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Jenseits des Protokolls

Jenseits des Protokolls

Titel: Jenseits des Protokolls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Wulff , Nicole Maibaum
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Beatrix, bei uns zu Gast in Berlin. Jeden Tag, zu jedem Anlass eine neue Frisur, ein neues Designerkleid, neue Schuhe, anderer Schmuck und dazu immer dieses strahlende Lächeln. Ich weiß nicht, ob es aufgesetzt ist oder nicht. Prinzessin Máxima ist eine klasse Frau, wahnsinnig taff und sehr schlau. Sie weiß genau um ihre Wirkung und was zu einem Auftritt in der Öffentlichkeit dazugehört. Ich war beeindruckt, wie jemand dieses Spiel der Medien derart perfekt beherrscht und bedient. Hut ab oder besser gesagt: Hut auf! Denn auch was die Gute an Kopfbedeckungen aus dem Koffer zauberte, zum Beispiel diese riesigen Wagenradhüte – ich staunte nicht schlecht. Bei dem Aufwand, den Máxima wie selbstverständlich betrieb, was die Präsentation ihres Landes betrifft, wurde mir ganz schwindelig. Wenn wir gemeinsam für die Fotografen posierten, überlegte ich schon: Sitzen meine Haare auch so perfekt? Ist mein Kleid die richtige Wahl gewesen? Hätte ich nicht doch noch eine Kette tragen sollen? Denn natürlich wusste ich um die Boulevardpresse, die am nächsten Tag in Schneewittchen-Manier die Frage klären wird: »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im Land?«
    Doch bei all der Bewunderung für Máxima muss ich auch sagen: Was ist das für ein Dasein? Permanent, jeden Tag, jede Woche werden Prinzessinnen von der Öffentlichkeit und den Medien kritisch beäugt. Ist sie zu dick? Ist sie dünn? Ist sie schwanger? Ist sie angemessen gekleidet? Ist sie noch glücklich oder kriselt es in der Ehe? Das muss ein unglaublicher Druck sein, unter dem die Damen stehen. Und: Sie können nicht nach einer gewissen Zeit einfach in ein normales Leben zurückkehren. Wenn ihnen der Rummel zu viel wird, wenn sie keine Lust mehr haben – sie müssen trotzdem versuchen zu lächeln und weitermachen. Prinzessin zu sein, das ist ein ziemlich harter Job, und das auf Lebenszeit. So habe ich das wahrgenommen und dachte daher auch in dem einen oder anderen Moment, wenn ich neben einer Prinzessin wie Máxima, Spaniens Prinzessin Letizia oder der schwedischen Kronprinzessin Victoria stand: »Zum Glück bin ich nur die Frau des Bundespräsidenten. Mein Dasein in dieser Rolle, in dieser Funktion ist zeitlich begrenzt. Wenn das hier vorbei ist, dann kehre ich zurück nach Großburgwedel in ein ganz bürgerliches Leben.«
    Nun, wo ich genau wieder hier in Großburgwedel bin, erscheinen mir diese Begegnungen mit den verschiedenen Politikern und mitunter Prominenten zwar nicht wie ein Traum, aber sie rücken von Tag zu Tag immer ein Stück weiter in den Hintergrund. Weil es nicht mehr wichtig ist und weil man selbst auch nicht mehr wichtig ist. Denn natürlich streichen eine Michelle Obama oder eine Prinzessin Máxima mich von ihrer Liste der vermeintlich bedeutenden Frauen. Eine andere, die nächste hat meinen Platz eingenommen. Als Frau des Bundespräsidenten bist du zu einem großen Teil austauschbar. Genauso schnell, von heute auf morgen, wie du plötzlich dazugehört hast, kannst du auch wieder draußen sein. Was nicht heißen soll, dass ich deswegen bittere Tränen weine. Es ist einfach Teil des Systems.
    Manchmal ist es merkwürdig, jetzt in den Kalender zu schauen. Zahlreiche Termine waren monatelang im Voraus geplant, und so kam es in den ersten Tagen und Wochen nach Christians Rücktritt vor, dass ich dachte: »Ach, jetzt würdest du ja eigentlich den Präsidenten der Mongolei im Schloss begrüßen« oder »Nächste Woche hättest du zur Rateshow mit Kai Pflaume gemusst«. Aber ich merke, wie auch dies nach und nach verblasst. Ohne Zweifel: Sich mit einer Michelle Obama zu unterhalten, mit Prinzen und Prinzessinnen an einem Esstisch zu sitzen oder den Papst zu treffen, das werde ich nicht vergessen. Ich habe Dinge erlebt, die ich sonst sicher nie hätte erleben können. Allein schon mit der Flugbereitschaft der Bundeswehr zu fliegen, das ist etwas ganz Besonderes. Anders kann ich das nicht beschreiben. Auch wenn zumeist eine Delegation an anderen Politikern und Unternehmensvertretern dabei waren, hatten Christian und ich einen Bereich für uns. Es gab leckeres Essen, man konnte Fernsehen schauen, sogar eine Dusche gab es an Bord, um sich schnell wieder frisch zu machen, hoch über den Wolken von einem Termin zum anderen. Ich habe Länder gesehen, in die mich unter anderen Umständen nie mein Weg hingeführt hätte. Aber dies war ein Teil meines Lebens, der abgeschlossen ist.
    Nun steht in meinem Kalender wieder »15.30 Uhr,

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