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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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entstanden, konnte vor allem das Erste Bataillon über den königlichen Ehrentitel hinaus auf eine lange Reihe von Auszeichnungen für siegreiche Schlachten in den fast zwei Jahrhunderten seiner Geschichte zurückblicken. Gibraltar. Québec. Martinique. Havanna. Santa Lucia. Maida. Eine Ehre, dort dienen zu dürfen; ein ungeheurer Glücksfall, dass das Regiment seinen Sitz in Chichester hatte, einem hübschen, geschichtsträchtigen Städtchen rings um eine normannisch-gotische Kathedrale. In der fruchtbaren, smaragdgrünen Küstenebene von West Sussex zwischen den Hügeln der South Downs und der Küste eingebettet, war Chichester nur einen Katzensprung vom Hafenort Havant entfernt, knapp fünfundvierzig Meilen südlich von Guildford und an der Bahnlinie zwischen Waterloo und Portsmouth.
    Ich bleibe in Adas Nähe.
    Einen Wimpernschlag lang herrschte Stille, dann ergoss sich lärmender Jubel über Simon.
    »Los, Stevie – jetzt du!«
    Stephen, noch trunken davon, wider Erwarten nicht nur bestanden, sondern gar einen hervorragenden elften Rang belegt zu haben, öffnete behutsam seinen Umschlag. Ein Lächeln entzündete sich auf seinem Gesicht, breitete sich zu einem hellen Leuchten aus, und er raunte ungläubig: »Royal Sussex. Erstes Bataillon.« Überglücklich ließ er das Gebrüll und die Rippenstöße seiner Freunde über sich ergehen.
    »Alter vor Schönheit, mein Lieber!« Royston, der zwei Monate jünger war als Leonard, deutete auf den Umschlag in dessen Händen.
    Als hätte es nie auch nur den Hauch eines Zweifels gegeben, hielt Leonard das Blatt hoch, ein triumphierendes Strahlen auf seinen Zügen. »Ich komme mit, Jungs! Auf nach Chichester!«
    Unter dem tosenden Beifall der anderen rupfte Royston sein Kuvert auf, las das an ihn gerichtete Schreiben und atmete tief aus. Er legte die Hand über die Augen und seufzte auf. »Je nun! Es wäre auch zu schön gewesen ...« Er hob den Kopf und machte eine schicksalsergebene Geste. Die betroffenen Blicke der Runde erwiderte er mit einem betrübten Nicken, das unvermittelt einem listigen Lächeln wich. »Jetzt muss ich euch doch noch einige Zeit ertragen!«
    »Wie famos!« – »Verdammt, Roy, hast du uns einen Schrecken eingejagt!« – »Glückwunsch, du oller Phrasendrescher!« Eine Kaskade von Freudenrufen und Schulterklopfen prasselte auf seine massige Gestalt nieder, die er mit gelassenem Grinsen über sich ergehen ließ.
    Gebannt richteten sich die Augen der vier auf Jeremy, der mit unbewegter Miene den Umschlag vor sich anstarrte. Mit jedem Kuvert, das geöffnet worden war, waren nach allen Gesetzen der Wahrscheinlichkeit seine eigenen Aussichten, ebenfalls in das Royal Sussex einzutreten, geschwunden. Jeremy hoffte jedoch inständig, einem zumindest gleichwertigen Regiment zugeteilt worden zu sein. Vielleicht dem Queen’s Royal West Surrey in Guildford oder dem Berkshire in Reading. Welche Entscheidung man jedoch in der Horse Guards Avenue in London für Kadett Jeremy Danvers auch immer getroffen hatte – sie war nicht mehr zu ändern. Wie in Stein gemeißelt war sie, niedergeschrieben in diesem Brief.
    Äußerlich ungerührt, innerlich jedoch zum Zerreißen angespannt, nahm er das Kuvert, öffnete es und faltete das Schreiben auseinander. Zwischen seinen zusammengezogenen Brauen erschienen zwei Kniffe, während seine Augen, dunkel und glatt wie polierter Stein, wieder und wieder über die Zeilen glitten.
    »Mach’s nicht so spannend!« – »Raus mit der Sprache!«
    Mit einer Stimme, die trocken und spröde klang wie herabgefallene Blätter im Herbst, sagte er so leise, dass es kaum zu verstehen war: »Royal Sussex. Ers–«
    Aufheulend wie ein Rudel Wölfe stürzten sich die vier auf ihn; wie junge Hunde balgten sie sich unter hervorbrechenden Lachsalven auf dem Rasen und ergingen sich in rohen Umarmungen. Die Tür zu einer neuen Welt hatten sie aufgestoßen, zu einer Welt voller Wunder und Abenteuer. Stark und unverwundbar waren sie wie junge Götter, gierig danach, das Leben mit beiden Händen zu packen und sein Mark bis zur Neige auszusaugen.
    Aus dem Knäuel an jungen Leibern reckte sich Simon empor; den Kopf in den Nacken gelegt, peitschte er mit den Zeigefingern in die Luft und brüllte zum Himmel hinauf: »Wir sind die Größten! Die Allerallergrößten! Uns gehört die Welt!«

11
    Ein heftiger Regenschauer in den frühen Morgenstunden hatte die sommerstaubige Luft reingewaschen, und während die Sonne die letzten Wolkenfetzen beiseitedrängte,

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