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Jenseits des Protokolls

Jenseits des Protokolls

Titel: Jenseits des Protokolls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Wulff , Nicole Maibaum
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selbst bestimmen und er stellte bewusst Pfingsten 2006 den Kontakt zur Bild -Zeitung und auch den anderen Medien her, die bereits in den Tagen davor Anfragen an den Pressesprecher meines Mannes gestellt hatten. Christian und Christiane gaben ihre einvernehmliche Trennung bekannt. Anschließend wählten wir für unseren offiziellen gemeinsamen Auftritt als Paar gut eine Woche später, am 14. Juni 2006, das bereits erwähnte Public Viewing anlässlich der Fußball-WM.
    Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte: Wie interessant auch ich alleine plötzlich für die Medien sein würde und dass dies bedeutete, sich komplett wohl oder übel von einem Privatleben verabschieden zu müssen. Wohnungssuche, Hochzeit, Schwangerschaft, Geburt des Kindes – selbst die für einen normalen Menschen privatesten Erlebnisse und Entscheidungen waren plötzlich öffentlich beziehungsweise meinten einige Medien, dass sie für die Öffentlichkeit von Interesse seien. Und bevor da irgendwelcher Unfug über uns verbreitet und oder unser Freundes- und Verwandtenumfeld abtelefoniert wurde, um irgendeine Neuigkeit zu erfahren, denn auch das war nahezu Alltag, haben mein Mann und ich versucht, manche Themen gegenüber der Presse selbst zu steuern – auch gegenüber der Bild -Zeitung. Es ist Fakt: Wenn man in Deutschland einen bestimmten Grad an Öffentlichkeit erreicht hat, kommt man nicht um die Bild herum. Auf einer gewissen Ebene gilt es, mit dem Blatt zurechtzukommen. Und, das streite ich nicht ab, es eventuell auch zu nutzen, um Dinge bekannt zu machen, bevor andere spekulieren.
    Ein gutes Beispiel ist da die Nachricht Anfang Dezember 2007 über meine Schwangerschaft. Christian befand sich zu dieser Zeit mitten im Wahlkampf zur Landtagswahl in Niedersachsen. Eine Presse, die über sein Privatleben munkelt, konnte er da nicht gebrauchen. So bestätigte der Sprecher meines Mannes die Anfrage der Bild -Zeitung Hannover, ob ich schwanger sei. Sie hatten, das muss man sich einmal vorstellen, völlig verrückt, von einem bei meiner Gynäkologin wartenden werdenden Vater einen Hinweis erhalten. Dieser Mann hatte mich in der Praxis mit dem Mutterpass gesehen. Ich war damals bereits im fünften Monat, also über die kritischen Wochen hinaus und lange hätte sich die Schwangerschaft sowieso nicht mehr verbergen lassen. So gesehen war die Bekanntgabe für mich Ordnung, zumal ich nicht schlecht staunte, als ich merkte, was geschrieben werden kann, wenn dem einen oder anderen Journalisten das Futter zu einem Thema ausgeht. Schwarz auf weiß meinte zum Beispiel am 23. März 2008 die Bild am Sonntag bezüglich meiner Schwangerschaft: »Bettina Wulff ist im siebten Monat schwanger, erwartet ein Mädchen.« Da habe ich echt lachen müssen und dachte nur: »Mensch, liebe Bild , da weißt du ja mehr als ich. Ich dachte, ich sei bereits im achten Monat. Und: Ein Mädchen wird es also? Mir hat man gesagt, es wird ein Junge.«
    So gab es durchaus auch Meldungen, über die ich nur verdutzt den Kopf geschüttelt habe. Ein anderes Beispiel von dieser Sorte ist die Behauptung einer Zeitung im Mai 2011, ich hätte sogar zwei Tätowierungen. Da habe ich erst einmal an mir heruntergeschaut und fragte mich: »Interessant. Na, wo bist du denn, du zweite Tätowierung? Ich kenne dich ja noch gar nicht.« Obgleich mich derartige Artikel für einen kurzen Moment fast amüsierten, haben sie mich auch verärgert. Die Presse verbreitete in der Öffentlichkeit zum Teil ein falsches Bild von mir, dazu gehörten natürlich vor allem die ganzen Andeutungen über eine vermeintliche Vergangenheit als Escort-Dame und sie bestätigte unterm Strich somit einmal mehr mein Wissen: Es geht um die Auflage, und um die zu machen, werden manchmal auch Dinge geschrieben, die schlichtweg falsch sind.
    Ganz eindämmen konnten mein Mann und ich eine derartige Berichterstattung nicht. Aber wir konnten versuchen, zu einigen Medien eine Beziehung aufzubauen, um von Anfang an Falschmeldungen, Missverständnissen oder Übertreibungen zu begegnen.
    Bereits als Christian noch Ministerpräsident von Niedersachsen war, entwickelte sich daher ein recht guter Draht zu der Bild -Zeitung in Hannover. Es gab eine bestimmte Mitarbeiterin, die vertrauensvoll vom Sprecher meines Mannes mit Informationen zu ihren Anfragen versorgt wurde, die uns auf offiziellen Reisen begleitete und mit der ich mich zu Exklusiv-Interviews verabredete. Ganz ohne Zweifel war uns die Bild -Zeitung zu diesen Zeiten sehr wohlgesonnen,

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