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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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mir irgendein Geruch so extrem anhaftete, das jegliches Duschgel versagte. Also auch wenn ich eine Katze mein eigen nannte, konnte ich nicht so schlimm danach stinken, wie hier alle behaupteten.
    „Du kannst uns nicht an Wulf messen, er ist montan nicht ganz er selbst.“
    „Ich weiß, das wurde mir bereits gesagt, und doch rechtfertig es nicht das was er tun wollte.“
    Einen Moment sah Pal so aus, als wollte er noch etwas sagen, ließ es dann aber, und hockte sich vor die Truhe, um den schweren Eisenbeschlag zu öffnen. „Boa hat hier die Kostüme aus den ganzen letzten Jahren gesammelt. Da hinten steht noch eine, falls wir hier nichts finden. Bei so vielen Leuten kommt halt ganz schön was zusammen. Auch von mir müssen noch ein paar dabei sein. “ Er lächelte schief, als versuchte er die Stimmung wieder etwas aufzulockern. Es misslang gründlich. „Komm, und sieh es dir an.“
    Hm, okay, warum nicht. Bisher war er ja auch freundlich gewesen. So von jetzt auf gleich würde er sicher nicht auf den Gedanken kommen, ein wenig an mir rum zu knabbern. Naja, das hieß, solange ich ihm keinen Grund dazu gab, und das hatte ich nicht vor. Auch wenn ich gerade nicht so recht wusste, was da mit mir falsch lief, ich hing doch an meinem Leben.
    Ich nährte mich der Truhe, hielt aber weiter Abstand zu ihm. Hier oben allein mit ihm auf dem Dachboden, war es doch etwas ganz anderes, als dort draußen im Wald. Weniger Fluchtmöglichkeiten. Ich fühlte mich eingeengt, und unsicher. Trotzdem griff ich nach einem gelben Stoff, der sich als Rock entpuppte. Oder wenigstens etwas in der Art. Auf beiden Seiten war er bis zur Hüfte geschlitzt. Das waren eigentlich nur zwei Stofftücher, die durch einen goldverzieren Gürtel zusammengehalten wurden.
    „Den hat meine Mutter vor ein paar Jahren getragen. Warte, dazu fehlt noch ein Teil.“ Er kramte ein wenig in der Kiste rum, und förderte dann einen breiten Halsschmuck zutage, der auf den Schultern auflag.
    Ich zog eine Augenbraue hoch. „Kein Oberteil?“
    „Ähm … nein.“
    Damit fiel das Teil nun schon mal aus dem Rennen. Ich wiederholte mich nur sehr ungern, aber ich würde hier sicher nicht oben ohne rumrennen. Das nächste Teil das ich rauszog, war nichts weiter als ein paar Stricke, die an strategisch günstigen Stellen miteinander verwoben waren. Okay, das fiel definitiv aus dem rennen.
    „Das würde dir aber wirklich gut stehen“, kommentierte Pal, und zog einen bläulich, schimmernden Stoff heraus. Eine Hose wie tausend und einer Nacht. Schade nur dass sie durchsichtig war.
    „Kleidet ihr euch eigentlich auch mal in irgendetwas, das mehr als den Bauchnabel verdeckt?“
    „Nein, warum auch. So sind wir auf die Welt gekommen. Wir zeigen uns wie wir sind, zeigen wer wir sind, ganz natürlich. Wir haben keinen Grund, etwas zu verbergen. Wenn man sich versteckt, und sei es nur hinter Kleidung, trägt man ein Geheimnis mit sich.“ Er mich grinste frech an. „Und Geheimnisse gilt es immer zu ergründen.“
    Ja, aber sicher doch. „So siehst du es. Da wo ich herkomme, gibt es eine Kleiderordnung. Es gibt halt Menschen, die sich daran stören, andere nackt zu sehen. Das ist etwas heiliges, etwas intimes, dass man nicht mit jedem teil.“
    „Ihr seht den Körper als etwas Heiliges an?“
    Hm, das war wohl irgendwie falsch rübergekommen. Aber ich hatte jetzt auch keine Lust, ihm das zu erklären, also zuckte ich einfach nichtssagend mit den Schultern. „Gibt es hier denn niemanden, der sich daran stört?“
    „Nein.“ Ganz einfach.
    Etwas rotes erweckte meine Aufmerksamkeit. Ich zog es aus der Truhe, und bekam etwas in die Hand, das mich an seidene Armstulpen mit merkwürdigen, metallenen Häkchen erinnerte. Als ich sie es jedoch überzog, fing Pal an zu lachen. „Was ist, warum lachst du?“
    „Weil man das so nicht trägt. Pass auf.“ Er beugte sich vor, und zog es mir wieder vom Arm. Ich spannte mich deutlich an. Als er dann auch noch meinen Arm streifte, war das fast zu viel für mich, und ich musste an mich halten, ihn nicht einfach von mir zu stoßen. Werwolf angreifen, keine gute Idee.
    Pal merkte meine Anspannung natürlich, aber bis auf einen leicht traurigen Blick kam nichts von ihm. Er ließ sich auf den Fußballen zurücksinken, drehte das Stück Stoff ineinander, und fummelte kurz an diesen Hakendingern herum. Dann präsentierte er mir sein Werk. Er hatte die Enden miteinander verbunden, so dass es einen Kreis ergab, aber wirklich etwas anfangen,

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