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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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konnte ich damit nicht.
    „Was ist das?“
    „Die Frauen befestigen es an ihrem Oberarm. Für die Männer.“
    „Für die Männer?“
    „Ja, dieses hier gehörte meiner Mutter, und mein Vater war es, der es ihr wieder abnahm. Kurz drauf war ich dann unterwegs.“
    Oh ha. „Du … du meinst …?“
    „Ja.“ Er grinste breit. „Damit wird uns Männern signalisiert, dass ihr Frauen willig seid. Also wenn du es tragen möchtest, nur zu.“
    Keine Ahnung, was in dem Moment für ein Gesicht gemacht hatte, aber Pal prustete aus vollem Hals los, und damit war die Stimmung wieder gehoben.
    Den Rest der Zeit alberten wir miteinander rum. Er hielt immer vorsichtig Abstand, als wollte er mich nicht bedrängen. Es machte Spaß mit ihm, und er zog sogar ein paar den Klamotten an, einfach um mich zum Lachen zu bringen. In einem sah er aus, wie Xena die Kriegerprinzessin. Ein anderes erinnerte mich an die Tänzerinnen aus Rio, mit Federn und Kopfschmuck.
    Wir zogen dann auch noch die zweite Kiste hervor, und schlussendlich entschied ich mich für einen Rock – ich denke, dass man dieses Teil so bezeichnen konnte. Es war grün, reichte bis auf den Boden, und war bis zu den Knien geschlitzt. Links und rechts war ein Streifen milchig durchsichtig, aber damit konnte ich leben. Dazu zog ich eine Art Poncho an, der mit unzähligen Fransen überseht war. Es war weiß mit goldenen Fäden durchzogen, und der Ausschnitt war so groß, dass er mir immer über die Schulten rutschte. Aber mit meiner Unterwäsche darunter ging das schon in Ordnung. Schuhe hatte ich ja noch meine eigenen.
    Als ich Pal erlaubte mich zu begutachten, fing er wieder an zu lachen, und ich konnte nur mit einstimmen. Ich sah aus wie ein Clown, doch besser wie die klammen, und verdrecken Sachen, war es allemal.
    Wir brachten meine Wäsche nach unten zu einem Bottich, in den ich sie warf. Er versprach, dass sie bis morgen sauber sein würde, und auch wenn es mir gar nicht gefiel, meine wenigen Habseligkeiten aus den Augen zu lassen, musste ich doch ein wenig Vertrauen in seine Worte haben.
    Danach gingen wir für ein kleines Abendessen in die Küche. Naja, mein Abendessen war klein, nur eine Frucht, die lila schimmerte, und sich Glusglu nannte. Beim ersten Blick war ich noch ziemlich misstrauisch, aber sie war so lecker, dass ich zwar langsam, aber alles aufaß. Pal dagegen haute sich seinen Teller mit allem was der Kühlschrank hergab so voll, dass davon eine Fußballmannschaft satt geworden wäre. Dieser Kühlschrank unterschied sich auch von denen, die ich kannte. Er war aus Holz gefertigt, es gab keine sichtbare Kühlung, die die Kälte darin erklären würde. Aber das Essen war kalt.
    Die ganze Küche strahlte diese Andersartigkeit aus. Nirgends schien es Strom zu geben, keine Technik, und trotzdem funktionierte alles. Nur wie? Genau das fragte ich dann auch.
    „Na mit Magie, womit den sonst?“
    Ja, womit den sonst. „Magie gibt es nicht.“
    Das seltsame Sandwich, das auf halbem Wege zu seinem Mund war, stoppte in der Luft. „Ist das dein ernst? Willst du damit sagen, da wo du herkommst, gibt es keine Magie?“
    „Natürlich nicht. Magie ist ein Märchen, genau wie …“ Ich verstummte, als mir plötzlich wieder klar wurde, wen, oder besser gesagt was, ich da vor mir hatte.
    „Genau wie ich?“ Sein linker Mundwinkel zog sich langsam nach oben.
    Okay, sollte das heißen … konnte das … Magie? Ich … das … okay, jetzt mal ganz langsam. Sollte das heißen, ich befand mich an einem magischen Ort? Das war … naja, nicht viel unrealistischer als der Werwolf vor mir, der sich grade die Reste seines Essens in den Mund schob. „Komm, wir müssen los, sonst bekommen wir keine Plätze mehr.“ Kurz hatte es den Anschein, als wollte er meine Hand greifen, und mich aus dem Raum ziehen, aber dann überlegte er es sich wohl noch mal, und winkte mich einfach nur mit sich.
    Ich stieß mich von der Anrichte ab. „Plätze? Wofür?“
    „Du wirst schon sehen.“
    Irgendwie war das nicht die Erklärung, die ich mir erhofft hatte.
     
    °°°
     
    Der Raum in den er mich führte war rappelvoll. Männer und Frauen jeglichen Alters drängten sich dicht an dicht vor einer Wand die komplett aus schwarzem Glas zu bestehen schien. Wie ein riesiges Fenster, nur konnte man halt nicht durchsehen. Auch eine Handvoll Kinder lungerte zwischen den Erwachsenen herum, darunter sogar ein neugeborenes Baby. Ein paar hatten sich Plätze auf der Couchgarnitur ergattern können,

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