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Jenseits des Mondes

Jenseits des Mondes

Titel: Jenseits des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Terrell
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muskulös und stark Rafe war, außerdem konnte ich nicht umhin zu bemerken, wie geschickt er mit dem Schraubenschlüssel umging. Ich starrte immer noch, als die beiden längst fertig waren und sich wie alte Freunde mit einem Handschlag verabschiedeten.
    Ich war ganz gerührt wegen Rafes spontaner Hilfsbereitschaft. Hatte ich mich schon so sehr an das Klima von Egoismus gewöhnt, das an der Tillinghast High herrschte? Oder lag es daran, dass meine Rolle auch von mir schon bald große Selbstaufopferung verlangen würde? Was auch immer der Grund war, Rafes Großherzigkeit hatte mich tief beeindruckt.
    Ganz zu schweigen davon, wie göttlich er mit entblößten Unterarmen und ölverschmierten Fingern aussah.
    Als wir weitergingen, streckte Rafe die Hand nach seinem Rucksack und seiner Jacke aus, die ich immer noch über dem Arm trug. Er sah mich an. »Ist was, Ellie? Du siehst ein bisschen durcheinander aus.«
    Es war mir peinlich, dass man mir meine Gefühle so deutlich anmerkte. Er hatte bloß einen Reifen gewechselt, das hätte mich doch nicht so aus der Bahn werfen dürfen. Und ihn attraktiv finden durfte ich schon gar nicht. Schließlich hatte ich einen Freund. Den ich Rafe gegenüber noch gar nicht erwähnt hatte, wie mir einfiel. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie seltsam – und bezeichnend – das war.
    Ich warf meine Haare über die Schultern zurück und lachte, als wäre seine Bemerkung völlig aus der Luft gegriffen. »Was soll denn sein?«
    Rafe zog sich seine Jacke an und schwang sich den Rucksack auf den Rücken, dann grinste er sein schiefes Grinsen. »Alles klar. Treffen wir uns dann morgen Abend in der Stadt?«

Dreizehn

    R afe gewann die Diskussion über unsere Herangehensweise ohne nennenswerten Widerstand von meiner Seite. Am nächsten Abend trafen wir uns in der Stadt, vor dem ersten Laden auf unserer Liste. Zu Hause hatte ich mir fest vorgenommen, Rafe zu sagen, wie toll ich es fand, dass er am Abend zuvor dem Fremden beim Reifenwechsel geholfen hatte, aber Rafe war ganz auf unsere Aufgabe fixiert und gab mir keine Möglichkeit, über etwas anderes zu reden.
    Wir standen unter der gestreiften Markise von Smitty’s, dem örtlichen Gemischtwarenladen. Es war das älteste Lebensmittelgeschäft in Tillinghast, und der Besitzer war für sein soziales Engagement bekannt. Wir rechneten uns gute Chancen aus.
    »Was hätten wir denn gerne von ihm?«, fragte Rafe.
    Ich warf einen Blick auf meine Liste. »Ein paar Kästen Limo oder eine Kiste Chips. Oder beides.«
    »Ich würde sagen, beides. Einverstanden?«
    »Klar. Und was wollen wir sagen?«
    Rafe ging an mir vorbei und zog die Tür auf. »Lass mich reden. Ich glaube, ich kann so was besser als du.«
    Bevor ich Gelegenheit hatte, beleidigt zu sein, betrat Rafe den Laden und fragte den Verkäufer, ob er mit dem Inhaber sprechen könne. Kurz darauf tauchte ein verhutzelter alter Mann aus einem Lagerraum auf. Er trug eine abgewetzte Strickjacke, die die Farbe von Haferbrei hatte und ihm um den mageren Oberkörper schlackerte. In der Kühle des Ladens zog er sie fester um sich.
    »Ich bin Smitty, der Besitzer. Was kann ich für euch tun?«
    Ich war überrascht, dass es tatsächlich einen echten Smitty gab. Der Mann tat mir leid. Er sah müde aus, und dass jemand nach ihm gefragt hatte, schien ihn völlig überrumpelt zu haben. Ich kam mir mies vor, ihn um irgendetwas zu bitten.
    Rafe jedoch zögerte keine Sekunde. Er straffte seine breiten Schultern und streckte Smitty zur Begrüßung die Hand entgegen. »Sir, wir sind Schüler von zwei Schulen hier in Tillinghast. Sie haben ja bestimmt in den Nachrichten von den Erdbeben gehört, von denen so viele Länder betroffen sind …«
    Die nächsten fünf Minuten lang berichtete Rafe in glühenden Worten über die Zerstörung und das Leid, das die Erdbeben über die Menschen gebracht hatten. Seine Schilderung war drastisch, aber zugleich einfühlsam. Je länger Rafe sprach, desto munterer wurde der alte Smitty. Er schien von Rafes Ausführungen geradezu in den Bann geschlagen zu sein.
    Wenig später hatten wir eine Zusage für mehrere Kästen Cola sowie zwei Kisten mit Chips in der Tasche und zogen weiter. Wir klapperten die gesamte Innenstadt von Tillinghast ab. Rafe war unglaublich überzeugend. Kurz bevor wir ein Geschäft oder Restaurant betraten, brummte er noch irgendeine abfällige Bemerkung über Amanda oder die Party, und im nächsten Moment schenkte er dem Besitzer oder Manager oder Filialleiter oder wer

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