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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Jahren wieder hier. Bei Grace.« Die Härte in seiner Stimme schmolz. »Sobald der Rausch dieses Sommers verflogen ist, wird sie ihn vergessen haben. Langmut hat noch nie zu ihren Stärken gezählt.«
    Cecily umschlang seinen Ellenbogen mit beiden Armen und presste ihre Wange an seine Schulter, sah ihren Bruder von unten herauf an. Seine Augen waren auf die Silhouetten von Jeremy und Grace gerichtet, in die wieder Bewegung gekommen war; in ein Gespräch vertieft, ohne sich zu berühren, aber einander so nahe, wie es gerade noch schicklich war.
    »Sie gehört zu mir, Sis. Und sie wird sich daran erinnern. Das weiß ich.«

10
    Für einige Stunden glich der strenge Bau des Colleges einem Tollhaus. Einhundertzwanzig junge Männer hatten sich auf dem Korridor vor dem Zimmer des stellvertretenden Kommandanten gedrängt, um ihren Namen auf den ausgehängten Listen zu entdecken. Überraschte Laute gingen in Freudenschreie über und wurden von Schulterklopfen und rippenquetschenden Umarmungen begleitet. Einige der jungen Männer bekamen weiche Knie vor Erleichterung, andere bissen sich enttäuscht auf die Lippen, und nicht wenige hockten sich niedergeschmettert auf die Stufen, den Kopf in den Händen vergraben, zusätzlich noch niedergewalzt von der Schmach, dass man zu Hause durch die vorab an die Eltern oder den Vormund verschickten Prüfungsergebnisse bereits über ihr Versagen Kenntnis besaß.
    »Vierzehnter!!« Simon, auf Roystons breitem Rücken Huckepack getragen, brüllte es jedem Kadetten entgegen, dem sie auf ihrem Weg ins Freie begegneten. »Vier-zehn!« In der einen Hand schwenkte er seine Kadettenkappe, in der anderen den kostbaren Umschlag aus dem Heeresministerium, den die Kadetten, deren Namen auf der Liste markiert gewesen waren, nebst einer Glückwunschfloskel beim stellvertretenden Kommandanten hatten abholen können. »Vi-hiieer-zehn!«, jodelte er im Vorbeitraben auf Freddie Highmore hinab, unbeeindruckt von dessen finsterer Miene über dem geöffneten Umschlag.
    Hinter ihnen lachte Leonard, einen Arm um einen wie versteinert wirkenden Jeremy gelegt, den anderen um einen selig vor sich hin grinsenden Stephen. »Hoffen wir, dass uns das Glück weiter hold ist und wir diese Visage nie wieder sehen müssen!«
    »Heiliger Strohsack, bist du schwer geworden«, schnaufte Royston, als er draußen vor dem Gebäude bockte wie ein unleidlicher Ackergaul, um Simon abzuschütteln. »Du hast die letzten Wochen bestimmt nicht nur von Luft und Liebe gelebt!« Er riss sich die Kappe vom Kopf, die ihm in den Nacken gerutscht war, und ließ sich wie die anderen auf den Rasen fallen. Mit dem Handrücken fuhr er sich über das nasse Gesicht, auf dem die Julisonne noch mehr Schweiß hervorperlen ließ, und lachte seine Freunde dann reihum an. »Habe ich es nicht immer gesagt: Die dreizehn ist meine Glückszahl!«
    »War es neulich nicht die neunzehn? Neunzehn wie die neunzehn Lenze, die eine gewisse junge Dame ...« Leonard brach in Gelächter aus, als Royston mit seiner Kappe auf ihn eindrosch. »Halt die Klappe und mach endlich deinen Umschlag auf!«
    »Jeremy, fang du an, du bist der Älteste«, rief Simon.
    Stumm starrte Jeremy auf den Umschlag in seiner Hand, der so schwer wog wie Blei. Dass er es tatsächlich geschafft hatte, dass er seinen Namen an vierter Stelle auf den Listen fand, mit lächerlichen fünf Bewertungspunkten Abstand gleich hinter Leonard, war für ihn wie ein Schock gewesen und rief sein altes Misstrauen gegenüber dem Schicksal wach. Die Nackenhaare stellten sich ihm auf bei der Vorstellung, in sein altes Regiment zurückberufen zu werden, seinen früheren Kameraden, die für Jeremy Danvers und seine hochfliegenden Pläne nur Hohn und Spott übrig gehabt hatten, als Vorgesetzter gegenüberzutreten.
    »Nein, du zuerst«, gab er langsam zurück und legte den Umschlag vor sich auf den Boden.
    Mit hoffnungsvollem Grinsen riss Simon sein Kuvert auf und keuchte auf, als er die Zeilen überflog.
    »Was ist?« – »Sag schon!« – »Raus mit der Sprache!«
    Das Schreiben an die Brust gepresst, warf Simon sich auf denRücken, strampelte mit den Beinen und lachte in den Himmel hinauf, der ihm noch nie zuvor so blau vorgekommen war. »Royal Sussex«, japste er. »Erstes Bataillon!«
    Keiner seiner Freunde neidete ihm dieses Regiment, und doch wünschte sich jeder von ihnen, dort selbst einen Posten zu erhalten. Im Zuge der jüngst erfolgten Heeresreform aus der Verschmelzung zweier alter Regimenter

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