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Jenseits des Mondes

Jenseits des Mondes

Titel: Jenseits des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Terrell
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wie schon lange nicht mehr. Vielleicht hatte Rafe genau das im Sinn gehabt. Unter anderem, zumindest.
    Ich beeilte mich mit dem Duschen und Anziehen. Ich sammelte meine Schulsachen, mein Handy und den Haustürschlüssel zusammen, stopfte sie in meine Tasche und stürzte auf den Flur. An diesem Tag konnte ich es gar nicht erwarten, Michael zu sehen.
    Als ich die Treppe herunterpolterte, war mir, als hörte ich unten den Fernseher laufen. Wir besaßen nur ein einziges Gerät im Haus. Es war winzig und stand in der Küche, und ich durfte es nur einschalten, um Nachrichten zu schauen. Morgens sahen meine Eltern grundsätzlich nie fern.
    Kaum hatte ich die Küche betreten, schaltete meine Mutter den Apparat aus. Aber nicht schnell genug: Ich erhaschte noch einen flüchtigen Blick auf einen Nachrichtensprecher vor dem Hintergrundbild eines Asche spuckenden Vulkans. Mein Mut sank. War Ruths Voraussage tatsächlich eingetroffen?
    »Was war das, Mom?«
    »Nichts, Liebes«, antwortete sie rasch. Sie wandte den Blick ab und fuhr fort, Butter auf meinen Toast zu schmieren.
    »Schalt noch mal kurz ein, Mom, bitte.«
    Widerstrebend nahm sie die Fernbedienung in die Hand und schaltete den Fernseher wieder ein. Mit wachsendem Entsetzen hörte ich dem Nachrichtensprecher zu, der davon berichtete, dass ein zuvor erloschen geglaubter Vulkan auf einer Insel vor der grönländischen Küste in der Nacht völlig unerwartet ausgebrochen sei. Aber noch unheimlicher als die Nachricht an sich waren die Filmaufnahmen vom Ausbruch. Blitze zuckten über die Krateröffnung hinweg, und glühend rote Lava wälzte sich über die Hänge des Vulkans ins Tal. Eine gigantische schwarze Aschewolke hing in der Luft. Die Bilder waren erschütternd und machten mich sprachlos vor Angst.
    Ruths Prognose hatte sich bewahrheitet. Jetzt, da ich aus erster Hand sah, welche Zerstörung die Gefallenen entfesseln konnten, geriet mein neuerwachtes Selbstbewusstsein ins Wanken. Ich hatte bei Kael kläglich versagt, und das Ergebnis war diese Katastrophe. Wie sollte ich die Gefallenen besiegen, wenn sie solch unvorstellbare Macht besaßen?
    Die Spur der Verwüstung, die der Ausbruch selbst hinterlassen hatte, war gar nicht mal so schlimm. Viel schlimmer würden die mittelbaren Folgen der Naturkatastrophe sein, deren volles Ausmaß sich erst in den kommenden Tagen und Wochen entfalten würde. Den Worten des Nachrichtensprechers zufolge sei mit einer Lebensmittelknappheit und dem Ausbruch von Pandemien zu rechnen, sollte sich die Aschewolke – wie führende Wissenschaftler berechnet hatten – über ganz Europa ausbreiten.
    Es war genau so gekommen, wie Ruth es vorausgesagt hatte.
    Jetzt wusste ich, wieso Rafe in der Nacht zuvor gemeint hatte, dass es keinen Unterschied mehr mache, wenn wir unsere Kräfte auch außerhalb der Wiese einsetzten. Ob die Gefallenen wussten, wo wir waren und was wir taten, war nicht länger von Belang. Das zweite und dritte Siegel waren geöffnet worden, und die nächsten würden bald folgen. Es gab keinen Grund mehr, sich zu verstecken.
    Als Michael mich abholen kam, beschlossen wir, den Unterricht zu schwänzen und stattdessen Rafe zu suchen. Wir mussten unbedingt mit ihm sprechen. Wir einigten uns, dass die Wiese der beste Ausgangspunkt unserer Suche wäre, und fuhren schnurstracks dorthin.
    Während wir über die schmalen Landstraßen holperten, dachte ich an Ruth. Die Nachricht über den Vulkanausbruch hatte sie bestimmt in Panik versetzt. Sie begriff die Tragweite der Ereignisse besser als jeder andere – mit Ausnahme von Michael und mir natürlich. Ich hätte sie gern persönlich getröstet, aber fürs Erste musste eine SMS reichen.
    Hastig tippte ich: Du hast recht gehabt. Aber mach dir keine Sorgen, wir kümmern uns drum.
    Es war nicht viel, aber mehr konnte ich ihr im Moment nicht bieten.
    Kaum hatte ich auf Senden gedrückt, piepste mein Handy. Die arme Ruth musste die ganze Zeit auf eine Nachricht von mir gewartet haben. Natürlich mach ich mir Sorgen! Passt bloß auf euch auf. Auf uns alle .
    Ich hatte gerade begonnen, ihr zu antworten, als der Wagen mit einem Ruck zum Stehen kam und Michael rief: »Da ist er!«
    Gott sei Dank!
    »Hast du die Nachrichten gesehen?«, fragte Michael, sobald wir in Rufweite waren.
    »Ich musste nicht auf die Nachrichten warten, um zu wissen, dass zwei weitere Siegel geöffnet wurden«, antwortete Rafe etwas leiser.
    »Du hast gestern Abend schon gewusst, dass es passieren würde, oder?«, sagte

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