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Jenseits des Protokolls

Jenseits des Protokolls

Titel: Jenseits des Protokolls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Wulff , Nicole Maibaum
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einer gezielten Negativkampagne uns gegenüber abgelöst. Nahezu alle Zeitungen und Magazine, sei es der Stern , der Focus , der Spiegel , die FAZ , alle Springer-Blätter, selbst die Sport - und Autobild , haben sich auf uns gestürzt. Sie hatten sich darauf versteift, Skandalöses zu finden. Irgendetwas, was sie uns noch anlasten können. Noch stärker als zuvor haben die Journalisten intensiv in unserem Umfeld recherchiert. Freunde und Bekannte wurden kontaktiert, das Magazin Der Spiegel fragte sogar bei meinem Bruder bezüglich eines Interviews an.
    Ich wusste, dass die Journalisten und Redakteure graben – in der Vergangenheit meines Mannes und auch in meiner. Sie haben aber durchaus differenziert zwischen Christian, mir und uns als Paar. Im Nachhinein kann ich sicher sagen, dass ich in der Presse relativ gut abgeschnitten habe, im Gegensatz zu Christian. Jedoch umso ärgerlicher war und ist es für mich, dass wir oftmals über einen Kamm geschoren und in einen Topf geworfen wurden und auch noch immer werden.
    Apropos: Ich denke schon, dass wir beziehungsweise mein Mann mit Informationen hätte durchaus anders umgehen sollen. Statt erst nach jeder einzelnen Anfrage ein Statement abzugeben, wäre es klüger und souveräner gewesen, sich einmal offensiv zu erklären. Das hätte uns sicher Einiges erspart, auch mit Blick in die Zukunft.
    Es ist einfach so: Da hat man zum Beispiel Plätze und Orte für sich gefunden, an denen man sich wohlfühlt und abschalten kann, und dann machen es andere, eben vor allem die Medien, einem madig. Sie sorgen dafür, dass selbst schönste Erinnerungen plötzlich mit einem Schatten belegt sind. Es gibt jetzt immer ein »Aber«, wenn ich an Sylt, Mallorca oder die Toskana denke. Mehr noch: Mir ist die Lust auf Urlaub vergangen. Ich kann kaum noch irgendwo hinfahren und mich entspannen. Immer und überall muss ich befürchten, dass man mir hinterherspioniert und Fragen stellt wie »Na, hat die das Zimmer günstiger bekommen? Bezahlt die überhaupt etwas oder ist die ganz dicke mit dem Besitzer?«.
    Ich habe das im November 2011 gemerkt. Da war ich mit meinen beiden Söhnen Linus und Leander ein paar Tage auf Norderney, im Hotel Seesteg. Ich mag diesen Ort und dieses Hotel. Doch selbst dort kann ich mich nicht mehr wirklich frei bewegen. Eine Hotelangestellte erzählte mir damals, dass andere Hotelgäste wohl die Bild -Zeitung informiert hätten, die dann anrief und fragte, wie das denn so sei. Ob ich ein vergünstigtes Zimmer bekommen hätte. Um es klar zu sagen: Nein, ich habe den ganz normalen Preis gezahlt. Wie jeder andere Gast auch.
    Apropos Journalisten: Es waren Wochen, diese Zeit von Dezember 2011 bis schließlich zu Christians Rücktritt im Februar 2012, in denen ich aufpassen musste, nicht zum Menschenhasser zu werden. Journalisten per se waren für mich wie ein rotes Tuch. Was, wenn mir einer von denen über den Weg läuft? Wenn man sich beispielsweise einfach völlig unbeobachtet irgendwo beim Gang zur Toilette trifft? Wenn man zufällig auf dem Flughafen gemeinsam in der Warteschlange beim Check-in steht? Oft habe ich mögliche Szenarien in Gedanken durchgespielt, auch weil es meinem angestauten Ärger und meinen aufgestauten Aggressionen guttat. Und dann, wenn ich gedanklich richtig in Rage war, habe ich dem einen oder anderen Journalisten und Chefredakteur einmal ordentlich gegen das Schienbein getreten. Auch einem Kai Diekmann. Denn das wäre meine normale Reaktion. Aber eine solche Szene werde ich keinem Fotografen liefern. Ich kann mich gut beherrschen und meine Bedürfnisse im Zaum halten. Ich schiebe meine Verärgerung ein Stück weit beiseite und hoffe, dass ich als Bettina Wulff bald uninteressant für die Medien bin. Zumindest, wenn es um die Verleumdungen und meine Vergangenheit als Gattin des Bundespräsidenten geht. Ich konzentriere mich auf meinen Job, auf meine Termine, auf meine Kinder, auf unsere Zukunft als Familie. Und dabei denke ich und gehe davon aus, dass man sich mindestens zweimal im Leben sieht. Auch mit einem Kai Diekmann wird es für mich ein Wiedersehen geben, da bin ich mir fast sicher.
    An der exponierten Stellung der Bild -Zeitung wird das, was ich denke und sage, rein gar nichts ändern. Die Bild wird weiterexistieren, sie wird weiter die Zeitung mit der höchsten Auflage sein und das auch bleiben wollen. Darum wird sie nichts an ihrem Konzept ändern. Da bin ich realistisch und emotionslos. Wie erwähnt: Ich habe zur Bild durchaus auch

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