugend sein, wenn ich will.«
    Ich grinste zurück. Die nächste Frage konnte ich mir nicht verkneifen. »So wie vorhin bei Amanda?«
    Ich hätte wetten können, dass er rot wurde, leider war es zu dunkel, um Genaueres zu sehen. Er stieg aber nicht auf meine Bemerkung ein, sondern blieb beim Thema. Morgen wären wir in der Schule und hätten keine Gelegenheit, noch mal darüber zu sprechen, meinte er, und morgen Abend müssten wir sofort loslegen.
    Während wir über den windigen Parkplatz zu meinem Wagen gingen, dachte ich darüber nach, dass Rafes Beharrlichkeit – und sein glühender Ernst – eigentlich ziemlich süß waren. Ich wollte gerade einlenken und ihm den Vorschlag machen, dass wir uns am nächsten Abend in der Stadt treffen könnten, als wir auf einen Schüler stießen, der neben seinem zerbeulten Honda auf dem Asphalt kniete und sich mit einem platten Reifen abmühte. Ich kannte ihn nicht, hatte ihn aber auf der großen Versammlung am vergangenen Abend gesehen.
    Es war dunkel und kalt, und die meisten wären sicher einfach weitergegangen – erst recht, wenn sie den Typ nicht kannten. Im Höchstfall wären sie stehen geblieben und hätten gefragt, ob er Hilfe brauchte, dabei aber insgeheim gehofft, dass er nein sagen würde.
    Anders Rafe.
    Ohne ein Wort zu sagen, ohne auch nur eine Frage zu stellen, drückte Rafe mir seinen Rucksack in die Hand, zog sich die Jacke aus und krempelte die Ärmel hoch. Er ging neben dem Jungen in die Hocke und fragte: »Was soll ich tun?«
    Ich sah zu, wie die beiden schweigend den platten Reifen gegen einen Ersatzreifen austauschten. Mit hochgekrempelten Ärmeln sah man erst richtig, wie

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